Innerhalb von vier Jahren vom Weltmeister zum Drittliga-Profi. Diese Kurve nahm die Laufbahn von Kevin Großkreutz. Denn vom Zweitligisten SV Darmstadt 98, für den Großkreutz im vergangenen Jahr noch aufgelaufen war, geht es für den 29-Jährigen nun eine Liga tiefer zum Traditionsklub und Drittliga- Aufsteiger KFC Uerdingen. Ein wahrer Transferhammer für die Westdeutschen, bei denen aber nicht nur Großkreutz Bundesliga- Erfahrung mit in den Kader bringen wird.
Denn neben dem früheren Dortmunder und Stuttgarter haben auch Stefan Aigner, der in diesem Sommer aus den USA von den Colorado Rapids verpflichtet wurde, sowie Maximilian Beister, ehemaliger Junioren- Nationalspieler Deutschlands, bringen maßig Erfahrung aus der Bundesliga in den Kader des Aufsteigers aus der Regionalliga West in die dritte Liga. Trotz dieses Häufung von großen Namen gemessen an der sportlichen Realität in der Drittklassigkeit, betont Uerdingens Geschäftsführer Nikolas Weinhart bezüglich der Großkreutz-Verpflichtung: “Wir freuen uns sehr, dass uns dieser Transfer gelungen ist. Für uns zählt weniger der Name als die spielerische Qualität, die Kevin Großkreutz mitbringt. Er wird die Mannschaft sicher noch einmal enorm verstärken können und bringt viel Erfahrung mit, von der wir profitieren werden.”
Doch angesichts von Großkreutz' Werdegang wird sicherlich auch dessen Name eine gewichtige Rolle bei dem Transfer gespielt haben. Schließlich konnte sich der aufstrebende KFC so einen Weltmeister, zweimaligen Deutschen Meister und Champions League Finalisten schnappen. Doch diese glorreichen Tage bei seinem Stammverein Borussia Dortmund liegen für den 29-Jährigen mittlerweile lange zurück. Zunächst ging es zum VfB Stuttgart. Dort endete aber die Zusammenarbeit bald aufgrund von Verfehlungen außerhalb des Fußballplatzes. So ging es zu Darmstadt 98 in die zweite deutsche Liga. Dort konnte Großkreutz in der vergangenen Saison auch nicht verhindern, dass die Lilien lange in akuter Abstiegsgefahr schwebten. Dem sechsmaligen Nationalspieler gelangen in 27 Einsätzen lediglich drei Treffer.
Krämer zeigt sich begeistert, über Plan B mit Großkreutz
Stefan Krämer, der Coach des KFC Uerdingen, zeigt sich dennoch begeistert über die Verpflichtung des nicht immer einfachen Charakters. Er gesteht aber auch, dass ohne unglückliche Umstände dieser Transferhammer nicht zustande gekommen wäre. “Auf der linken Offensivseite hatten wir eigentlich mit Maurice Litka (St. Pauli-Leihgabe; Anm. d. Red.) geplant. Der hat sich in der Schulter aber alle Bänder gerissen, fällt mindestens drei Monate aus. Deshalb haben wir uns nochmal umgesehen“, offenbarte der Trainer . “Als dann der Name Großkreutz fiel, konnte ich es zuerst gar nicht glauben. Aber dann hat einfach alles gepasst.”
Der erste Eindruck des Trainers von seinem neu dazugekommenen Profi war durchweg positiv. “Kevin ist am Donnerstagabend zu uns gestoßen, wir haben uns eine Stunde beim Essen unterhalten. Der Junge ist hochmotiviert und heiß, sieht das Ganze als große Gelegenheit. […] Wir haben Kevin geholt, weil du in der 3.Liga Typen brauchst, sonst wirst du gefressen. Und Kevin ist genau der Typ, den du brauchst, um eine gewisse Mentalität auf den Platz zu bringen.” Ob sich Großkreutz noch einmal zurück in die Bundesliga kämpfen kann, ist mehr als fraglich. Doch durch seinen unbedingten Willen, durch seine positive Verrücktheit auf dem Platz, kann er beim KFC Uerdingen in Liga Drei vielleicht wieder auf sich aufmerksam machen.