Patrick Schick (links) und Nico Schlotterbeck sind mit Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund regelmäßig im Europapokal aktiv. Leiden darunter die direkt folgenden Ergebnisse in der Bundesliga? Eine wichtige Frage aus Sportwetten-Perspektive! (Foto: AFP)Wenn es vermeintliche Außenseiter, die eher in anderen Tabellenregionen erwartet werden, in den Europapokal schaffen, ist die Freude meist riesig. So auch am Ende der Saison 2021/22 mit dem 1. FC Union Berlin, dem SC Freiburg und dem 1. FC Köln, die auf den Rängen fünf bis sieben ins Ziel kamen und die Bundesliga im Folgejahr international vertreten. In die erste, ausufernde Freude mischt sich indes bei Vereinen aus dieser Kategorie recht schnell auch die Sorge, dass die unerwartete Zusatzbelastung durch die Auftritte auf europäischer Bühne negative Folgen für den Alltag haben könnte.
Und diese Sorge ist keineswegs unbegründet. Schon mehrfach sind Vereine, die sich nach einer außergewöhnlichen Saison weitgehend überraschend in Europa wiederfanden, abgestürzt.
Krasse Abstürze: Aus dem Europapokal direkt in die 2. Liga
Extreme Beispiele sind der 1. FC Nürnberg, der ein Jahr nach dem Gewinn des DFB-Pokals 2007 in die 2. Bundesliga musste, und der 1. FC Köln, der im Mai 2018 und damit zwölf Monate nach der vielumjubelten ersten Europapokal-Qualifikation nach 25 Jahren ebenfalls in der Zweitklassigkeit erwachte.
Doch war in diesen Fällen tatsächlich die ungewohnte Zusatzbelastung der Grund für den Absturz? Vermutlich eher nicht, denn sowohl in Nürnberg als auch in Köln spielten Fehlentscheidungen auf dem Transfermarkt ebenso eine gewichtige Rolle wie Verletzungspech.
Und der Fakt, dass sich viele Spieler in ihren Leistungen nach einem sehr guten Jahr wieder auf Normalmaß einpendelten.
Union Berlin: Starke Saison trotz Doppelbelastung
Dass die Zusatzbelastung über eine gesamte Saison hinweg zu schlechteren Ergebnissen in der Bundesliga führt, lässt sich definitiv nicht pauschalisieren.
Das beste Beispiel hierfür ist der 1. FC Union Berlin, der die erstmalige Teilnahme an der Conference League 2021/22 sogar toppte und den schon sensationellen siebten Platz der Vorsaison nochmals auf Rang fünf verbesserte.
Dabei hatten viele Experten den Eisernen eine verdammt schwere Saison vorausgesagt. Aber Union Berlin trotzte der viel zitierten Doppelbelastung und schnupperte in der Bundesliga zwischenzeitlich sogar an Platz vier und der Champions League.
Schlechtere Ergebnisse in Europapokalwochen? – Statistiken nicht eindeutig
Ebenso wenig, wie sich ein allgemeingültiger positiver oder negativer Einfluss einer internationalen Teilnahme auf das Abschneiden eines Teams erkennen lässt, gilt dies für die Ergebnisse in Europapokalwochen, insbesondere am auf einen internationalen Spieltag folgenden Wochenende.
Die Statistiken in dieser Hinsicht unterscheiden sich zum Teil von Verein zu Verein, aber auch von Saison zu Saison stark, was auch logische Gründe hat, die teilweise auf Glück basieren.
Beschert der Spielplan einem Team nach Europapokalspielen überwiegend Heimspiele gegen auf dem Papier schwächere Gegner, ist die Chance auf einen besseren Punkteschnitt höher als wenn es in Nicht-Europapokalwochen nacheinander zum FC Bayern München und zu Borussia Dortmund geht.
Doppelbelastung birgt Chancen und Risiken gleichermaßen
Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass eine Zusatzbelastung durch internationale Spiele am Dienstag, Mittwoch oder Donnerstag zum einen Risiken und Probleme in sich bergen, aber auch Chancen mit sich bringen kann.
Sicherlich nicht optimal und für die Leistung nicht förderlich sind strapaziöse Auslandsreisen 48 oder 72 Stunden vor dem nächsten Anstoß. Insbesondere dann nicht, wenn der Gegner international nicht vertreten ist und sich die gesamte Woche auf das eine Spiel konzentrieren konnte.
Mannschaften ohne Zusatzbelastung haben im Zuge dessen auch den Vorteil, im Training detaillierter an den Abläufen arbeiten zu können als Europapokalvertreter, bei denen in einem eng getakteten Spielplan zwischen den Partien und Reisen oft nur Zeit für regenerative Einheiten bleibt.
Allerdings haben zumindest regelmäßige Europapokalstarter für gewöhnlich größere Kader, mit denen die zusätzliche Belastung besser aufgefangen werden kann. Und damit verbunden sind zugleich auch zwei Punkte, die zum Vorteil werden können.
Das Zauberwort bei den Top-Teams heißt Rotation
Denn Spieler, die international nicht ran durften, dann aber in der Bundesliga im Zuge einer Rotation auflaufen, werden darauf brennen, sich zu zeigen und sich für das nächste Highlight in der Champions League oder Europa League zu empfehlen.
Die erhöhte Motivation kann eventuelle Qualitätseinbußen im Vergleich zu vermeintlichen Top-Elf wettmachen. Und laufen umgekehrt in Europa eher Reservisten auf, geht die Stammmannschaft frisch und ausgeruht ins folgende Bundesliga-Spiel.
Die von Top-Teams in englischen Wochen häufig praktizierte Rotation hat überdies Auswirkungen auf den Gegner, dessen Scouts und Analysten es nicht leicht fallen dürfte, die Startelf für das Wochenende zu prognostizieren. Sich auf die gegnerische Mannschaft einzustellen, wird damit definitiv aufwendiger und auch schwieriger.
Fazit: Keine allgemeingültige Aussage möglich
Ob Bundesligisten nach Europapokal-Spielen besser oder schlechter punkten, lässt sich ingesamt nicht pauschal sagen. Ein Grund dafür ist, dass die international vertretenen Vereine unterschiedliche Voraussetzungen besitzen und eine Zusatzbelastung je nach Kadergröße und -qualität weniger schwerwiegend ist.
Die Top-Teams der Liga weisen unseren Analysen zufolge nach Europacup-Auftritten häufig sogar einen besseren Punkteschnitt auf. Ein weiterer Aspekt ist der Spielplan, der deshalb eine wichtige Rolle spielt, weil Europacup-Starter nur gegen einen kleinen Teil der Gegner nach internationalen Begegnungen ran müssen.
Ein besseres oder schlechteres Abschneiden nach internationalen Spielen basiert letztlich somit immer ein Stück weit auch auf dem Faktor Zufall – und lässt sich vor dem Start einer Saison kaum in Bezug auf alle Vereine seriös vorhersagen.
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