Als hätte der Hamburger SV keine anderen Probleme: Beim ehemaligen Bundesliga-Dino ist eine hitzige Diskussion um die legendäre Stadion-Hymne “Hamburg, meine Perle” entbrannt. Der Chef des Fanclub-Dachverbands, Tim-Oliver Horn, hatte sich in dieser Woche dafür ausgesprochen, den Song nicht mehr vor den Heimspielen zu anzustimmen. Die Textzeilen würden nicht mehr zur aktuellen Situation des Zweitligisten passen. Nun geht Interpret Lotto King Karl auf die Barrikaden.
Seit über zehn Jahren ist es ein festes Ritual bei jeder Heim-Partie des Hamburger SV: Lotto King Karl steht auf einem Baukran vor der Fankurve und schmettert seine Komposition “Hamburg, meine Perle”. Das international renommierte Musikmagazin “Rolling Stone” hatte das Lied einst sogar zu den größten Fußballsongs aller Zeiten gekürt.
Song schwelgt in längst vergangenen Zeiten
Aus Sicht vieler HSV-Fans gibt es inzwischen aber ein Problem: Die Strophen glorifizieren einen Club, den es aktuell nicht mehr gibt. Den Bayern zieht der HSV angeblich noch immer die Lederhosen aus, auch der Nordrivale Werder Bremen hat gegen den HSV angeblich keine Chance (“Wenn du aus Bremen kommst, gibt's für dich hier nichts zu holen”). Außerdem werden längst vergangene Europapokal-Zeiten besungen (“Wenn ich weit weg bin, in Juve oder Rom”).
Realität heißt zweite Bundesliga
All das hat mit der tristen Realität nichts mehr zu tun. Clubs wie die Bayern und Werder Bremen sind dem HSV sportlich und wirtschaftlich meilenweit enteilt, international haben die Hamburger seit über zehn Jahren nicht mehr gespielt. Im Gegenteil: Im August spielt der HSV seine zweite Saison in der 2. Bundesliga.
Die berüchtigte Stadionuhr wird im Stadion in diesem Sommer abmontiert, nun soll auch die Hynme dran glauben. Zumindest wenn es nach Tim-Oliver Horn geht, dem Abteilungsleiter des HSV Supporters Club.
Auch der Kran soll weg
Der schrieb bei Facebook: “Genauso ist es mit der Stadionhymne, in der es in keiner Textstelle um den HSV geht, in der wir immer noch von Juve oder Rom träumen und in der wir heute noch davon singen, dass es für Bremen hier nix zu holen gibt. Wollen wir mal ehrlich sein? Bremen hat uns über Jahre abgehängt.”
Und auch die Inszenierung des Songs durch das Hamburger Urgestein Lotto King Karl ist Horn offenbar ein Dorn im Auge: “Bei der Uhr machen wir jetzt den aus unserer Sicht richtigen Schritt und sie landet im Museum. Lasst uns nun in der nächsten Saison auch ein Lied über den HSV singen, wenn der Kran nach oben fährt. Gerne auch ohne Kran.”
Lotto King Karl ist beleidigt
Der Sänger gibt sich beleidigt und unterstellt Horn wiederum Geltungssucht: “Es geht hierbei doch gar nicht um die Sache, sondern darum, dass Leute in die Öffentlichkeit wollen. Das ist ihnen gelungen. Herzlichen Glückwunsch!” Er wollte sich an der Hymne nicht festkrallen, aber er verstehe einfach nicht, warum niemand konstruktiv auf ihn zugekommen sei, so Lotto King Karl.
Auch Präsident Jansen für Veränderung
Unterstützung erhielt der Fanclub-Chef Horn allerdings von HSV-Präsident Marcel Jansen. Der hatte sich in die Debatte eingemischt und indirekt eine Änderung gefordert: “Sich immer an die Vergangenheit zu klammern, das ist falsch.” Der Club will nun intern beraten und eine Entscheidung treffen.