Die Saison 2018/2019 endete für Borussia Dortmund mit einer Enttäuschung: Obwohl der BVB die Tabelle über weite Teile der Spielzeit angeführt hatte, reichte es am Ende nur zur Vizemeisterschaft. Der westfälische Traditionsverein hat zweifellos eine große Chance auf den Titel verpasst. Schuld daran war eine durchwachsene Rückrunde, für die viele Fans vor allem Trainer Lucien Favre verantwortlich gemacht haben. Die Bosse der Borussia sehen das offenbar anders, der 61-Jährige wird seinen Vertrag wohl demnächst verlängern.
Als Lucien Favre vor einem Jahr seinen Dienst bei Borussia Dortmund antrat, hatte der BVB eine turbulente Saison hinter sich – die beinahe mit dem sportlichen Super-GAU geendet wäre. Unter Interimstrainer Peter Stöger zitterte sich die Borussia am letzten Spieltag in die Champions League, am Ende entschied lediglich das um drei Treffer bessere Torverhältnis gegenüber Bayer Leverkusen.
Favre führte das junge Team zur Herbstmeisterschaft
Der BVB zog seine Lehren aus dieser Spielzeit, veränderte das Gesicht der Mannschaft und gab Lucien Favre den klaren Auftrag, das Team zu stabilisieren. Das gelang dem schweigsamen Schweizer mit Bravour: Dortmund hatte zu Beginn der neuen Saison nicht bloß mehr Konstanz im Spiel, sondern feierte einen Sieg nach dem anderen.
Der Lohn war schließlich die souveräne Herbstmeisterschaft nach 17 Spieltagen, der BVB schien auf dem besten Weg zur ersten Meisterschaft seit 2012. Und doch war es schon zu diesem Zeitpunkt der Trainer, der die Euphorie dämpfte und vor Rückschlägen warnte.
Schwache Rückrunde kostet den Titel
Favre sollte Recht behalten. In der Rückrunde verlor der BVB seine Leichtigkeit, fatale Punktverluste gegen Absteiger Nürnberg (0:0), den FC Augsburg (1:2), die TSG Hoffenheim (3:3 nach 3:0-Führung), Schalke 04 (2:4) oder Werder Bremen (2:2 nach 2:0-Führung) kosteten schließlich die Meisterschaft. Am Ende lagen die Bayern nur zwei Pünktchen vorne – und es gibt nicht wenige im Lager der Borussia, die sagen, so eine große Gelegenheit kommt so schnell nicht wieder.
Kritik am Trainer nahm zu
Auch der Trainer geriet in der zweiten Saisonhälfte massiv in der Kritik. Die Spieler seien unzufrieden mit der Ansprache, Favre schaffe es nicht, die Mannschaft zu emotionalisieren. Bei der bitteren 0:5-Klatsche im Spitzenspiel bei den Bayern vercoachte Favre sich massiv, dazu bekam der Trainer die eklatante Schwäche bei gegnerischen Standards einfach nicht in den Griff.
Und dennoch: Rein statistisch hat Borussia Dortmund gerade die drittbeste Saison aller Zeit gespielt. Auch deswegen ermahnte Sportdirektor Michael Zorc am Saisonende die Kritiker, das “große Ganze” nicht zu vergessen. Favre selbst hat fast schon gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, dass die Entwicklung der Mannschaft nun mal Zeit benötigen würde.
Formschwankungen bei den jungen Spielern
Spieler wie Dan-Axel Zagadou, Jadon Sancho, Achraf Hakimi oder Jacob Bruun Larsen stehen noch ganz am Anfang ihrer Karriere. Das Quartett gehörte in der letzten Saison häufig zum Stammpersonal, da waren gewisse Formschwankungen fast schon die logische Konsequenz.
Ziel ist die Meisterschaft 2020
Beim BVB ist man überzeugt, dass Lucien Favre der perfekte Trainer ist, um mit den jungen Spielern den nächsten Schritt zu gehen. Gleichwohl erhöhen die Bosse auch den Druck: In der kommenden Spielzeit wird Dortmund die Deutsche Meisterschaft als klares Saisonziel ausrufen.
Die drei Top-Verpflichtungen Julian Brandt (Bayer Leverkusen), Thorgan Hazard (Borussia Mönchengladbach) und Nico Schulz (TSG Hoffenheim) unterstreichen diese Ambitionen.
Neuer Vertrag bis 2021
Man sei mit Favre “in guten Gesprächen” sagte Michael Zorc dem “kicker”. Das Fachblatt geht davon aus, dass der BVB in Kürze die Vertragsverlängerung mit dem Trainer bekannt geben wird – spätestens nach Favres Rückkehr aus dem Urlaub. Die neue Laufzeit geht dann bis zum Jahr 2021, so hätten beide Seiten Planungssicherheit.