Wenn Sie von Tipico Geld zurückfordern möchten, stehen die Chancen nicht schlecht. Tipico ist als Anbieter von Sportwetten bekannt und offeriert daneben auch andere Formen des Glücksspiels. Dies war aber vor dem Jahre 2021 in den meisten Fällen illegal. Fehlende Lizenzen sind der Grund, warum bereits einige Verbraucher erfolgreich geklagt haben und bei Tipico Geld zurückfordern konnten. Im Folgenden erfahren Sie, wie sich Geld bei Tipico zurückfordern lässt und welche rechtlichen Hintergründe dies untermauern helfen.
Geldforderungen an Tipico – welche Rechtslage gestattet es?
Die Rechtslage, welche dieses Vorgehen begründet, ist eigentlich brandaktuell. Im März 2024 hat der Bundesgerichtshof einen Hinweisbeschluss erlassen. Endgültig darüber entschieden wurde am 27. Juni 2024. Seither ist rechtskräftig: Sportwetten wurden über Jahre hinweg illegal angeboten. (I ZR 90/23)
Das Urteil ist nun rechtskräftig und kann nicht angefochten werden. Damit steht fest, dass Millionen Kunden bei Tipico Geld zurückfordern können. Dies betrifft nicht nur Tipico, sondern auch andere Buchmacher. Wer vor der Erteilung von Sportwettlizenzen Verluste im Glücksspiel erlitten hat, kann diese nun zurückfordern. Dies betrifft nicht nur Kunden in Deutschland, sondern die Rechtslage greift auch in anderen EU-Ländern.
Der Hauptgrund, welcher eine Rückforderung erlaubt und juristisch absichert, sind fehlende Lizenzen. Mittlerweile haben einige Glücksspielanbieter entsprechende Lizenzen erwirkt, allerdings war dies über Jahre nicht der Fall. Häufig liegt der Geschäftssitz der Buchmacher nicht in Deutschland, sondern auf Malta oder Gibraltar. Im Fall von Tipico werden die Geschäfte seit Jahrzehnten von Malta aus abgewickelt.
In der Vergangenheit haben sich Glücksspielanbieter darauf berufen, eine Lizenz im Ausland, bei Tipico explizit auf Malta, zu besitzen. Dies haben deutsche Gerichte als nicht ausreichend angesehen. Es hätte eine deutsche Lizenz existieren müssen. Da dies nicht der Fall war, ist es rechtens, von Tipico den Verlust zurückzufordern.
Seit Oktober 2020 verfügt Tipico über eine Sportwetten-Lizenz. Eine Lizenz für Casino-Spiele hat der Buchmacher im Oktober 2022 erhalten. Wer erst seit einigen Monaten bei Tipico Kunde ist, wird keine Rückforderungsansprüche stellen können. Verluste, die bis zu zehn Jahre zurückliegen, können dagegen eingeklagt werden.
Glücksspielstaatsvertrag mit Sonderfall Sportwetten
Mit dem „Staatsvertrag zur Neuregulierung des Glücksspielwesens in Deutschland“ wurde die Branche ein Stück weit revolutioniert. Der GlüStV trat am 1. Juli 2021 in Kraft. Die einzelnen Bundesländer hatten sich in dem Papier auf weitgehende und einheitliche Regelungen des Online-Glücksspiels geeinigt und damit die Basis für die Erteilung einer deutschen Glücksspiellizenz geschaffen.
Angebote, die vor diesem Stichtag lagen, waren folglich illegal und verlorene Gelder können zurückgefordert werden. Bei Sportwetten gibt es allerdings Besonderheiten. Sportwettlizenzen dürfen bereits seit dem 9.10.2020 erteilt werden. Tipico zählte zu den ersten Anbietern überhaupt, die in Deutschland eine Sportwetten-Lizenz erhalten haben.
Unter welchen Voraussetzungen bekomme ich Geld von Tipico zurück?
Wenn Sie mit dem Gedanken spielen, von Tipico Geld zurückzufordern, sollten folgende Kriterien erfüllt sein:
- die Verluste sollten nicht länger als zehn Jahre in der Vergangenheit liegen
- die Verluste sollten Sie vor dem 1. Juli 2021 erlitten haben
- bei Sportwetten gilt ein Sonderfall und das Datum sollte vor dem 9. Oktober 2020 liegen
- Sie haben zum Zeitpunkt der Verluste nicht in Schleswig-Holstein gewohnt
Sie müssen nicht zwangsläufig alle Punkte erfüllen, besitzen aber definitiv die höchsten Erfolgschancen, wenn dies der Fall ist. Alle Kriterien werden ohnehin individuell juristisch geprüft, da es einige Ausnahmen zu berücksichtigen gibt. Um sich einen ersten Überblick über Chancen und Möglichkeiten zu verschaffen, bietet sich eine kostenlose Beratung bei einem auf Verbraucherrecht spezialisierten Anwalt an.
