Von Hooligans in der eigenen Kabine geschlagen und dennoch treu. Eine wahrlich außergewöhnliche Vertragsverlängerung vollzog sich zwischen dem zum Chaos- Klub mutierten Sporting Lissabon und ihrem niederländischen Angreifer Bas Dost. Der ehemalige Stürmer des VfL Wolfsburg erlebte die wohl dunkelste Stunde des traditionsreichen Klubs aus der portugiesischen Hauptstadt hautnah mit. Doch dennoch entschied er sich weiter für die Löwen aufzulaufen. Im Gegensatz zu einigen anderen Säulen des Teams. Damit setzt er auch ein Zeichen, dass es sportlich konkurrenzfähig weitergehen wird.
Vermummte Hooligans stürmten die Kabine von Sporting Lissabon und attackierten Spieler und Angehörige des Trainerteams. Auch Bas Dost war direkt körperlich von dem Angriff betroffen, wurde am Kopf verletzt. Dennoch verweist er bei seiner Vertragsverlängerung darauf, dass diese Attacke nicht seine komplette Zeit bei Sporting überschattet. “Viele schlechte Dinge sind passiert, aber ich bin zu dem Entschluss gekommen, dass das mein Klub ist […] In den vergangenen beiden Jahren habe ich gelernt, was Sporting bedeutet. Das einzig Negative war die Attacke,” zeigt sich Dost dem Lissaboner Klub tief verbunden.
Daher kehrt er zur neuen Saison zu den Löwen zurück. Eine Vertragsauflösung kam nach dem Schock- Erlebnis für Dost mit etwas Abstand nicht mehr in Frage, wenn er auf seine gesammelten Erfahrungen bei Sporting zurückblickt. “Ich hätte ohne Transfer gehen können, aber ich genieße es hier sehr. Nach der Attacke haben mich viele Fans unterstützt“, sieht der Stürmer schon wieder das Positive. „Ich will für diese Leute weitermachen.” Ein starkes Statement nach dieser Vorgeschichte.
Dass Dost sportlich für Sporting schwer zu ersetzen gewesen wäre, steht außer Frage. In insgesamt 90 Spielen in seinen bisher zwei Jahren für die Grün-Weißen erzielte der frühere Wolfsburger unglaubliche 70 Tore. In seiner Premieren- Saison gelangen ihm allein in der portugiesischen Liga 34 Treffer. In der abgelaufenen Spielzeit bestätigte er seine Quote trotz dem Abrutschen des Klubs ins Chaos mit 27 Toren. Ihr Goalgetter bleibt Sporting also weiterhin erhalten. So folgt Dost dem Beispiel von Bruno Fernandes. Der Nationalspieler Portugals hatte zunächst seine Vertragsauflösung bekannt gegeben, kehrt zur kommenden Saison aber doch zu Sporting zurück. Anders als fünf Profis, die ebenfalls ihre Verträge einseitig annullierten.
Im Gegensatz zu Dost: Fünf Säulen verlassen Sporting
Tobias Figueiredo wechselt für 2,30 Mio. Euro zu Nottingham Forrest. Daniel Podence schließt sich für eine Ablösesumme in unbekannter Höhe dem griechischen Serienmeister Olympiakos Piräus, selbst in zahlreiche Skandale verwickelt, an. Identifikationsfigur William Carvalho, der aus seiner Liebe zu Sporting jahrelang lukrative Angebote aus dem Ausland ablehnte, geht für 20 Mio. Euro zu Betis Sevilla. Und Flügelflitzer Gelson Martins, den auch der BVB und Bayern München zeitweise beobachtet haben sollen, wird dem Vernehmen nach für eine Ablöse um die 30 Mio. Euro zu Atletico Madrid wechseln. So konnten bei vier der fünf verbliebenen Spieler, die ihren Vertrag in Folge der Hooligan-Attacke auflösten, einvernehmliche Lösungen gefunden werden.
Anders bei Torhüter Rui Patricio, der seit 2001 bei Sporting heimisch war. Er erklärte seinen Vertrag aus Angst um seine Sicherheit für nichtig und wechselte ablösefrei in die Premier League zu Wolverhampton. Diese Vertragsauflösung will Sporting nicht akzeptieren und legt bei der FIFA Beschwerde ein. Von den Wolves fordern sie 54,7 Mio. Euro. Im Erfolgsfall der Klage würde Patricio so vom Schnäppchen zum zweitteuersten Keeper der Welt nach Alisson.