Der sportliche Super-GAU steht für den VfB Stuttgart seit dem Montagabend fest. Nach dem 0:0 im Relegations-Rückspiel gegen den 1. FC Union Berlin ist der zweite Abstieg innerhalb von nur drei Jahren besiegelt. Der schwäbische Traditionsverein steht nun vor einem echten Trümmerhaufen, die Mannschaft droht auseinanderzufallen. Erste Profis wie Stürmer Steven Zuber haben ihren Abgang bereits angekündigt. Gut möglich, dass sich auch die beiden Identifikationsfiguren Christian Gentner und Ron-Robert Zieler die zweite Liga nicht noch einmal antun werden.
“Das ist leider das passende Ende für eine absolute Horror-Saison”, hatte Stuttgarts Interimstrainer Nico Willig kreidebleich in die TV-Mikrofone gestammelt, nach dem der Abstieg endgültig feststand. Bis zum Schluss hatten die VfB-Verantwortlichen daran geglaubt, die letztlich logische Konsequenz irgendwie vermeiden zu können.
Katastrophale Saison des VfB
Dass der VfB Stuttgart mit seinem mageren 28 Punkten überhaupt die Relegation erreicht hatte, war ja schon eine unverhoffte Chance. Aber selbst hier schaffte es der Deutsche Meister von 1992 nicht, den tapfer kämpfenden, aber fußballerisch eher schwachen Zweitligisten Union Berlin zu bezwingen. Wohl selten war ein Abstieg “verdienter” als jetzt der Niedergang des VfB.
VfB-Ikone Guido Buchwald sagte am Dienstag, er sei “komplett fassungslos”, der erneute Abstieg sei “brutal” und vor allem komplett “überflüssig”. Tatsächlich war Stuttgart mit einer Mannschaft in die Saison gestartet, der viele Experten sogar das Potenzial für einen Platz im oberen Tabellendrittel zugetraut hatten. Die Neuzugänge floppten allerdings komplett, die etablierten Spieler liefen ihrer Form hinterher, irgendwann war das Selbstvertrauen weg.
Buchwald fordert mehr sportliche Kompetenz
Der Club steht nun vor einem kompletten Neuaufbau, das sieht Guido Buchwald auch als Chance. Der Weltmeister von 1990 appelliert an die Verantwortlichen: “Es müssen jetzt ein paar Altlasten weg und mehr sportliche Kompetenz in den Verein.”
Das dürfte auch ein Fingerzeig in Richtung des höchst umstrittenen Präsidenten Wolfgang Dietrich gewesen sein. Der hatte direkt am Dienstagmorgen auf der VfB-Website getönt: “Der VfB steigt wieder auf!”
Kabak wird verkauft
Aber dieses Unterfangen wird wohl schwerer als es sich viele beim VfB vorstellen. Zum einen wird die Konkurrenz mit Clubs wie Hannover 96, dem Hamburger SV oder dem 1. FC Nürnberg extrem groß sein, zum anderen ist noch gar nicht abzusehen, mit welchen Kader die Stuttgarter ins Rennen gehen werden.
Der von Hoffenheim ausgeliehene Steven Zuber hat bereits klar gemacht, dass er nur im Falle des Klassenerhalts über ein Bleiben in Stuttgart nachgedacht hätte. Auch Anastasios Donis und Pablo Maffeo werden den VfB wohl verlassen. Klar ist außerdem, dass Innenverteidiger Ozan Kabak aus wirtschaftlichen Gründen verkauft werden muss. Angeblich hat sogar der FC Bayern Interesse an dem türkischen Nationalspieler.
Was machen Gentner und Zieler?
Offen ist auch die Zukunft der beiden VfB-Leitwölfe Christian Gentner und Ron-Robert Zieler. Der Keeper hat zwar noch einen Vertrag bis zum Jahr 2020, dürfte in den kommenden Wochen aber wohl Angebote aus der ersten Liga bekommen. Zieler ist 30 Jahre alt und damit im besten Torwart-Alter. Gut möglich, dass ehemalige Hannoveraner jetzt eine neue Herausforderung sucht.
Gentner wollte sich am Montag noch nicht zu seiner Zukunft äußern, zwischen den Zeilen klang es aber eher nach Abschied: “Jetzt ist nicht der richtig Zeitpunkt. Es wäre falsch, aus der Emotion heraus irgendwelche Sachen herauszuposaunen.” Der 34-Jährige will unbedingt noch ein, zwei Jahre auf höchstem Niveau spielen. Ob Gentner Lust auf die knochenharte 2. Liga hat, ist fraglich.
Gomez bekennt sich zum VfB
Planen kann der VfB dafür wohl weiterhin mit Stürmer Mario Gomez. Der Routinier hat bereits angedeutet, dass er den Weg in die zweite Liga mitgehen würde: “Ich bin Stuttgarter durch und durch. Ich hänge an diesem Verein. Hier hat für mich alles angefangen und im Idealfall hört es hier auch auf.”