Die deutsche Nationalmannschaft bestreitet heute Abend (19:30 Uhr, live in der ARD) ihr letztes WM-Vorbereitungsspiel. In der Leverkusener BayArena treffen Manuel Neuer & Co. auf Saudi-Arabien. Politisch hat die Begegnung in den vergangenen Tagen für viele Diskussionen gesorgt. Auch sportlich hat die WM-Generalprobe durchaus eine gewisse Brisanz. Nach der 1:2-Niederlage möchte die DFB-Elf vor Beginn der WM-Endrunde nochmals Selbstvertrauen tanken. Ein Sieg gegen Saudi-Arabien ist Pflicht, viel entscheidender ist jedoch wie sich “Jogis Jungs” spielerisch präsentieren.
So langsam aber sicher wird es ernst in Sachen WM 2018, auch für die deutsche Elf. In weniger als einer Woche beginnt die Fußball-Weltmeisterschaft in Russland und die Anspannung auf das Turnier nimmt von Tag zu Tag zu. Das DFB-Team macht sich kommenden Dienstag auf den Weg nach Russland, heute Abend bestreitet die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw gegen Saudi-Arabien ihr letztes Vorbereitungsspiel. Die sog. WM-Generalprobe findet in der Leverkusener BayArena statt und die Erwartungen vor dem Duell sind groß auf deutscher Seite.
Oliver Bierhoff: Das Ergebnis gegen Saudi-Arabien ist zweitrangig
Bereits unmittelbar nach Bekanntgabe des letzten Testspielgegner vor der WM gab es große Diskussionen in (Fußball)Deutschland über die Auswahl des DFB. Saudi-Arabien ist aus vielerlei Hinsicht kein “optimaler Gegner”. Seitens der Politik und von Menschenrechtsverbänden gab es starke Kritik an dem Spiel, Saudi-Arabien befindet sich schon seit geraumer Zeit in einer heiklen politischen Phase. Aber auch sportlich haben sich viele Experten und Fans gefragt ob Saudi-Arabien der passende Gegner ist für die DFB-Elf. Bundestrainer Löw hat sich eigenen Aussagen zu Folge bewusst für einen “kleinen Gegner” entschieden, der unkonventionell spielt. Faktisch geht Deutschland jedoch als großer Favorit in das Spiel und alles andere als ein klarer Sieg wäre ein echte Sensation.
Team-Manager Oliver Bierhoff hat auf der Abschluss-PK am Donnerstag betont, dass das Ergebnis ohnehin nicht im Vordergrund stehen würde: “Es gibt gewisse taktische und spielerische Vorgaben, die der Trainer sehen will. Natürlich gehören Basissachen wie Konzentration und Abstimmung dazu, aber auch, bestimmte Situation zu schaffen, die wir im Training einstudiert haben. Wir wollen das Spiel gewinnen und einen guten Abschluss des Trainingslagers. Das Ergebnis ist aber nicht erstrangig.”
Mit Blick auf das Personal kann Löw nahezu aus dem Vollen schöpfen. Lediglich Mesut Özil steht der DFB-Elf nicht zur Verfügung, dieser hat sich bei der 1:2-Testspiel-Niederlage gegen Österreich eine Knieverletzung zugezogen und konnte diese Woche nur individuell trainieren. Laut Bierhoff ist Özil jedoch zur WM wieder fit: “Er hat eine Prellung am Knie. Wir wollen kein unnötiges Risiko eingehen, er hat heute Sprints gemacht. Wir haben noch ein bisschen Zeit bis zur WM, es ist nichts Dramatisches.” Bei Jerome Boateng hingegen sieht es gut aus, der Bayern-Innenverteidiger stand ebenfalls auf der Kippe für das Spiel gegen Saudi-Arabien, wird jedoch im deutschen Kader sein. Auch wenn Boateng aller Voraussicht nach nicht von Anfang an spielen wird, ist seine Rückkehr nach fast sechs Wochen Pause ein gutes Zeichen. Löw wird dem Weltmeister von 2014 sicherlich die eine oder andere Minute geben. Auch Cp-Trainer Miroslav Klose hat dies angedeutet und gleichzeitig verraten, dass Timo Werner im Sturm von Anfang an ran darf: “Timo Werner wird auf jeden Fall auflaufen. Das haben wir schon bestimmt. Wegen eines möglichen Einsatzes von Jerome Boateng ist das letzte Gespräch erst heute Abend. Da werden Ärzte und Physiotherapeuten miteinbezogen und dann werden Entscheidungen gefällt.”
