Schon die acht Achtelfinalpartien verliefen ohne den einzigen deutschen Schiedsrichter Dr. Felix Brych und seine beiden Assistenten Stefan Lupp und Mark Borsch. Und danach wurde offiziell: auch im weiteren Turnierverlauf wird Deutschlands bester Schiedsrichter und einer der meist geschätzten Unparteiischen weltweit nicht mehr an der Pfeife aktiv werden. Medienberichte, dies habe nicht an dessen Leistung, sondern an überzogenen Wünschen und Erwartungen seitens des DFB gelegen, wischt nun DFB-Präsident Reinhard Grindel vom Tisch.
Diese Anschuldigung seitens verschiedener Medien kontert Grindel via der sozialen Medien. “Ganz davon abgesehen, dass dieser Zusammenhang abwegig ist, stelle ich fest: Es hat keine Extrawünsche der DFB-Delegation in Richtung FIFA gegeben. Alle Fahrten der Delegation zu sozialen und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen oder zu WM-Spielen sind von einem privaten Dienstleister abgewickelt worden, den der DFB bezahlt hat. Die Delegation hat auch keine zusätzlichen Akkreditierungen oder sonstige Leistungen der FIFA verlangt. Diese Berichterstattung ist schlicht falsch.”
Die Gründe für die weitere Nicht-Berücksichtigung von Felix Brych und seinem Gespann müssen also auf dem Platz gelegen haben. “Offensichtlich wurde Felix' schwierige und strittige Elfmeter-Entscheidung von der FIFA als so schwerwiegend bewertet, dass es keine weiteren Ansetzungen mehr für ihn gab”, mutmaßt DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Hintergrund dieser Spekulationen: Felix Brychs einzige WM-Partie bei diesem Turnier zwischen Serbien und der Schweiz (1:2) verlief kontrovers und wurde im Nachhinein durch inakzeptable Aussagen seitens des serbischen Nationaltrainers Mladen Krstajic überschattet. Die serbische Mannschaft erzürnte, dass Brych nicht auf Elfmeter entschied, als Stefan Lichtsteiner und Fabian Schär den serbischen Stürmer Aleksandar Mitrovic im Strafraum zu Fall brachten.
Brych ließ weiterlaufen, entschied nicht auf Elfmeter und schaltete auch den Video-Assistenten in diesem Fall nicht ein. Serbiens Verbandspräsident Savo Milosevic kommentierte dies markig: “Vielleicht funktioniert der Videobeweis nur für einige Teams. Das ist skandalös.” Noch weiter ging Mladen Krstajic. “Ich würde ihn (Felix Brych) nach Den Haag schicken”, empfahl der ehemalige Bundesligaprofi (Bremen, Schalke) in Anlehnung an den Sitz des Kriegsverbrecher-Gerichts: “Damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben.”
Brych zeigt sich geknickt, aber kämpferisch
Deutschlands Vorzeigeschiedsrichter zeigte sich im Anschluss an die Entscheidung der FIFA einerseits natürlich geknickt. “Der Verlauf der WM ist für mich und mein Team natürlich eine herbe Enttäuschung.” Doch andererseits bewies er auch seinen Kampfgeist und richtete den Blick direkt wieder nach vorne. “Aber das Leben geht weiter und wir kommen wieder.”
Rückendeckung erhielt er derweil vom deutschen Vorsitzenden der Schiedsrichterkommission Lutz Michael Fröhlich. “Ich bin überzeugt, dass Felix professionell mit dieser Entscheidung umgehen und auch in der neuen Saison überzeugende Leistungen bei nationalen und internationalen Spielen zeigen wird. Er ist weiterhin einer der besten Schiedsrichter der Welt”. Auch der frühere deutsche WM-Schiedsrichter Walter Eschweiler blickt ungebrochen positiv auf seinen Nachfolger Brych. “Felix Brych sollte sich an die vielen großen Spiele erinnern, die er vor allem in Europa schon geleitet hat, und da werden auch noch weitere kommen”, meinte der 82-Jährige gegenüber der dpa. “Ich wünsche ihm eines, und das war auch immer meine Prämisse: Was dich nicht umwirft, macht dich nur stärker. Er pfeift seit Jahren auf hohem Niveau.”