Erst am vergangenen Wochenende war klar geworden, dass der Hamburger SV seine Zusammenarbeit mit Dieter Hecking nicht weiter fortsetzt. Der erfahrene Trainer hatte nach dem verpassten Aufstieg keine Perspektive mehr gesehen und von sich aus die Trennung angeboten. Nur wenige Tage später steht nun fest, mit welchem Coach der HSV in sein drittes Zweitliga-Jahr geht. Und dabei gibt es eine faustdicke Überraschung, denn eigentlich war Dimitrios Grammozis von diversen Medien als Top-Favorit auf den Posten gehandelt worden. Stattdessen haben sich die HSV-Bosse nun aber für Daniel Thioune entschieden. Der 45-Jährige wechselt vom VfL Osnabrück in die Hansestadt.
Der letzte Spieltag der abgelaufenen Zweitliga-Saison wird als ein absoluter Tiefpunkt in die bewegte Geschichte des Hamburger SV eingehen. Schon ein Unentschieden im Heimspiel gegen den SV Sandhausen hätte gereicht, um zumindest die Aufstiegsrelegation zu erreichen. Stattdessen kassierte der HSV aber eine peinliche 1:5-Klatsche und musste dem 1. FC Heidenheim den Vortritt lassen.
Hecking wirkte amtsmüde
Schon direkt nach diesem Match deutete viele darauf hin, dass das Kapitel von Dieter Hecking beim HSV nach nur einem Jahr enden würde. Der Vertrag des Trainers hätte sich nur beim Aufstieg automatisch verlängert. Hecking selbst wirkte nach dem Debakel gegen Sandhausen müde, abgekämpft und desillusioniert.
Kaum Geld für Transfers
Öffentlich unterstrich Hecking zwar seine Bereitschaft, beim HSV weiterzumachen und einen neuen Aufstiegsversuch zu unternehmen. Nach einer Analyse mit Sportvorstand Jonas Boldt soll Hecking dann aber seine Meinung geändert haben. Der norddeutsche Traditionsclub muss den Gürtel deutlich enger schnallen. Der milliardenschwere Mäzen Klaus-Michael Kühne wird sich wohl zurückziehen, auch der Vertrag mit Hauptsponsor Emirates läuft aus.
Zu hohe Erwartungen in Hamburg
Viel Geld für Transfers wird in diesem Sommer also nicht da sein. Dabei müsste der bestehende Kader deutlich mehr Qualität erhalten, um in der kommenden Saison einer der Aufstiegsfavoriten zu sein. Dazu kommt die geradezu groteske Erwartungshaltung in Hamburg, viele Fans sehen ihren Club auch nach zwei Jahren der Zweitklassigkeit noch als Schwergewicht im deutschen Fußball.
Steht Hecking in Kontakt mit Schalke?
All das will Dieter Hecking sich offenbar nicht mehr antun. “Ich sehe mich als Erstliga-Trainer”, soll der 55-Jährige intern gesagt haben. Der Ex-Trainer von Borussia Mönchengladbach und des VfL Wolfsburg spekuliert darauf, in der nächsten Spielzeit wieder bei einem Top-Club aus dem Oberhaus unterzukommen. Gerüchten zu Folge soll es Kontakt zum FC Schalke 04 geben. Dort könnte der umstrittene Trainer David Wagner bei einem schlechten Saisonstart ganz schnell weg vom Fenster sein.
Thioune wird neuer HSV-Trainer
Ganz überraschend muss die Trennung von Hecking für die HSV-Bosse aber wohl nicht gekommen sein. Sonst wäre es wohl kaum möglich gewesen, in so kurzer Zeit einen Nachfolger zu präsentieren. Schon am späten Sonntagabend sickerte durch, dass die Hamburger sich mit Daniel Thioune einig sind.
Das Osnabrücker Urgestein hatte den VfL unlängst in die 2. Bundesliga geführt und in der letzten Saison den Klassenerhalt geschafft. Jetzt will Thioune den nächsten Schritt gehen und den HSV wieder zurück in die erste Liga führen. Leicht wird dieses Unterfangen ganz sicher nicht.
Grammozis aus dem Rennen
Die Trainerentscheidung der HSV-Verantwortlichen ist durchaus eine große Überraschung. Experten und Medien waren fast sicher davon ausgegangen, dass der ehemalige Darmstädter Dimitrios Grammozis der neue Mann auf der Hamburger Trainerbank werden würde. Auch Andre Breitenreiter und Domenico Tedesco standen auf der Kandidatenliste.