Nun ist alles unter Dach und Fach: Der deutsche U21-Europameister Thilo Kehrer (21) wird vom FC Schalke 04 zu Paris Saint-Germain wechseln. Mit einer Ablösesumme in Höhe von 37 Millionen Euro wird Kehrer zum teuersten Abwehrspieler aus der 1. Bundesliga aller Zeiten. Sein neuer Coach Thomas Tuchel ist bereits voll des Lobes über seine neue Nummer “4”.
Er könne sich “keinen besseren Klub” vorstellen, so Thilo Kehrer über seinen neuen Verein Paris Saint-Germain. Bereits am vergangenen Sonntag hatte der FC Schalke 04 den Wechsel seines Abwehrspielers verkündet. Nun sind auch der obligatorische Medizincheck und die nötigen Unterschriften erfolgt. Der französische Meister vermeldete den Transfer am heutigen Donnerstagmittag. Der neue Pariser Trainer Thomas Tuchel kann sich über einen talentierten, beidfüßigen Defensivmann freuen, der auf den Abwehr-Außenbahnen sowie im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann.
“Jeder in Europa weiß, wie stark und aufregend das PSG-Projekt ist”. So wird Kehrer in einer Mitteilung von Paris Saint-Germain zitiert. Er hätte demnach mit “großer Freude und großem Ehrgeiz” unterschrieben. “Ich könnte mir keinen besseren Klub vorstellen, um meine Entwicklung fortzusetzen und meine Ziele zu erreichen. Ich werde auf einige außergewöhnliche Teamkollegen treffen und mit einem Trainer arbeiten, der in Deutschland in den letzten Jahren Großartiges geleistet hat.” Kehrer wird außerdem auf Julian Draxler und Kevin Trapp treffen.
Kehrer wird zum teuersten Abwehrspieler der Bundesliga
Auch Klubboss Nasser Al-Khelaifi meldete sich zu Wort. Er hob hervor, dass Kehrer “verschiedene Positionen in der Abwehr und im Mittelfeld spielen” könne. “Er wird dem Trainer, der ihn bereits sehr gut kennt, eine Reihe von Lösungen bieten.” Kehrer ist der erst zweite Neuzugang unter dem neuen Coach Thomas Tuchel (nach Torwart-Legende Gianluigi Buffon). Tuchel geriet bei der Verpflichtung bereits ins Schwärmen: “Ich mag seine Persönlichkeit. Er verfügt bereits über eine gewisse Reife, weil er Kapitän der deutschen U21 war. Auf Schalke war er ein sehr konstanter Spieler. Er ist schnell, kann auf jeder der vier Positionen hinten spielen, ist beidfüßig, und kann sogar im defensiven Mittelfeld agieren. Er ist einer von den Spielern, die jeder Trainer gerne hätte.”
Der FC Schalke 04 erhielt 37 Millionen Euro Ablöse. In einem Jahr wäre Kehrer ablösefrei gewesen. Ein durchaus logischer Deal für S04. Der Verein wollte nach Leon Goretzka nicht erneut einen Jungprofi ablösefrei verlieren. Kehrer ist nach Leroy Sané (2016 für 50 Millionen Euro zu Manchester City) der zweitteuerste Verkauf in der Schalker Vereinshistorie. Der U21-Europameister ist nun außerdem der teuerste Abwehrspieler aus der Bundesliga aller Zeiten. Auf den Plätzen folgen Jannik Vestergaard (für 23 Millionen Euro von Mönchengladbach nach Southampton), Caglar Söyüncü (für 21 Millionen Euro von Freiburg nach Leicester), Medhi Benatia (für 20 Millionen Euro vom FC Bayern München zu Juventus Turin) und Abdul Rahman Baba (für 20 Millionen Euro von Augsburg zu Chelsea).
Inter Mailand ist vergessen – geläuterter Kehrer verabschiedet sich
Kehrer war 2012 als Teenager vom VfB Stuttgart zum FC Schalke 04 gekommen. Zur Saison 2015/16 rückte der gebürtige Tübinger in den Profi-Kader auf. Gleichzeitig unterschrieb er allerdings beim Serie-A-Klub Inter Mailand. Nachdem er zum Trainingsstart auf Schalke nicht erschienen war, war ein handfester Skandal perfekt. Der damalige Schalke Manager Horst Heldt sprach davon, dass Kehrer falsch beraten wurde. Der Berater erhielt Hausverbot, Kehrer kehrte im August 2015 reumütig zurück. Seinen Durchbruch musste er allerdings um ein Jahr verschieben.
Schalkes Sportvorstand Christian Heidel hat nun versichert, dass Kehrer einen vor vier Wochen ausgehandelten Deal zur Vertragsverlängerung “ganz sicher” unterschrieben hätte, wenn sich nun nicht Paris gemeldet hätte. Aufgrund des exzellenten Angebots hatten die Schalker kaum eine andere Wahl, als den 21-Jährigen ziehen zu lassen. Kehrer erhält in Paris die Rückennummer “4” und unterschrieb bis Sommer 2023. Er spricht bereits gut Französisch. Seine Mutter kommt aus Burundi, wo Französisch gesprochen wird.
Bei Instagram verabschiedete sich der Defensivmann nun auch bei den Schalker Anhängern. Der Wortlaut:
“Vom Balljungen aus der Knappenschmiede bis in den Kader der Profimannschaft, über die deutsche A-Jugendmeisterschaft zu meinem ersten Derbysieg in der Veltins-Arena. Während meiner Zeit bei Schalke 04 habe ich nicht nur viel gelernt, ich bin tollen Menschen begegnet, die mich geprägt und mich zu dem Menschen und Spieler gemacht haben, der ich heute bin. Dafür bin ich megadankbar.
Ein besonderer Dank geht daher vor allem an meine Teamkollegen, mein Trainerteam und natürlich auch an alle Vereinsmitarbeiter. Ohne euch wäre ich heute nicht der, der ich bin!! In den letzten sechs Jahren habe ich in jeder Minute alles auf dem Platz gegeben und habe den Verein immer mit Leidenschaft und Stolz vertreten. All das wäre aber niemals ohne die treue Unterstützung von euch Fans möglich gewesen. Diese Mentalität, die auf Schalke herrscht, ist einfach einzigartig!! Zusammen mit der Mannschaft und den Fans bin ich durch Höhen und Tiefen gegangen und habe mich immer als ein Teil einer großen Familie gefühlt. Und dieser Kampfgeist, der den Verein und die Region auszeichnet, wird immer ein Teil von mir bleiben! Ich werde Schalke als meine Heimat immer im Herzen behalten und weiter verfolgen – egal wo ich bin!
Glück auf! Euer Thilo”
Für die erste Mannschaft der Schalker absolvierte der 33-malige Jugendnationalspieler (drei Tore) 59 Pflichtspiele. Dabei gelangen ihm vier Tore und vier Vorlagen. Von vielen Experten wird Kehrer als kommender Nationalspieler gesehen.
