Zum Abschluss des WM-Tages treffen in der Gruppe E in Kaliningrad Serbien und die Schweiz (20 Uhr MEZ, live im ZDF) aufeinander. Das Duell der beiden europäischen Teams hat nicht nur eine sportliche Brisanz, sondern sorgt auch im Vorfeld der Partie für Diskussionen. Beide Mannschaften würden mit einem Sieg einen großen Schritt in Richtung WM-Achtelfinale tun.
Hinter Brasilien gelten Serbien und die Schweiz in der WM-Vorrundengruppe E als die größter Anwärter für das Erreichen des Achtelfinals. Nach dem ersten Spieltag hat sich an dieser Grundkonstellation nichts verändert: Serbien hat einen erwartet 1:0-Erfolg gegen Costa Rica eingefahren und auch die Schweiz hat mit dem 1:1-Unentschieden gegen den Titelfavoriten Brasilien durchaus einen guten WM-Auftakt hingelegt. Heute Abend treffen die beiden Teams in Kaliningrad aufeinander, in einem packende Duell, welches nicht nur aus sportlichen Gründen im Fokus steht.
Xherdan Shaqiri: Es ist nur ein Fußball-Spiel
Mit Granit Xhaka, Xherdan Shaqiri, Valon Behrami und Blerim Dzemaili stehen vier Spieler im Schweizer WM-Aufgebot die alle samt albanische bzw. kosovarische Wurzeln haben. Auf den ersten Blick ist dies nichts besonderes, doch vor dem Duell gegen Serbien scheint dies anders zu sein. Die Rivalität zwischen Serbien und dem Kosovo bzw. Albanien besteht schon seit geraumer Zeit. Serbien erkennt den Kosovo nach wie vor nicht als eigenen Staat an, denn vor dem Kosovo-Krieg 1998/99 war das Gebiet serbische Provinz. Viele Kosovo-Albaner flüchteten damals in die Schweiz.
Mit einem simplen Instagram-Foto hat Ex-Bayern-Profi Xherdan Shaqiri die Gemüter, vor allem auf serbischer Seite, erhitzt. Denn auf ein Bild von Shaqiri waren seine Schuhe zu sein, auf denen zwei Flaggen eingestickt sind. Auf dem linken, seinem starken Fuß, die der Schweiz, den Rechten ziert die Flagge des Kosovo. Auch die anderen Schweizer Spieler mit albanischen Wurzeln haben angekündigt, mit zwei Flaggen auf ihrem Schuhwerk aufzulaufen. In Serbien sieht man darin eine klare Provokation. Der serbische Außenminister Ivica Dacic wunderte sich unter der Woche ob Serbien “gegen die Nationalmannschaft der Schweiz oder jene von Albanien oder Pristina spielen würde”. Auch Serbiens Mittelfeldspieler Luka Milivojevic ließ sich zu einer entsprechenden Aussagen hinreißen: “Wenn sie alle so große Patrioten sind, warum spielen sie dann nicht für dieses Land?”
Shaqiri hingegen hat selbst betont, dass es kein politisches Statement ist und das Duell heute Abend ein ganz normales Spiel ist: “Viele Leute denken, dass es hier um Politik geht und erwarten viel, vor allem, weil ich aus dem Kosovo stamme – aber das ist jetzt nur ein Fußballspiel und nicht mehr. Wir denken immer, Fußball sein ein Kriegsplatz. Die Leute glauben, da passiere etwas. Aber es passiert nichts, das alles ist doch nur inszeniert.”
Rein sportlich geht es für die Schweiz um viel, auch wenn man mit dem Unentschieden gegen Brasilien einen Überraschungs-Coup gefeiert hat, darf man sich gegen Serbien keine Niederlage erlauben. In diesem Fall wäre die WM vorzeitig beendet. Bei einem Remis hätte man nach wie vor Chancen, bräuchte jedoch Schützenhilfe von Brasilien und hätte es nicht mehr in der eigenen Hand. Auch Nationaltrainer Vladimir Petkovic, der sich zu den politischen Debatten rund um das Spiel nicht äußern wollte, hat die Marschroute vor dem Spiel ganz klar vorgegeben: “Es wird ein physisches Spiel. Wir müssen mehr rennen als der Gegner und an unserer Philosophie festhalten: Wir wollen das Tempo immer hoch halten. Mit einem Remis sind wir nicht zufrieden.”
Serbien möchte den Sprung ins Achtelfinale schaffen
Auch wenn sich die Freude auf Seiten der Serben nach der WM-Auslosung Ende des vergangenen Jahres in Grenzen hielt, zeigte man sich nach dennoch zufrieden. Grund hierfür ist die Tatsache, dass man erst am letzten Vorrundenspieltag gegen Brasilien ran muss. Mit zwei Siegen zuvor hat man jedoch bereits die Chance sich vorzeitig für das Achtelfinale zu qualifizieren. Mit Blick auf das erste Gruppenspiel ist Serbien voll im Soll, das 1:0 gegen Costa Rica war fußballerisch keine Feuerwerk, dennoch hat man den Gegner dominiert und ist am Ende als verdienter Sieger vom Platz gegangen.
Serbiens Nationaltrainer Mladen Krstajic sieht sein Team als Außenseiter und hat der Schweiz die Favoritenrolle zugeschoben: “Die Schweiz geht als Favorit in diese Partie. Die Mannschaft hat viel Turnier-Erfahrung. Sie hat in den letzten über 20 Spielen nur einmal verloren. Sie hat sogar gegen Brasilien ein Unentschieden erreicht und sie hat einen sehr guten, sehr erfahrenen Trainer. Ich würde sagen, dass die Vorteile im Verhältnis 60:40 bei der Schweiz liegen.” Der Ex-Bundesliga-Profi denkt von Spiel zu Spiel und will den Druck der auf seinen Team ohnehin schon liegt nicht noch erhöhen: “Die Achtelfinal-Qualifikation ist möglich, aber sie ist in erster Linie ein grosser Wunsch. Wir sollten uns nicht zu sehr unter Erfolgsdruck setzen.”
Serbien – Schweiz: Die voraussichtlichen Aufstellungen der beiden Mannschaften
Serbien: Vladimir Stojkovic; Branislav Ivanovic, Nikola Milenkovic, Duško Tosic, Aleksandar Kolarov; Nemanja Matic, Luka Milivojevic, Sergej Milinkovic-Savic, Dusan Tadic, Filip Kostic; Aleksandar Mitrovic
Schweiz: Yann Sommer; Stephan Lichtsteiner, Fabian Schär, Manuel Akanji, Ricardo Rodriguez; Valon Behrami, Granit Xhaka; Xherdan Shaqiri, Blerim Dzemaili, Seven Zuber; Haris Seferovic
Anpfiff der Partie ist heute Abend um 20 Uhr MEZ in Kaliningard. Das ZDF wird die Partie live im deutschen Free-TV übertragen und parallel dazu auch im kostenlosen Online Livestream in der ZDF-Mediathek.