Als Holstein Kiel Ende Mai das Hinspiel in der Relegation beim 1. FC Köln mit 1:0 gewonnen hatte, wähnte man sich im hohen Norden dem Traum vom erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga schon ganz nah. Ein 1:5 im Rückspiel vor eigenem Publikum gegen die Geißböcke war dann allerdings ein herber Nackenschlag für die Störche, die letztlich wie schon am Ende der Saison 2017/18, damals gegen den VfL Wolfsburg, in der Relegation den Kürzeren zogen. Dem knapp verpassten Aufstieg folgte in den vergangenen Monaten nun ein Absturz bis in den Tabellenkeller der 2. Liga, sodass im Moment nur der Klassenerhalt das Ziel sein kann.
Lediglich magere neun Punkte hat die KSV nach zehn Spieltagen auf dem Konto und rangiert nur deshalb als Tabellenfünfzehnter gerade noch am rettenden Ufer, weil mit dem SV Sandhausen (8 Punkte), dem FC Ingolstadt (5) und Erzgebirge Aue (4) drei Teams noch schlechter unterwegs sind.
Trainerwechsel hat bei Holstein nicht die erhoffte Wende gebracht
Bislang keinen nennenswerten Effekt hatte der Trainerwechsel von Ole Werner zu Marcel Rapp. Werner trat nach einem 0:3 am siebten Spieltag gegen Hannover 96 zurück.
Doch nach einem 2:1-Sieg im ersten Spiel unter Interimscoach Dirk Bremser beim SC Paderborn verloren die Störche zu Hause mit 0:2 gegen Hansa Rostock und kamen nun beim Einstand des neuen Cheftrainers Marcel Rapp beim FC Ingolstadt nicht über ein 1:1 hinaus. Dabei trug auch die von Rapp installierte, neue Dreierkette noch keine Früchte.
Neuzugänge schlagen nicht ein
Die Umstellung auf ein neues System dürfte ebenso Zeit erfordern wie der neuerliche Kaderumbau im Sommer. Mit Janni Serra (Arminia Bielefeld), Jonas Meffert (Hamburger SV) und Jae-Sung Lee (1. FSV Mainz 05) konnten drei absolute Leistungsträger nicht gehalten werden, während sich mit Jannik Dehm (Hannover 96) noch eine weitere Stammkraft verabschiedete.
Die im Gegenzug gekommenen Neuzugänge haben derweil abgesehen von Marcel Bengert, der indes eher als Ergänzungsspieler eingeplant war, die Erwartungen aus unterschiedlichen Gründen noch nicht erfüllt.
Bislang jedenfalls waren Fiete Arp, Patrick Erras, Steven Skrzybski, Hólmbert Aron Fridjónsson, Julian Korb, Benedikt Pichler und der nachverpflichtete Lewis Holtby nicht die erhofften Verstärkungen.
Das Problem liegt auch in den Köpfen
Trainer Rapp ist nun gefordert, aus dem im Kader zweifelsohne vorhandenem Potential wieder eine funktionierende Mannschaft zu formen. In einem ersten Schritt könnte es dabei sinnvoll sein, die Vergangenheit endgültig aus den Köpfen zu bekommen.
Denn dass im Endspurt der zurückliegenden Saison trotz widrigster Umstände wie einer zweimaligen Corona-Quarantäne schon vor der verlorenen Relegation der direkte Aufstieg auf bittere Art und Weise verspielt worden ist, wirkt noch immer nicht nur im Umfeld, sondern mutmaßlich auch im Team nach.
Auf Kiel warten entscheidende Spiele gegen schwere Gegner
Weniger körperlich, als vielmehr mental muss Rapp seine neuen Schützlinge wieder in die Spur bringen und den Glauben an die eigene Stärke vermitteln. Und das am besten sehr schnell, denn die anstehenden Aufgaben haben es in sich.
Gegen den SV Darmstadt 98, im DFB-Pokal bei der TSG 1899 Hoffenheim und dann beim Hamburger SV warten drei schwere Spiele, ehe vor der erneuten Länderspielpause im November ein Heimsieg gegen Dynamo Dresden nahezu Pflicht ist.
Prognose: Kiel rettet sich frühzeitig
Trotz des schlechten Saisonstarts und der großen Unruhe im Verein hat die Kieler Mannschaft hohe Qualität. Über die gesamte Spielzeit gesehen dürfte Holstein deswegen nicht ernsthaft in Abstiegsgefahr geraten. Unser Tipp: Am Ende reicht es für einen Platz im gesicherten Mittelfeld.