Bei Tipico Geld zurückfordern: Erfahrungen und Beispiel
Es ist bereits einigen Verbrauchern gelungen, von Tipico erfolgreich Verluste zurückzufordern. Erstmals ist dies einem Spieler im August 2022 geglückt. Das Landgericht Potsdam hat Tipico damals zur Rückzahlung von Wetteinsätzen von mehr als 60.000 Euro verurteilt. (Urteil 31. August 2022, Aktenzeichen: 11 O 378/20). Eingeklagt wurden Wettgelder der Jahre 2017 bis 2019. Für diese Gelder fehlte jegliche Legitimation.
Wie lange kann nach einem Verlust auf Rückforderung geklagt werden?
Ein zivilrechtlicher Anspruch kann verjähren. Wenn Sie bei Tipico Geld zurückfordern wollen, haben Sie dafür bis zu zehn Jahre Zeit. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass es noch nicht zu einer sogenannten kenntnisabhängigen Verjährung gekommen ist. Im Klartext kommt es darauf an, seit wann Sie davon wissen, dass die Sportwetten illegal platziert wurden und Sie deshalb dazu berechtigt sind, den Verlust zurückzufordern.
Die Frage, wann Sie letztlich Kenntnis über den Sachverhalt erlangt haben, lässt sich bislang ohne Probleme zu Ihren Gunsten auslegen. Allerdings gerät das Thema mehr und mehr in den Fokus und es dürfte damit nicht einfacher werden, den Tipico-Anwälten zu beweisen, dass Sie nichts von der Illegalität wussten. Daher bietet es sich an, umgehend zu handeln. Welche Frist dabei letztlich für Sie individuell gilt, muss einer juristischen Prüfung unterliegen. Haben Sie in den vergangenen zehn Jahren größere Summen bei Online-Wetten bei Tipico verloren, lassen Sie keine Zeit verstreichen und nehmen eine juristische Beratung in Anspruch.
Was brauche ich, um bei Tipico einen Verlust zurückfordern zu können?
Natürlich muss belegbar sein, dass Sie durch Sportwetten bei Tipico innerhalb der letzten zehn Jahre einen größeren Verlust erlangt haben. Liegt der Verlust mehrere Jahre zurück, werden Sie vermutlich nicht alle relevanten Unterlagen sofort vorrätig haben und Sie werden vielleicht Ihre Bank einschalten müssen.
Wer alle Unterlagen sorgfältig sammelt und aufbewahrt, wird in diesem Fall seinen Nutzen daraus ziehen. Sie benötigen eine Übersicht über die betroffenen Transaktionen, die betreffenden Kontoauszüge, welche den Geldabgang bezeugen und Belege über den Schriftverkehr, den Sie mit Tipico diesbezüglich geführt haben. Diese Dokumente sind unverzichtbar für die Beweisführung. Es muss möglich sein, Ihren Wertverlust lückenlos zu belegen und zum Ursprung, nämlich einem zu diesem Zeitpunkt illegalen Glücksspielangebot, zurückführen zu können.
Bei Tipico Verlust zurückfordern: Wie gehe ich vor?
Theoretisch gibt es zwei Wege. Sie können sich direkt an Tipico wenden und um eine Rückerstattung Ihrer Verluste bitten. Wie die Erfahrung zeigt, werden solcherlei Anfragen häufig ignoriert. Wenn Sie sich an einen Anwalt wenden, erhöhen sich die Chancen, das Problem außergerichtlich aus der Welt zu schaffen. Falls Tipico nicht einlenkt, werden Sie mit der Unterstützung eines Anwalts gute Aussichten vor Gericht haben.
Mit den passenden Argumenten sind Sie immer einen Schritt voraus. Im konkreten Fall können Sie sich auf § 812 Absatz 1 des Bürgerlichen Gesetzbuches berufen. Dort lautet es sinngemäß:
BGB, § 812 Herausgabeanspruch
- Wer durch die Leistung eines anderen oder durch eine ähnliche Weise etwas auf Kosten des anderen ohne rechtlichen Grund erlangt, ist zur Herausgabe verpflichtet. Die Verpflichtung bleibt auch bei Wegfall des juristischen Grundes bestehen und gilt auch weiterhin, wenn der bezweckte Erfolg nach Inhalt des Rechtsgeschäftes nicht eintritt.
- Als Leistung anzusehen ist auch ein durch einen Vertrag zustande gekommenes Anerkennen des Bestehens oder Nichtbestehens von Schuldverhältnissen.
Folglich muss Tipico Ihnen den Verlust erstatten, da es keine rechtliche Grundlage für die Einzahlungen gab. Der bestehende Vertrag zwischen Ihnen und dem Buchmacher ist in diesem Fall als nichtig zu betrachten.
