Sensation unterm Dom: Der 1. FC Köln hat den “verlorenen Sohn” zurückgeholt und tatsächlich die Verpflichtung von Anthony Modeste bekanntgegeben! Im Rahmen einer großen Gala feierte der Verein gestern seinen 70. Geburtstag, als plötzlich Präsident Werner Spinner ans Mikrofon schritt: “Anthony hat heute einen Vertrag unterschrieben”, verkündete der FC-Boss unter dem tosenden Jubel der Gäste und Fans. Modeste hat in Köln diesmal gleich über fünf Jahre unterschrieben und bleibt dem FC damit bis mindestens 2023 erhalten.
Noch vor wenigen Tagen wurde Modeste mit den Bundesligisten Schalke 04 und VfB Stuttgart in Verbindung gebracht. Besonders der FC Schalke hatte sich offenbar eindringlich mit dem Stürmer beschäftigt – schreckte aber wohl vor der “nicht einfachen” Vertragssituation des Franzosen zurück. Derweil hieß es, Modeste halte sich beim 1. FC Köln lediglich fit. Dass der 30-Jährige tatsächlich wieder für den Zweitligisten auflaufen könnte – auf die Idee kam offenbar niemand.
Martin Schulz lässt Kontakte spielen
Kölns Sportdirektor Armin Veh stand jedenfalls ein breites Lächeln ins Gesicht geschrieben, als er von den geheimen Verhandlungen berichtete: “Als wir gemerkt haben, dass es eine Chance gibt, seine Vertragssituation zu lösen und ihn zu vertretbaren Konditionen zu verpflichten, haben wir alles darangesetzt, dies zu schaffen.” Erst später sickerte ein kurioses Detail durch: Offenbar war der ehemalige SPD-Vorsitzende Martin Schulz entscheidend in den Transfer involviert.
Droht dem FC eine Klage?
Schulz sitzt im Beirat des 1. FC Köln und half offenbar dabei, den Stürmer aus Fernost loszueisen. Der ehemalige Kanzlerkadidat beschrieb es mit einem Augenzwinkern: “Ich habe ein paar Kontakte in China. Es ist in den vergangenen drei Wochen gelungen, die Chinesen zu überzeugen, dass Tony in Köln besser aufgehoben ist.” Das sehen die Chinesen nur leider anders. Nachdem Köln den Deal öffentlich bekannt gegeben hatte, drohte Modestes Ex-Club Klubs Tianjin Quanjian sofort mit rechtlichen Schritten. Via Twitter hieß es: “Wir werden alles tun, um unsere Interessen zu verteidigen. Wir haben uns vorbereitet, um eine Klage gegen den 1. FC Köln und Anthony Modeste vor dem Sportgerichtshof (CAS) zu initiieren.”
Köln hatte für Modeste 35 Millionen kassiert
Kölns Geschäftsführer Alex Wehrle versicherte aber, man mache sich keine Sorgen. Man gehe weiterhin davon aus, dass Modeste bei Tianjin Quanjian wirksam gekündigt habe. Dementsprechend erwartet man beim FC, “dass Tony zeitnah eine Spielgenehmigung erhält.” Ob dies wirklich geschehen wird, ist aber wohl noch offen. Modeste hatte seinen Vertrag einseitig gekündigt, angeblich weil versprochene Gehälter nicht gezahlt wurden. Der 30-Jährige verließ China fluchtartig und hielt sich seit einiger Zeit bei der Kölner U21 fit. Die Verärgerung der Chinesen ist verständlich, immerhin hatte Tianjin Quanjian im Sommer 2017 knapp 35 Millionen Ablösesumme an Köln überwiesen.
Modeste ist glücklich
Dennoch scheint der sensationelle Deal für Modeste und den 1. FC Köln eine klassische Win-Win-Situation zu sein. “Ich bin dankbar und glücklich, dass ich zum 1. FC Köln und zu meinen Jungs zurückkehren kann”, ließ Modeste verlauten. Und Armin Veh freut sich über einen überragenden Stürmer, der “die Mannschaft, den Klub und die Stadt kennt.” In seinen beiden Jahren beim FC hatte Modeste 40 Tore in 68 Spielen erzielt – eine unglaubliche Quote.
Unrühmlicher Abgang ist vergessen
Dass sein Abgang im vergangenen Jahr mit viel Ärger verbunden war, scheint man dem Stürmer in Köln inzwischen verziehen zu haben. Dabei ist sicher hilfreich, dass die sportliche Führung in Köln inzwischen ein komplett anderes Gesicht hat. Statt Jörg Schmadtke und Peter Stöger sind nun Armin Veh und Markus Anfang in der Verantwortung. Und Veh stellt auch gleich klar: “Anthony Modeste steigt bei uns nicht als großer Star ein, der den FC allein zum Aufstieg schießen soll, sondern er ist ein Teil dieser Mannschaft.”
Läuft Modeste schon am Samstag in Darmstadt auf?
Dass der FC den Aufstieg mit Modese im Team jetzt noch verpassen könnte, daran glaubt keiner mehr – auch wenn der Vorsprung auf den Relegationsrang im Augenblick nur einen Zähler beträgt. Modeste könnte also schon am kommenden Samstag beim Auswärtsspiel in Darmstadt wieder das FC-Trikot tragen. Aber auch ohne den neuen Star-Stürmer ist Köln bei den Lilien der klare Favorit. Bei Betsson liegt die Quote für einen Kölner Auswärtssieg bei 1,82.