Auch nach 20. Spieltagen geht es an der Tabellenspitze der 2. Bundesliga überaus eng zu. Neuer Spitzenreiter ist mit 39 Punkten, der am etwas schwächelnden FC St. Pauli (37) vorbeigezogen ist, der SV Darmstadt 98. Hinter diesem Duo, das nicht unbedingt ganz vorne zu erwarten war, hat sich inzwischen das Favoritentrio in Stellung gebracht. Dabei liegt der SV Werder Bremen als Dritter mit 35 Punkten jeweils einen Zähler vor dem FC Schalke 04 und dem Hamburger SV, wobei mit dem 1. FC Heidenheim, dem 1. FC Nürnberg und dem SSV Jahn Regensburg weitere Verfolger in Schlagdistanz sind.
Wer am Ende das Rennen um die beiden direkten Aufstiegsplätze und die Relegation machen wird, ist bei 14 noch ausstehenden Spieltagen entsprechend schwer vorherzusagen. Die aktuelle Tendenz indes rückt Werder Bremen in eine Favoritenrolle.
Trennung von Anfang war rückblickend ein Glücksfall für Werder
Nach 15 Spieltagen stand Werder im Anschluss an eine 1:2-Niederlage bei Holstein Kiel noch auf einem enttäuschenden zehnten Platz mit acht Punkten Rückstand auf Rang drei.
Dann aber übernahm nach aufgrund der Impfpass-Affäre um Markus Anfang turbulenten Wochen sowie zwei Partien mit Danijel Zenkovic und Christian Brand als Interimstrainern mit Ole Werner der neue Coach das Kommando.
Werner, der bereits im Mai erstmals von Werder kontaktiert wurde, damals aber unter Verweis auf seine Aufgabe bei Holstein Kiel absagte, um letztlich nach einem Fehlstart mit den Störchen im September zurückzutreten, ist seit 28. November im Amt und feierte seitdem ausschließlich Siege.
Die Offensive um Torjäger Ducksch als Erfolgsgarant
Gegen Erzgebirge Aue (4:0), bei Jahn Regensburg (3:2) und bei Hannover 96 (4:1) vor Weihnachten sowie im neuen Jahr gegen Fortuna Düsseldorf (3:0) und nun nach spektakulären 90 Minuten beim SC Paderborn (4:3) gewann Werder insbesondere auch dank einer überragenden Offensive fünf Mal in Serie.
Die Qualität in der vordersten Reihe mit Niclas Füllkrug und Marvin Ducksch, die nach anfänglichen Schwierigkeiten mittlerweile hervorragend harmonieren, ist für Zweitliga-Verhältnisse enorm und ein Faustpfand für weitere Erfolge.
Selbiges gilt trotz der drei Gegentore in Paderborn für eine erfahrene Dreierkette, in der Ömer Toprak, Milos Veljkovic und Marco Friedl reichlich Bundesliga-Erfahrung mitbringen – ebenso wie Jiri Pavlenka, der sich seinen Stammplatz im Tor von Michael Zetterer längst zurückgeholt hat.
Mit Christian Groß im defensiven und Leonardo Bittencourt im offensiven Mittelfeld ist auch in der Verbindung zwischen Defensive und Offensive viel Routine und auch individuelle Klasse vorhanden.
Fast alle Top-Spiele in der Fremde
Der Bremer Aufschwung liegt freilich auch daran, dass Werner anders als Vorgänger Anfang weitgehend aus dem Vollen schöpfen kann. Gerade Toprak und Bittencourt fielen in den ersten Saisonwochen lange aus und konnten nicht gleichwertig ersetzt werden.
Auch wenn junge Spieler wie Ilia Gruev, Niklas Schmidt oder der immer effektivere Romano Schmidt unverkennbare Fortschritte gemacht haben und immer weiter machen.
Dem Kader fehlt es an Qualität in der Breite
Eine Gefahr für den Bremer Lauf wären folglich Ausfälle von Eckpfeilern wie eben Toprak und Bittencourt, aber auch zu den beiden Stürmern Ducksch und Füllkrug fehlen Alternativen auf gleichem Niveau.
Bleiben alle Leistungsträger gesund, sollte Werder aber inzwischen so gefestigt und auch eingespielt sein, dass der direkte Wiederaufstieg auf jeden Fall möglich ist.
Rückschläge unter Werner werden zwar nicht ausbleiben, aber gelingt es weiterhin so verlässlich gegen die vermeintlich Kleinen der Liga zu punkten, könnte Bremen in den verbleibenden Top-Spielen auch mit Unentschieden leben.
Dass letztere außer gegen Darmstadt 98 in Heidenheim, auf St. Pauli, beim HSV und auf Schalke allesamt auswärts stattfinden, ist allerdings sicher kein Vorteil.
Als nächstes steht das Heimspiel gegen den KSC an
Zunächst aber will Werder Bremen unter Ole Werner den fünften Sieg im fünften Spiel! Der kommende Gegner wird dabei der Karlsruher SC sein, der ebenfalls eine gute Saison spielt und aktuell auf Rang zehn in der Tabelle liegt.
Aufgrund der zuletzt positiven Ergebnisse ist Werder natürlich der Favorit. Zumal es gut sein kann, dass bei dieser Partie am 5. Februar 2022 auch wieder mehr Fans in Weserstadion dürfen. Bei Betonic gibt es für einen Bremer Heimsieg eine Wettquote von 1,98.