Das weitere Vorgehen kann in folgende Schritte zusammengefasst werden:
Sie benötigen einen Nachweis über die Transaktionen, die Sie einfordern wollen. Senden Sie hierfür ein formloses Schreiben an Tipico und bitten dort um die Übermittlung einer Transaktionsübersicht für den betreffenden Zeitraum. Dies ist allgemein gängig und Tipico ist in der Pflicht, Ihnen diese Übersicht innerhalb eines Zeitraumes von 30 Tagen zukommen zu lassen.
Wenn Sie bei Tipico einen Verlust zurückfordern wollen, ist das Einreichen einer Klage der sicherste Weg. Eine außergerichtliche Einigung ist in den meisten Fällen nicht möglich, da Buchmacher diese meist zurückweisen. Die Klage reichen Sie am für Ihren Wohnort zuständigen Landgericht ein. Die Verfahrensdauer liegt bei etwa zwölf Monaten.
Glücksspiel behördlich geduldet: zählt das Argument?
Vermehrt berufen sich Anbieter im Rahmen von Rückforderungsklagen auf eine Duldung durch die zuständigen Behörden. Damit haben sie nicht Unrecht. Viele Bundesländer haben es in der Tat versäumt, gegen illegale Glücksspielangebote im Netz vorzugehen. Eine tatsächliche Duldung lässt sich aus diesem Versäumnis aber nicht ableiten. Ebenso bleibt die Rechtslage davon unberührt.
Jegliche Online-Sportwetten hätten nur durch eine entsprechende Lizenz legalisiert werden können. Eine Lizenzerteilung wäre vor dem 9. Oktober 2020 aufgrund fehlender Rechtsgrundlage nicht möglich gewesen.
Wie argumentiert Tipico?
Tipico wurde bereits von einigen deutschen Gerichten verklagt. Dabei fiel auf, dass die Verteidigung des Buchmachers sich vorrangig auf zwei Punkte stützt.
Zunächst argumentiert der Anbieter, dass sich die Spieler selbst schuldig gemacht und an illegalen Wettangeboten teilgenommen haben. Damit besteht kein Anspruch auf Rückzahlung. Das Argument ist wenig erfolgversprechend. Die Gerichte gehen davon aus, dass die Spieler zum Zeitpunkt des Verlustes nicht wussten, dass sie eine illegale Handlung ausführen. Im Umkehrschluss kann Tipico vor Gericht nicht nachweisen, dass die Spieler um die Illegalität des Angebotes wussten.
Kommen Klagen zu Sportwetten auf den Tisch, bekräftigt Tipico, dass sich das Unternehmen seit Jahren um eine entsprechende Lizenz bemühe. Dabei werden indirekt die Behörden für den Tatbestand verantwortlich gemacht. Eine maltesische Lizenz besitzt Tipico seit Langem. Diese ist aber in Deutschland nicht gültig.
Bei Tipico Geld zurückfordern – Erfahrungen und Erfolgsaussichten
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Verbraucher von Tipico Geld zurückfordern können und dabei auch vermehrt Recht bekommen. Seit der Tatbestand rechtlich untermauert ist, entbrennt eine wahre Klagewelle und Verbraucher erhalten häufig ihre Verluste zurück.
Anbieter von Glücksspielen können sich durch die eindeutige Rechtslage dem Vorwurf der Illegalität nicht einfach entziehen. Auch wenn Tipico seinen Geschäftssitz auf Malta unterhält, muss der Anbieter die deutsche Rechtslage akzeptieren, um nicht Gefahr zu laufen, seine Konzession wieder zu verlieren.
Wann kann ich von Tipico kein Geld zurückfordern?
Unter folgenden Umständen können Sie bei Tipico keinen Verlust zurückfordern:
- Sie wussten davon, dass es sich um ein illegales Angebot handelt.
- Der erlangte Verlust entstand nach Oktober 2020.
- Sie durchlaufen aktuell ein Insolvenzverfahren.
FAQ – Häufige Fragen und Antworten zu Tipico Verlust zurückfordern
Wir möchten Ihnen abschließend zu diesem komplexen Thema noch einige wichtige Fakten nennen.
Seit Oktober 2020 besitzt Tipico eine Sportwetten-Lizenz. Verluste, die vor diesem Datum und bis zu zehn Jahre in der Vergangenheit liegen, können zurückgefordert werden.
Dies ist möglich, da es in Deutschland, mit Ausnahme von Schleswig-Holstein, vor dem Jahre 2020 generell keine Lizenzen gab.
Hierbei muss zwischen Sportwetten und Casino-Angeboten unterschieden werden. Sportwetten waren bis zum 9.10.2020 illegal und Casino-Spiele sind erst seit dem 7.10.2022 erlaubt.
Fazit
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