Die (Sieges)Serie der deutschen Nationalmannschaft ist gerissen! Nach 22 unbesiegten Spielen in Folge musste sich die DFB-Elf am Dienstagabend nach knapp zwei Jahren erneut geschlagen geben. Im Berliner Olympiastadion kassierte Deutschland eine 0:1-Niederlage gegen Brasilien. Während die deutsche Elf knapp 80 Tage vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland einen Dämpfer kassiert hat, ist der Jubel bei Brasilien groß, der Selecao ist eine Revanche für die bittere Halbfinal-Niederlage vor vier Jahren gegen Deutschland bei der Heim-WM gelungen.
Wenige Tage nach dem starken Auftritt beim 1:1-Unentschieden gegen Spanien, präsentierte sich die DFB-Auswahl heute Abend gegen Brasilien deutlich schwächer. Das Team von Bundestrainer Joachim Löw musste sich in Berlin mit o:1 gegen Brasilien geschlagen geben. Die Niederlage ist nicht nur ein (herber) Rückschlag mit Blick auf die bevorstehende WM 2018 in Russland, die deutsche Serie von 22 unbesiegten Spielen ist ebenfalls gerissen.
Gabriel Jesus schießt Selecao zum Sieg
Vor rd. 72.000 Zuschauern im ausverkauften Olympiastadion veränderte Joachim Löw auf zahlreichen Positionen, unter anderem durften Leroy Sane, Ilkay Gündogan, Mario Gomez, Antonio Rüdiger und Marvin Plattenhardt von Anfang an ran. Die vielen Veränderungen in der Startelf machten sich jedoch sichtlich bemerkbar, vor allem im Mittelfeld fehlte es der DFB-Elf an der nötigen Durchschlagskraft und Stabilität. Auch in der Abwehr erlaubte man sich viele einfache Fehler: Gabriel Jesus von Manchester City bestrafte die nachlässige deutsche Defensive in der 38. Minute und brachte Brasilien per Kopf mit 1:0 in Front. DFB-Keeper Kevin Trapp sah bei dem Gegentreffer sehr unglücklich aus. Mit dem Rückstand aus deutscher Sicht ging es dann auch in die Halbzeitpause.
Die zweite Halbzeit begann mit einer echten Schrecksekunde für Deutschland: Kapitän Jerome Boateng musste nach einem Schlag auf Oberschenkel den Platz verlassen und ließ sich minutenlang behandeln, humpelte im Anschluss jedoch wieder auf den Platz. Ähnlich wie im zweiten Spielabschnitt erspielte sich Brasilien von Minute zu Minute ein immer größeres Übergewicht, ließ aber gute Chancen liegen und verpasste es frühzeitig auf 2:0 zu erhöhen. Bundestrainer Joachim Löw hingegen experimentierte ungeachtet weiter, brachte nach einer Stunde Lars Stindl und Julian Brandt für die enttäuschenden Sane und Goretzka. Sandro Wagner löste den glücklosen Gomez ab. Am Ende sollten sich diese Wechsel nicht wirklich bezahlen, denn auch die neuen Kräfte konnten die Pleite nicht verhindern. Für Deutschland war es schon das vierte Spiel ohne Sieg. Zuvor gab es Unentschieden gegen England, Frankreich und Spanien.
Die Stimmen zum Spiel
Toni Kroos zeigte sich nach dem Spiel sichtlich enttäuscht und brachte dies auch zum Ausdruck: “Mannschaftlich überwiegt klar das Negative. Wir haben gesehen, dass wir nicht so gut sind, wie wir gemacht werden und wie es einige Spieler glauben. Vielleicht war es ganz gut zu sehen, dass noch eine Menge Luft nach oben ist.” Auch Mannschaftskollege Ilkay Gündogan, der keinen guten Tag erwischte, war alles andere als zufrieden: “Es war bei uns ein bisschen Licht, aber auch sehr viel Schatten. Heute wurde uns aufgezeigt, dass es noch eine Menge zu verbessern gibt. Ich selbst kann es auch deutlich besser machen. Zum Glück haben wir noch etwas Zeit.”
Bundestrainer Joachim Löw hingegen betonte, dass es “nicht der beste Tag war” und seine Mannschaft zu viele einfache Fehler gemacht hat: “Dass die Brasilianer mit ihrer verletzten Seele mit ihrer besten Mannschaft spielen und hochmotiviert auftreten, das war so zu erwarten. Das war heute nicht unser Tag. Wir haben uns viele Abspielfehler, viele leichte Fehler erlaubt und damit die Brasilianer stark gemacht. Heute waren ein paar junge Spieler auf dem Platz, die ihre Erfahrungen gemacht haben und daraus ihre Lehren ziehen werden. Zudem hat bei vielen Spielern die Körpersprache nicht gestimmt.”
Bei der Selecao war der Jubel nach dem Sieg groß, Kapitän Thiago Silva äußerte sich wie folgt dazu: “Was wir heute hier gezeigt haben, war ein Stück mehr als sonst. Es war eine Frage des Stolzes, nach all dem, was geschrieben und gesagt worden ist. Dieses Trikot hat ein bisschen mehr Respekt verdient. Deshalb bin ich überglücklich über den Sieg gegen einen großen Gegner.”