Wettmanipulation im Profifußball – gibt es das wirklich?

Simon Schneider | am: 10.08.22
Wettmanipulation in der Bundesliga
Der deutsche Schiedsrichter Felix Zwayer war in den großen Wettskandal um Robert Hoyzer verwickelt. Zwayer gilt bis heute als extrem umstritten. (Foto: AFP)

Immer wieder wird im Profisport, ganz besonders im Fußball von manipulierten Wetten gesprochen. Doch wie viel Wahrheit steckt eigentlich hinter diesen Vorwürfen. Gibt es Wettmanipulation im Fußball wirklich? Zumindest im Jahr 2005 wurde eine Geschichte, die Stoff für Kinofilme bot, Wirklichkeit. Damals war es Schiedsrichter Robert Hoyzer, der zu unfairen Mitteln griff, um Fußballspiele zu beeinflussen. Angeblich soll der Unparteiische das DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV dahingehend manipuliert haben, dass der HSV unterlag. Hoyzer soll für seinen Eingriff in das Spielgeschehen Geld- und Sachbezüge erhalten haben. Immer wieder war von der „Wett-Mafia“ die Rede. Vor Gericht war der Berliner voll geständig, wurde schuldig gesprochen und zu zwei Jahren Haft verurteilt.

Doch dienen die damaligen Ereignisse immer noch als Blaupause für heutige Skandale? Oder verhindern Sicherheitsvorkehrungen und die Einschränkungen der deutschen Glücksspielbehörde derartige Wettmanipulation?

Wettmanipulation in der Bundesliga kaum zu erwarten

Nach der Einführung der deutschen Sportwettenlizenz und noch strengeren Regeln für Wetten im Internet scheint es unvorstellbar, dass Spiele im Profifußball manipuliert werden, um Wettgewinne zu erzielen.

Bestechung wie die im Fall von Robert Hoyzer ist sicherlich kein allzu oft angewandtes Mittel, um ein Spielergebnis zu lenken. Schließlich kann der Schiedsrichter den Spielverlauf wirklich nur minimal beeinflussen.

Daher wird auch immer wieder Spielern Manipulation vorgeworfen. Personen oder sogar ganze Vereine in finanziellen Schwierigkeiten könnten zur Zielscheibe und zum Opfer von Bestechung werden.

Vor allem Spiele in den höchsten europäischen Ligen wie die Bundesliga, die Premier League oder die La Liga sind dementsprechend weniger wahrscheinlich betroffen als Partien, die deutlich weniger im Mittelpunkt stehen, auf die aber gleichermaßen getippt werden kann.

Bestechung im Fußball: Gefahr eher in den unteren Ligen

In der heutigen Zeit nehmen die Buchmacher nämlich immer mehr Spiele und auch niedrigklassige Ligen in ihr Programm auf. Desto größer die Vielfalt am Wettmarkt, desto größer ist auch das Interesse der Kunden.

Gerade die unteren Ligen stehen natürlich nicht so sehr im Fokus wie die Erste oder die Zweite Liga. Die Profisportler, die bei einem der Clubs aus den beiden genannten Wettbewerben unter Vertrag stehen, sind auch nicht auf Gelder aus Bestechung angewiesen.

Wettmanipulation Fussball
Die thailändische Liga ist berüchtigt für Wettbetrug im Fußball. Hier sollten Sie vorsichtig sein. (Foto: Shutterstock)

Etwas undurchsichtiger wird die Lage in den weniger beachteten Sparten und in ausländischen Ligen – vor allem in Asien. Die Zeit berichtete schon vor einigen Jahren von unzähligen Partien, die im Verdacht standen, manipuliert worden zu sein.

Eine 100-Prozent-Garantie, dass ein beeinflusstes Spiel auch zu dem gewünschten Ergebnis der Drahtzieher führt, gibt es aber dennoch nicht.

Fiktive Spiele: Wettbetrug im Internet

Aus diesem Grund findet Wettbetrug heutzutage in einer anderen Form, nämlich digital statt. So war zu Beginn dieses Jahres zum Beispiel bekannt geworden, dass in Weißrussland hohe Beträge mit Wetten auf fiktive Spiele umgesetzt wurden.

Im erwähnten Fall wurde ein Freundschaftsspiel zwischen zwei kleineren Clubs online angekündigt, dass es gar nicht gegeben hatte.

Auch bekannte Buchmacher fielen darauf herein und listeten die Partie. Einmal auf den Wettbörsen eingestellt, war so auch das Vortäuschen des Spielverlaufs kein Problem mehr. Gewinne waren garantiert. Einen ähnlichen Fall gab es kürzlich beim Cricket.

Besonders hohe Wetteinsätze auf derartige Begegnungen lassen aber die Buchmacher stutzig werden. Trotzdem muss die Plattform Gewinne ausschütten, die bei einer erfundenen Partie erzielt wurden. Schließlich können auch unbeteiligte Kunden von der Wettmanipulation betroffen sein.

Fazit: Wettanbieter nutzen Warnsysteme – Betrug wird schwerer

Hierzulande kann man sich als Spieler schützen, indem man seine Wetten auf die bekannten Turniere und Wettbewerbe platziert. Außerdem ist darauf zu achten, ob der Buchmacher im Besitz einer gültigen deutschen Sportwettenlizenz ist.

Auffällige Spiele (wie in dem oben genannten Beispiel) können dem Wettanbieter gemeldet werden. Schließlich haben auch die Betreiber der Portale den Wunsch nach einem guten Ruf der Sportwette.

Inzwischen gibt es entsprechende elektronische Warnsysteme der Wettanbieter. Wird auf eine bestimmten Wettmarkt eine auffällig hohe Summe in kurzer Zeit gesetzt, dann gehen sämtliche roten Flaggen nach oben.

Wettbetrug nachzuweisen wird hingegen immer schwieriger. Vor allem durch bestochene Spieler oder Schiedsrichter entschiedene Spiele sind in den wichtigsten Wettbewerben eher nicht zu erwarten.

Ganz auszuschließen ist Manipulation daher nicht. Aber bei den bekannten und großen Fußball-Ligen sind Sie auf der sicheren Seite. Ein höheres Risiko besteht vor allem auch bei Einzelsportarten wie Tennis.

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Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen