Sportwetten: Zählt die Nachspielzeit? | Regeln & Erklärung

Fußball Tipp TeaserEs ist eine Frage, die rund um das Thema Sportwetten immer wieder auftaucht: Zählen – speziell bei Wetten auf Fußballspiele – auch Tore in der Nachspielzeit? Wann genau eine Wette beendet ist, in welchen Fällen Sie Gewinnansprüche haben und was die Nachspielzeit von der Verlängerung unterscheidet – all das erklären Ihnen unsere Wett-Experten im folgenden Beitrag.

Wohl keine Fußball-Weisheit von Trainer-Legende Sepp Herberger ist mehr aus der Zeit gefallen als der Spruch: „Ein Spiel dauert 90 Minuten“. Inzwischen gewähren die Schiedsrichter eine immer längere Nachspielzeit, selbst in der Bundesliga werden oft fünf oder sechs Minuten hinten drangehängt. Dabei stellt sich natürlich die Frage, wie die Wettanbieter mit diesem Trend umgehen.

Wie ist die Nachspielzeit überhaupt definiert?

Laut den Statuten des Fußball-Weltverbands FIFA liegt die Nachspielzeit zu 100 Prozent im Ermessen des Schiedsrichters und soll die während des Spiels verloren gegangene Zeit durch Verletzungen, Auswechslungen, Zeitspiel, Videobeweis, Torjubel oder andere Unterbrechungen (als Beispiel wird ein Ausfall des Flutlichts genannt) kompensieren. Wichtig ist, dass die Nachspielzeit sich immer auf die vorangegangene Halbzeit beziehen muss. Der Schiedsrichter kann die Spielzeit in der zweiten Halbzeit also nicht aufgrund einer Verletzung in der ersten Hälfte verlängern.

In der letzten Minute eines jeweiligen Spielabschnitts zeigt der vierte Offizielle an, wie viele Minuten nach der Entscheidung des Schiedsrichters mindestens nachgespielt werden. Die verkündete Nachspielzeit ist aber keineswegs eine genaue Angabe, sondern kann vom Referee beliebig verlängert werden. Dieser Fall ist auch keine Seltenheit, da speziell in der Nachspielzeit von vielen Mannschaften massives Zeitspiel betrieben wird.

Zählt ein Tor in der Nachspielzeit für den Ausgang meiner Wette?

Wir können Ihnen die Frage an dieser Stelle eindeutig beantworten: Ja, jedes Tor in der Nachspielzeit zählt für den Ausgang Ihrer Wette! Die Nachspielzeit gehört zu der sogenannten regulären Spielzeit. Dabei macht es für das Resultat – und damit folglich auch für das Resultat Ihrer Wette – keinerlei Unterschied, ob der Schiedsrichter pünktlich nach 90 Minuten oder erst nach 95 Minuten abpfeift. Verlieren Sie also Ihre Wette durch einen Treffer jenseits der 90. Minute, dann ist das zwar ärgerlich, aber ganz klar im Einklang mit den AGB zu Einzelwetten beim Fußball.

Die Nachspielzeit ist auch nicht zu verwechseln mit der Verlängerung, die in Pokalwettbewerben im Anschluss an die reguläre Spielzeit erfolgt – vorausgesetzt, der Spielstand ist ein Unentschieden. Die Verlängerung ist ein eigenständiger Spielabschnitt, der separat an- und abgepfiffen wird. Selbstverständlich kann der Schiedsrichter auch die jeweiligen Halbzeiten der Verlängerung mit einer Nachspielzeit versehen. Auch in diesem Fall würde ein Treffer – beispielsweise in der 121. Minute – für den Ausgang Ihrer Wette zählen.

Wann beginnt offiziell die Nachspielzeit?

Auch diese Frage sorgt bei Wettfreunden häufig für Irritationen, da zahlreiche Buchmacher immer wieder Sonderwetten wie „Fällt ein Treffer in der Nachspielzeit“ oder „Erzielt die Mannschaft zwischen der 85. Minute und der 90. Minute ein Tor?“ anbieten. Auch an dieser Stelle lässt die Definition keine zwei Meinungen zu. Die letzte Spielminute der regulären Spielzeit (also die 90. Minute) beginnt ab der Zeitanzeige „89:01“ und endet auf die Sekunde genau mit der Anzeige „90:00“ – eine Sekunde später beginnt die Nachspielzeit.

Entscheidende Tore in der Nachspielzeit: Wettgewinne in letzter Sekunde

Tore in der regulären Spielzeit, aber nach der 90. Minute, können natürlich auch ekstatische Freude auslösen. Wir möchten dazu mal zwei Beispiele aus der jüngeren Fußball-Historie aufführen. Da wären zum einen all jene Wettfreunde – wohl vor allem Englänger – die beim Champions-League-Finale von Bayern München gegen Manchester United im Jahr 1999 auf einen Sieg von ManU in der regulären Spielzeit getippt haben. Damals führten die Bayern mit Trainer Ottmar Hitzfeld bei Beginn der Nachspielzeit durch ein Tor von Mario Basler noch mit 1:0. Doch dann traf Manchester durch Sheringham und Solskjaer noch zwei Mal, plötzlich stand es 1:2 und die Briten gewannen das Spiel. Selbstverständlich wurden damals die Gewinne für alle Wetten auf einen Manchester-Sieg vor dem Ende der regulären Spielzeit ausgeschüttet – obwohl beide Tore erst nach der 90. Minute fielen.

An das zweite Beispiel werden sich die Fans von Borussia Dortmund sehr gerne erinnern. Es geht um das Champions-League-Viertelfinale des BVB gegen des FC Malaga im Jahr 2013. Nach dem 0:0 im Hinspiel brauchte die Borussia unbedingt einen Sieg zum Weiterkommen. Allerdings sah es nicht gut aus: Als auf der Anzeigetafel im Westfalenstadion die 90. Minute lief, führten die Spanier mit 2:1. Es mussten also noch zwei Treffer her, als die Nachspielzeit von vier Minuten verkündet wurde. Der Rest ist Dortmunder Fußball-Geschichte: Marco Reus und Felipe Santana trafen, das Stadion wurde zu einem Tollhaus und alle Wetten auf ein Weiterkommen des BVB sowie einen Sieg der Borussia in der regulären Spielzeit gewannen.

Auf Nummer sicher gehen: Die Cash-Out-Funktion

Ihre Mannschaft liegt in Führung und zwischen Ihnen und Ihrem Wettgewinn liegt nur noch die Nachspielzeit? Dann kann die mittlerweile von fast allen etablierten Wettanbietern angebotene Cash-Out-Funktion genau die richtige Option sein, um Ihre Nerven zu beruhigen. Mit der Cash-Out-Funktion können Sie sich Ihren Wettgewinn vorzeitig auszahlen lassen – obwohl das Spiel noch nicht beendet ist. Im Gegenzug verzichten Sie auf einen Teil des Gewinns, der Ihnen bei Nutzung der Funktion abgezogen wird. Je näher das Ende eines Spiels aber rückt, desto kleiner sind die Abzüge. Die Cash-Out-Funktion kann also durchaus Sinn machen, falls Ihr Team in der Schlussphase zu sehr in die Defensive gerät und ein Gegentor in der Luft liegt. Zumal die Nachspielzeit bei den Spielen der Bundesliga seit der Saison 2018/2019 deutlich länger als zuvor ist.