Das Finale der beiden Londoner Teams war am Ende eine unerwartet klare Sache: Nach einer überragenden zweiten Halbzeit ließ der FC Chelsea dem Stadtrivalen Arsenal London keine Chance und gewann mit 4:1. Damit haben sich die Blues nach 2013 zum zweiten Mal den Gewinn der Europa League gesichert. Für Arsenal war die Endspiel-Niederlage doppelt bitter, denn damit verpassten die Gunners die letzte Chance auf einen Platz in der Champions League. Als katastrophal erwies sich der Austragungsort Baku, im Olympiastadion der Hauptstadt Aserbaidschans herrschte eine fast schon gespentische Atmosphäre.
“Bei diesem Spiel sollte die eine Hälfte des Stadions eigentlich komplett in Rot, die andere komplett in Blau getaucht sein”, hatte Arsenals deutscher Torhüter Bernd Leno vor der Partie gesagt und bereits im Vorfeld beklagt, dass nur sehr wenige englische Fans die weite und teure Reise nach Baku angetreten hatten.
Geisterstimmung im Stadion
Leno saß beim Finale am Mittwochabend zwar nur auf der Ersatzbank, aber er wird sich bei einem Blick ins weite Rund bestätigt gefühlt haben. Bereits vor dem Anstoß kam keine Endspiel-Stimmung auf – und das änderte sich auch nicht, als der Ball schließlich rollte. Keine Fangesänge, keine Reaktionen von den Rängen, dazu viele leere Plätze – es hat wohl selten einen unwürdigeren Rahmen für ein Europacup-Finale gegeben.
Vier EM-Spiele 2020 in Baku
Der staatliche Ölkonzern Aserbaidschans ist einer der größten und wichtigsten Sponsoren der UEFA. Als Dank für die Millionenbeträge hat der europäische Fußball-Verband gleich drei Vorrundenspiele sowie ein Viertelfinale der EM 2020 nach Baku vergeben. Wenn man das gestrige Endspiel in der Europa League vor Augen hat, kann einem bei dieser Vorstellung nur schlecht werden.
Arsenal kommt besser ins Spiel
Zum Sportlichen: Arsenal erwischte den besseren Start und hatte in der ersten Halbzeit ein leichtes Übergewicht. In der 18. Minute kam Alexandre Lacazette nach einem Kontakt mit Chelsea-Keeper Kepa im Strafraum zu Fall. Hier hatten die Blues großes Glück, dass der italienische Schiedsrichter Rocchi nicht auf Elfmeter entschied.
Die nächste Top-Chance hatte Arsenal nur kurze Zeit später, als ein 20-Meter-Schuss von Granit Xhaka nur knapp über die Latte strich (28.).
Letztes Spiel von Torwart-Legende Petr Cech
Chelsea hatte sich in der ersten halben Stunde offenbar von der gähnenden Atmosphäre im Stadion anstecken lassen, erst jetzt wachte die Mannschaft von Trainer Maurizio Sarri auf. Olivier Giroud hatte in der 40. Minute die Führung für Chelsea auf dem Fuß – Routinier Petr Cech im Tor von Arsenal reagierte im letzten Spiel seiner Karriere aber prächtig.
Drei Tore in 16 Minuten
In der zweiten Hälfte erhöhte Chelsea dann sofort das Tempo – und entschied die Partie mir drei Toren innerhalb von nur 16 Minuten. Zunächst verwertete Giroud eine Flanke von Emerson per Kopf zum 1:0 (49.). Dann legte Eden Hazard perfekt für Pedro auf, der Spanier traf mit einem platzierten Linksschuss zum 2:0 (60.). Nur fünf Minuten später verwandelte Hazard dann einen berechtigen Foulelfmeter zum 3:0, damit war das Match quasi gelaufen.
Hazard wechselt wohl zu Real Madrid
Alex Iwobi traf für Arsenal zwar zum 1:3 (69.), den kurzen Hoffnungsschimmer machte Hazard mit seinem abschließenden Treffer zum 4:1-Endstand (72.) aber gleich wieder zunichte. Am Ende feierten die Blues einen völlig verdienten Sieg, sie waren über 90 Minuten die reifere und individuell bessere Mannschaft.
Am Rande des Spiels wurde bekannt, dass Matchwinner Eden Hazard die Blues wohl verlassen wird. Der belgische Nationalspieler bestätigte auf Nachfrage indirekt, dass es ihn voraussichtlich zu Real Madrid ziehen wird. Der 28-Jährige hat in London allerdings noch einen Vertrag bis 2020, es liegt jetzt an der Ablösesumme. Im Raum stehen unglaubliche 150 Millionen Euro.