Oliver Kahn bereitet die Saudis auf Deutschland und die WM vor
Saudi-Arabien erscheint auf den ersten Blick als ein “echter Härtetest”, denn immerhin hat sich das Land für die WM-Endrunde qualifiziert, es ist insgesamt die fünfte Teilnahme seit 1994. Dennoch gehört das Team von Juan Antonio Pizzi alles andere als zu den Top-Favoriten bei der WM. Saudi-Arabien liegt aktuell auf dem 67. Platz in der FIFA-Weltrangliste und ist rein objektiv betrachtet ein “Fußballzwerg”. Unterschätzen sollte man die “Grünen Falken” jedoch keineswegs, denn bei den Siegen gegen Moldawien (3:0), Algerien und Griechenland (jeweils 2:0) blieben die Saudis bei ihren letzten drei Siegen stets ohne Gegentor. Mit 3 Siegen aus den letzten 10 Spielen ist die Bilanz jedoch nicht unbedingt positiv. Die letzten beiden Testspiele gegen Peru (0:3) und Italien (1:2) gingen beide verloren.
Interessant ist die Tatsache, dass man neben dem argentinischen Nationalspieler Pizzi auch einen erfahrenen Torwart-Trainer für sich gewinnen konnte. Niemand geringeres als Torwart-Ikone Oliver Kahn hat es sich zur Aufgabe gemacht die saudischen Keeper in WM-Form zu bringen. Kahn kennt zudem den deutschen Fußball bestens und hat sicherlich auch den einen oder anderen Tipp für Pizzi: “Wir sind dankbar für jede Form von Hilfe, die wir von ihm bekommen und profitieren sehr von seinem Wissen und seiner Erfahrung.” Ob dies am Ende jedoch reichen wird um etwas zählbares mitzunehmen bleibt abzuwarten. Kahn soll auch nach der WM 2018 weiterhin sein Engagement fortführen, damit sich langfristig etwas im saudischen Fußball verändert.
Die Saudis absolvieren kommenden Donnerstag das WM-Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Russland. Danach hat es die Mannschaft des argentinischen Trainers Juan Antonio Pizzi noch mit Uruguay und Ägypten zu tun. Ein Weiterkommen in dieser Gruppe wäre bereits ein historischer Erfolg für das Königreich. 1994, beim WM-Debüt, gelang den Saudis zuletzt der Sprung in die Runde der letzten 16. 2014 und 2010 verpasste man jeweils die Qualifikation.
Der direkte Vergleich zwischen Deutschland und Saudi-Arabien
Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden Teams aufeinandertreffen. Insgesamt zwei Mal stand man sich bereits gegenüber. 1998 feierte Deutschland einen 3:0-Testspiel-Erfolg in Riad. 2002 bei der WM-Endrunde in Japan und Südkorea kam es zum letzten Duell, was aus saudischer Sicht alles andere als optimal verlief. Die DFB-Auswahl feierte damals in Sapporo in der Vorrundenphase zum Auftakt in das Turnier einen 8:0-Kantersieg. Miroslav Klose erzielte damals einen Hattrick, es waren die ersten Tore für den Ex-Nationalspieler bei einer Fußball-Weltmeisterschaft.
Deutschland gegen Saudi Arabien: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften
Deutschland: Neuer – Kimmich, Rüdiger, Hummels, J. Hector – Khedira, T. Kroos – T. Müller, Draxler, Reus – Ti. Werner
Saudi-Arabien: Al-Mosailem – Al-Shahrani, Os. Hawsawi, Om. Hawsawi, Al-Harbi – Otayf, Al-Jassim – Al-Muwallad, Al-Shehri, Al-Dawsari – Al-Sahlawi
Anpfiff der Partie ist heute Abend um 19:30 Uhr in der Leverkusener BayArena. Das ARD wird die Partie live ab 18:50 Uhr im deutschen Free-TV übertragen und parallell dazu auch im kostenlosen Online-Livestream in der ARD-Mediathek.