Schafft der 1. FC Union Berlin tatsächlich die Sensation und steigt in die erste Bundesliga auf? Nach dem 2:2-Unentschieden im Relegations-Hinspiel gegen den VfB Stuttgart haben die Köpenicker jetzt die besseren Karten. Am kommenden Montag (27. Mai) fällt die Entscheidung im Stadion an der alten Försterei. Anstoß ist um 20:30 Uhr, die Partie ist zum Ärger vieler Fußballfans live und exklusiv nur über den Eurosport Player zu empfangen.
Seitdem die Relegation im Jahr 2009 wieder eingeführt wurde, hat sich in acht von zehn Fällen der Erstligist durchgesetzt. Diesmal sieht es aber so aus, als würde es der Außenseiter packen. Union Berlin hat nach dem Hinspiel alle Trümpfe in der Hand und kann sich nun auf seine Heimstärke verlassen. Der VfB Stuttgart steht hingegen am Abgrund. Wer hat am Montag die besseren Nerven?
Union Berlin gegen VfB Stuttgart: Die Ausgangslage vor dem Rückspiel
“Natürlich ist dieses 2:2 kein Traumergebnis, aber wird sind noch längst nicht abgestiegen. Die Chance auf den Klassenerhalt ist immer noch da, wir sind noch im Spiel”, sagte Stuttgarts Kapitän Christian Gentner am Donnerstag nach dem enttäuschenden Hinspiel gegen Union Berlin. Der VfB lag zwei Mal in Führung, verspielte eine bessere Ausgangslage aber durch individuelle Fehler. Am Ende waren die Hauptstädter sogar deutlich näher am Siegtreffer, der VfB konnte sich bei Torwart Ron-Robert Zieler bedanken, dass es nicht noch schlimmer kam.
Stuttgart steht jetzt schon fast mit dem Rücken zur Wand: Im Rückspiel in Berlin muss ein Sieg oder ein Unentschieden mit mindestens drei eigenen Toren her – sonst ist der zweite Abstieg in nur drei Jahren besiegelt.
Für den VfB – der als klarer Favorit in die beiden Relegationsduelle gegangen ist – wäre dies sportlich und finanziell ein echtes Desaster. Dementsprechend liegen die Nerven bei Fans, Spielern und Verantwortlichen blank.
Stürmer Mario Gomez kritisierte nach dem Hinspiel die Zuschauer, die auf das frustrierende Ergebnis mit Pfiffen reagiert hatten: “Diese ganze Stimmung hier gefällt mir überhaupt nicht. Es bringt in der jetzigen Lage überhaupt nichts, aufeinander loszugehen. Wir müssen jetzt erhobenen Hauptes nach Berlin fahren und dort werden wir die Unterstützung unserer Fans brauchen.”
Bei Union Berlin sieht die Gefühlswelt naturgemäß ganz anders aus. Der Zweitligist hat in Stuttgart bewiesen, dass der dem VfB auf Augenhöhe begegenen kann. Das Remis war unterm Strich völlig verdient und der gerechte Lohn für einen couragierten Auftritt. Trainer Urs Fischer sah sich nach der Partie sogar genötigt, auf die Euphoriebremse zu treten: “Wir müssen aufpassen, dass es sich nicht positiver anfühlt als es ist. Natürlich war das eine starke Leistung. Aber jetzt ist quasi erst Halbzeit, wir haben noch nichts geschafft.”
Statistik: Aufstieg von Union wäre Überraschung
Der 1. FC Union Berlin ist als klarer Underdog in die Relegation gegen den VfB Stuttgart gegangen. Aber nicht nur deshalb wäre ein Aufstieg der Hauptstädter eine faustdicke Überraschung. In den vergangenen zehn Jahren konnte sich der jeweilige Zweitligist nur in zwei Fällen durchsetzen.
- 2009: Energie Cottbus – 1. FC Nürnberg 0:3 und 0:2
- 2010: 1. FC Nürnberg – FC Augsburg 1:0 und 2:0
- 2011: Borussia Mönchengladbach – VfL Bochum 1:0 und 1:1
- 2012: Hertha BSC – Fortuna Düsseldorf 1:2 und 2:2
- 2013: TSG Hoffenheim – 1. FC Kaiserslautern 3:1 und 2:1
- 2014: Hamburger SV – Greuther Fürth 0:0 und 1:1
- 2015: Hamburger SV – Karlsruher SC 1:1 und 2:1 n.V.
- 2016: Eintracht Frankfurt – 1. FC Nürnberg 1:1 und 1:0
- 2017: VfL Wolfsburg – Eintracht Braunschweig 1:0 und 1:0
- 2018: VfL Wolfsburg – Holstein Kiel 3:1 und 1:0
Union Berlin könnte am Montag als nach dem 1. FC Nürnberg (2009) und Fortuna Düsseldorf (2012) der dritte Zweitligist werden, der nach der Wiedereinführung der Relegation den Sprung ins Fußball-Oberhaus auf diesem Wege schafft.
Was spricht jetzt für Union Berlin?
Die Mannschaft von Coach Urs Fischer war in der abgelaufenen Saison die mit Abstand beste Heim-Elf der 2. Bundesliga. Das Stadion an der Alten Försterei im Berliner Stadtteil Köpenick ist eine echte Festung. In 17 Spielen vor eigenem Publikum kassierte Union nur eine Niederlage (1:3 im Top-Spiel gegen den SC Paderborn).
