Hajo Seppelt wurde auf die Liste der „nicht erwünschten Personen“ gesetzt. Als Doping-Experte konnte er maßgeblich dazu beitragen, dass das russische Doping-System aufgedeckt wurde. Der Ausschluss wird seitens der ARD stark verurteilt.
Russland hat dem Journalisten Hajo Seppelt kein Visum und somit keine Einreisemöglichkeit für die Fußball WM zur Verfügung gestellt. Zwar war ein Visumantrag vom SWR für den Zeitraum vom 14.6 bis 15.7 gestellt worden, doch wie der öffentlich-rechtliche Sender am Freitag mitteilte, wurde dieser abgelehnt. Denn Seppelt steht auf der Liste der „nicht erwünschten Personen“ in Russland und kann daher nicht einreisen. Darüber hinaus gibt es aber keine weiteren Angaben zu den Hintergründen, ließ der Sender verlauten.
„Anscheinend hat das Aufdecken des Doping-Systems so große Auswirkungen, dass Russland sich zum Ergreifen solcher Maßnahmen gezwungen sieht. Das ist eine klare Ansage. Abzuwarten bleibt jedoch die Reaktion der Fifa, die theoretisch den Zugang zu freier Berichterstattung über das Turnier gewährleisten sollte“, äußert sich Seppelt.
Doping-Beiträge von Seppelt
Seit 2009 werden verschiedene Doping-Beiträge von Seppelt im Ersten ausgestrahlt. Doch erst der Film „Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht“ konnte den russischen Dopingskandal endgültig offenlegen. Zuletzt konnte der 55-jährige Reporter aus Berlin vor den Olympischen Spielen im Winter in Südkorea für Schlagzeilen sorgen, indem er Manipulationsmöglichkeiten von Dopingprobenbehältern aufzeigte.
Der Sender sieht in der Entscheidung einen einmaligen Vorgang in der gesamten Geschichte des ARD-Sportjournalismus, aber ebenso im Hinblick auf Großereignisse wie die Fußball-Weltmeisterschaft. Hier ist ein klarer Verstoß gegen die Pressefreiheit gegeben.
Volker Herres, ARD-Programmdirektor sagt: „Ich habe mit Unverständnis hinnehmen müssen, wie Hajo Seppelt kein Visum für die Einreise nach Russland genehmigt und somit die Teilnahme an der WM verweigert wurde. Das zeugt von wenig Respekt gegenüber einem investigativ tätigen Journalisten. Stattdessen zeigt es, dass vor unangenehmen Themen eher die Augen verschlossen werden. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Verantwortlichen in der Politik diese Entscheidung überdenken werden.“
Forderungen an die Fifa und den DFB
Seppelt ist ein vielfach ausgezeichneter Journalist, dem zuletzt im Jahr 2016 der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis verliehen wurde, weil er nach dem Urteil der Jury „internationale und mächtige Dopingnetzwerke aufdecken konnte“ und somit „starken Widerstand von Funktionären, Sportorganisationen und Verkäufern der Großereignisse“ provozierte.
Zuvor konnte er dank seiner Sportsendungen „Wie Russland seine Sieger macht“ und „Im Schattenreich der Leichtathletik“ den Deutschen Fernsehpreis bekommen. Auch Dagmar Freitag, SPD-Mitglied und Vorsitzende im Sportausschuss im Deutschen Bundestag, findet die Entscheidung Russlands nicht nur ungerechtfertigt, sondern skandalös. Es könne nicht sein, dass Seppelt die eigene Arbeit zum Verhängnis werde. Doch dadurch würde erneut sehr deutlich, was passiert, wenn man internationale Sportveranstaltungen an Staaten vergibt, die ihrerseits weder Meinungs- noch Pressefreiheit besonders hoch schätzen.
Frank Steffel, Mitglied der CDU-Bundesfraktion im Sportausschuss, widmet sich derweil dem Weltverband Fifa. „Seitens der Fifa ist Einspruch zu erheben, denn unabhängiger Journalismus muss bei sportlichen Großereignissen garantiert sein“, sagte Steffel. Auch die Organisation (ROG) Reporter ohne Grenzen zeigte ihre Empörung. „Angesichts der Tatsache, dass Hajo Seppelt kritisch zu Russland recherchierte, handelt es sich wahrscheinlich um eine Entscheidung politischer Natur.“ Der Vorfall zeigt vor allem, dass Politik und Sport sich nicht trennen lassen.