Hannover 96 belegt derzeit den 17. Platz in der Fußball-Bundesliga – das würde den direkten Abstieg in die zweite Liga bedeuten. Es sind aber noch zehn Spiele zu absolvieren. Eigentlich also genug Zeit, um noch auf den Relegationsplatz oder gar Rang 15 zu klettern. Der Rückstand ist schließlich nicht unermesslich und es sind noch genügend Punkte zu vergeben. Trotzdem herrscht in Hannover totale Untergangsstimmung. Club-Boss Martin Kind hat jetzt zugegeben, dass er den Klassenerhalt längst abgeschrieben hat.
Nach der desaströsen 1:5-Niederlage in Stuttgart am vergangenen Sonntag hatte schon Trainer Thomas Doll verbal auf seine Spieler eingeprügelt, drei Tage später stellte nun 96-Chef Martin Kind der Mannschaft ein vernichtendes Zeugnis aus.
Harte Worte von Martin Kind
“Der aktuelle Kader ist kaputt, schlecht zusammengestellt und gescheitert. Und das bei der teuersten Mannschaft, die wir je hatten.”, sagte Kind im Interview mit der “Neuen Presse”. Der 74-Jährige gab unumwunden zu, dass seine Gedanken längst bei der zweiten Liga sind: “Ich habe mich entschieden, dass wir erneut den direkten Wiederaufstieg erreichen wollen.”
Die drastischen Worte von Kind werden dem Team in den kommenden Wochen wohl kaum eine große Motivationshilfe sein. Wenn selbst der Vereinschef den Klassenerhalt schon ad acta gelegt hat, wie sollen dann noch die Spieler und der Trainer daran glauben?
Optimismus vor der Saison
Immerhin: Kind nahm sich selbst von der harschen Kritik nicht aus. Der Unternehmer sprach von “so vielen Fehlern”, die es gegeben habe. Das schließe ihn selbst ein: “Das beginnt bei mir, betrifft die sportliche Leitung, den Trainer und so weiter. Wir müssen die Entscheidungen breiter und professioneller aufstellen. Dieses Modell ist gescheitert.”
Vor der Saison hatte sich Kind noch optimistisch wie nie gegeben. Er sprach von einer “super Mannschaft”, lobte den damaligen Coach Andre Breitenreiter als “super Trainer” und legte sich vor dem Auftakt sogar fest: “Mit dem Abstieg werden wir nichts zu tun bekommen.”
Wechselt Hannover noch einmal den Trainer?
Acht Monate später kann man festhalten: Das war eine fatale Fehleinschätzung. Hannover taumelt dem Abstieg entgegen – und scheint mit dem Trainerwechsel von Breitenreiter zu Doll den nächsten Fehler begangen zu haben. Doll ist erst seit fünf Spielen in der Verantwortung und wirkt schon jetzt völlig ratlos.
Ob Hannover 96 womöglich in dieser Saison noch einmal die Reißleine zieht und Doll vor die Tür setzt? Dies schloss Martin Kind in besagtem Interview zwar aus, gab aber gleich die entscheidende Einschränkung: “Stand jetzt.”
Neuaufbau im Sommer
Inzwischen scheint es auch nicht mehr ausgeschlossen, dass Doll von alleine die Brocken hinwirft. Der 52-Jährige hatte zuletzt mehrfach betont, dass er sich seine Rückkehr in die Bundesliga so nicht vorgestellt habe. Auf die aktuelle Situation habe er “keinen Bock”, das alles mache ihm “keinen Spaß” mehr. Das Interview von Kind wird Doll nun zusätzlich zu denken geben.
Es sieht so aus, als würde es in Hannover spätestens im Sommer einen sportlichen Kahlschlag geben. Dass Thomas Doll als Trainer den Neuaufbau in der zweiten Liga verantworten wird, ist schwer vorstellbar. Auch Sportdirektor Horst Heldt dürfte nach dieser Saison nicht mehr zu halten sein.
Sonntag gegen Leverkusen
Vielleicht geht aber alles auch viel schneller und die ersten Konsequenzen werden schon in der nächsten Woche gezogen. Sollte Hannover sich am Sonntag gegen Bayer Leverkusen ähnlich katastrophal präsentieren wie in Stuttgart, ist dies sogar wahrscheinlich.
Die Wettanbieter geben 96 jedenfalls kaum eine Chance: Wer bei Betsson auf einen Heimsieg wettet, kann sich über die extrem attraktive Quote von 7,35 freuen.