Blick zurück nach vorn – was Wissenschaftler und Quotenzauberer vorhersagten

Am Sonntag also das Finale in Rio. Wollen doch mal sehen, was vor einem Monat über die Siegchancen der führenden Teams so gesagt wurde – denn jetzt kennen wir die Realität. Werfen wir also einen Blick in die Vergangenheit auf die, die ihn damals in die Zukunft richteten:

Das war Metin Toland, der Physiker aus Dortmund, der die laufende WM 100.000-mal vorab am Computer simulierte. Stolze Leistung. Er stützte sich dabei nur auf die Qualifikationsspiele.

Die Logik: Wenn man sich die Vorspeise genau anschaut, weiß man auch, was es zum Dessert gibt. Oder auch nicht. Tolands Berechnungen zufolge wird Deutschland mit einer Wahrscheinlichkeit von 20,4 Prozent den Titel holen. Auf einen ähnlichen Wert hätte man auch in jeder beliebigen TV-Talkrunde kommen können. Und heute? Die meisten Deutschen halten angesichts der Finalkonstellation eine 50-Prozent-Chance für noch untertrieben.

Die Brasilianer sind die Besten

Und es gab den Statistikprofessor Achim Zeileis aus Innsbruck, der allein die Quoten von Online-Anbieter von Sportwetten analysierte. Weil Buchmacher aktuellste Informationen nutzen, seien deren Prognosen besonders präzise. Seiner Analyse zufolge hatte Brasilien mit 22,5 Prozent die größten Chancen auf den Titel. Auf den weiteren Plätzen Argentinien (15,8 Prozent), Deutschland (13,4 Prozent) und Spanien (11,8 Prozent). Aus den Siegquoten berechnete Zeileis die Spielstärke jeder Mannschaft und daraus die Wahrscheinlichkeit, dass ein x-beliebiges Team gegen ein anders gewinnt. Auch diese Simulationen durchbrachen mehrmals die 100.000er-Marke – in 22,5 Prozent dieser Simulationen jedenfalls wurde Brasilien Weltmeister.

Gegen mehr als die Hälfte aller WM-Teilnehmer hatten die Brasilianer bei Zeileis Siegchancen von über 80 Prozent. Für das deutsche Team hatte der Innsbrucker Chancen von immerhin über 80 Prozent ermittelt, um ins Achtelfinale zu kommen. Ins Finale würden sie es nur mit rund 30-prozentiger Wahrscheinlichkeit schaffen. Klingt doch gar nicht so unrealistisch, Herr Zeileis! Ihr Kollege Toland gibt den Deutschen allerdings höhere Titelchancen. Das müsste man jetzt noch mal schnell nachrechnen und korrigieren.

Ach, der alte Glauben, wenn es um die wichtigen Dinge im Leben geht, könne man mit der richtigen Technik alles irgendwie vorhersagen. Er stirbt bis zur nächsten Fußball WM mit einer Wahrscheinlichkeit von akribisch berechneten 87,3 Prozent sicher nicht aus.