Im Rückspiel gegen den VfB Stuttgart würde Union jetzt schon ein 0:0 oder ein 1:1 zum Aufstieg reichen, das spielt den extrem defensivstarken Berlinern natürlich in die Karten. Zu Hause hat Union in der gesamten Spielzeit nur elf Gegentore kassiert, das ist im deutschen Profifußball ein absoluter Topwert. Nur RB Leipzig in der ersten Liga (nein Heim-Gegentreffer) weist eine bessere Bilanz auf.
Auffällig war auch, mit wie viel Selbstvertrauen sich Union im Hinspiel präsentiert hat. Die Mannschaft ist eine echte Einheit, die an sich und das große Ziel glaubt. Dazu kommen die jetzt schon erstligareifen Fans, die im Rückspiel sprichwörtlich der zwölfte Mann sein werden. Den VfB Stuttgart erwartet auf dem Weg zum Klassenerhalt eine sehr, sehr hohe Hürde.
Was spricht jetzt für den VfB Stuttgart?
Die Mannschaft des VfB Stuttgart ist eigentlich zu gut, um abzusteigen – diese Einschätzung hört man schon die ganze Saison über, nicht nur aus dem Schwabenland. Das mag auch stimmen, hat aber schon andere Vereine in der Vergangenheit nicht vor dem Absturz bewahrt. Der VfB schafft es einfach nicht, seine theoretisch vorhandene Qualität auf den Platz zu bringen. Dass das Team inzwischen den dritten Trainer in dieser Saison hat, macht die Sache wohl nicht leichter.
Klar ist aber auch: Das 2:2 aus dem Hinspiel ist für Stuttgart wahrlich kein optimales Ergebnis, aber noch lange kein Weltuntergang. Grundsätzlich ist der VfB in der Lage, das Rückspiel in Berlin zu gewinnen. Die Mannschaft von Interimscoach Nico Willig hat zweifellos die besseren Einzelspieler und bringt mehr Tempo und Ballsicherheit auf den Platz. Die große Frage lautet: Was macht die berühmte “Birne”?
Nach dem Ausgleich zum 2:2 wirkten die Stuttgarter am Donnerstag wie gelähmt. Kaum ein Akteur übernahm Verantwortung, ein Aufbäumen oder eine echte Schlussoffensive blieb komplett aus. Dem VfB muss es gelingen, das Rückspiel mit Selbstvertrauen und Überzeugung anzugehen – nur dann ist der Klassenerhalt noch möglich. Auch wenn die Statistik nicht wirklich Mut macht: In der zurückliegenden Bundesliga-Saison konnte der VfB nur ein einziges Spiel gewinnen – beim Absteiger in Nürnberg.
Union gegen Stuttgart: Das sind die Quoten für das Rückspiel
Die Wettanbieter glauben nicht mehr so wirklich daran, dass der VfB das Ding noch drehen kann. Beim deutschen Top-Buchmacher Wetten.com liegt die Quote für einen Aufstieg von Union Berlin bei 1,60. Sollte Stuttgart den Klassenerhalt doch noch schaffen, gibt es das 2,35-fache des Einsatzes zurück.
Auch beim Rückspiel sind die heimstarken Unioner in der Favoritenrolle: Für einen Heimsieg bietet Wetten.com aktuell eine Quote von 2,35 an. Ein Unentschieden liegt bei einer Quote von 3,35 und ein Stuttgarter Auswärtssieg bei 3,10. Alle drei Quoten beziehen sich natürlich auf das Ergebnis nach der regulären Spielzeit (3-Wege-Wette).
Wett-Tipp & Prognose: Union Berlin – VfB Stuttgart (Rückspiel in der Relegation 2019)
Das Lager von Union Berlin ist zurecht euphorisch, das Ergebnis aus dem Hinspiel hat den Köpenickern eine glänzende Ausgangslage verschafft. Und keine Frage: Union mit seiner Tradition, Fußballkultur und seinen überragenden Fans wäre eine echte Bereicherung für die erste Bundesliga.
Aber: Aus unserer Sicht sind die Würfel in puncto Aufstieg vs. Klassenerhalt noch längst nicht gefallen! Im Rückspiel ist noch absolut alles möglich, ein knapper Sieg würde dem VfB Stuttgart ja zur Rettung reichen.
Am Ende werden auch die Nerven und die Tagesform eine wichtige Rolle spielen. Wir erwarten ein ganz knappes Ergebnis und 90 Minuten, die extrem umkämpft sind. Und wenn wir alle Faktoren berücksichtigen, kommen wir zu dem Schluss: Der VfB Stuttgart wird es doch noch packen.
Wir glauben, dass ein, zwei Momente der individuellen Klasse am Ende den Ausschlag für einen knappen Sieg des Erstligisten geben wird. Wer etwas risikofreudiger ist, sollte also auf einen Auswärtssieg (Wetten.com-Quote 3,10) setzen. Die vorsichtigere Variante wäre “Stuttgart qualifiziert sich”, was den Klassenerhalt unter Einschluss einer möglichen Verlängerung bedeutet. Dafür gibt es bei Wetten.com die starke Quote von 2,35.