Ein Fußballspiel dauert 90 Minuten. Bei der zurückliegenden WM 2022 hatte man den Eindruck, dass die FIFA diese alte Weisheit mit aller Macht widerlegen will. Quasi jede Unterbrechung wurde nachgespielt. Mehrere Begegnungen waren erst nach weit über 100 Minuten zu Ende. Ein ähnliches Szenario soll es bei der anstehenden Europameisterschaft nicht geben.
Der Schiedsrichter-Chef der UEFA Roberto Rosetti erklärte am Mittwoch gegenüber Medienvertretern, dass man die Referees aufgefordert habe, das Spiel zu beschleunigen.
Nachspielzeiten wird es gegeben – aber nicht wie bei der WM
Geht’s nach den Vorstellungen der UEFA, so werden Nachspielzeiten von acht oder neun Minuten bei der Euro 2024 eher die Ausnahme sein. Rosetti erklärte, dass die Nettospielzeiten in Europa – beispielsweise in der Champions League – ohnehin deutlich höher sein, als in deren Regionen der Welt. Die Schiedsrichter seien angehalten, den Ball so schnell wie möglich freizugeben.
Nur der Kapitän darf diskutieren
Ein wesentlicher Punkt zur Spielbeschleunigung wird sein, dass die Referees in strittigen Aktionen nur mit dem Kapitän der Mannschaft sprechen. Die Schiedsrichter sollen ihre Entscheidungen erklären, aber nicht gegenüber jedem Spieler.
Nur der Kapitän darf dem Referee sprechen. Sollte der Kapitän der Torwart sein, so wird vor dem Match ein anderen Spieler für die Schiedsrichter-Kommunikation benannt.
Nagelsmann begrüßt die Vorgaben
Der vierte Offizielle wird die Schiedsrichter-Entscheidungen den Trainern übermitteln. Bundestrainer Julian Nagelsmann erklärte, dass er die Vorschriften generell gut findet. Es werde im Fußball – auch von ihm – ohnehin viel zu viel gelabert.
Kritisch sieht Nagelsmann, dass die Vorschriften ohne Erprobung eingeführt werden. Für den einen oder anderen Spieler könnte es schwierig sein, sein Verhaltensmuster umzustellen. Die DFB-Kicker sind aber sensibilisiert.
Flut an Gelben Karten befürchtet
Gelbe Karten wegen Beschwerden könnte es nach den neuen Richtlinien in den kommenden Tagen bei der EM noch und nöcher geben. Roberto Rosetti sieht dies aber nicht so. Jeder Spieler wisse, dass eine Beschwerde nichts bringt.
Weitere Richtlinien für die Schiedsrichter bei der EM 2024
In den Schiedsrichter-Anweisungen hat die UEFA weitere Vorgaben gemacht. Die wichtige, aber nicht unumstrittene Handregel bleibt wie im Europapokal bestehen. Überharte Fouls sollen schneller mit Rot bestraft werden. Der Verband will die Schwelle bei zur Roten Karte bei Groben Fouls deutlich nach unten fahren.
Zudem sollen die Schiedsrichter das Halten im Strafraum, bei Eckbällen, konsequent ahnden, bis hin zum Elfmeterpfiff. Wer den heutigen Profi-Fußball kennt, weiß, dass bei jeder Ecke gehalten wird.
Es dürfte für die Referees extrem schwierig werden, die UEFA-Vorgabe mit Fingerspitzengefühl umzusetzen. Ansonsten könnte es bei der Euro 2024 schnell heißen „drei Ecken = ein Elfmeter“.
Maximale Technik bei der EM im Einsatz
Technisch wird die UEFA das Maximum bereitstellen, um den Schiedsrichtern zu helfen, angefangen vom Video-Assistent über die Torlinientechnik bis hin zur halb-automatischen Abseitserkennung mit dem Chip im Ball. Mit dem Chip kann der genaue Zeitpunkt des Abspiels nachvollzogen werden.
Tritt der Video-Schiedsrichter in Aktion, wird es dazu eine Information auf der Anzeigentafel geben. Eine Schiedsrichter-Erklärung über die Stadien-Mikrofone, wie der FIFA, ist nicht vorgesehen.
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