Hertha BSC Berlin macht in der jungen Bundesliga-Saison da weiter, wo man in der vergangenen Spielzeit aufgehört hatte: im Abstiegskampf. Nachdem die Berliner Ende der letzten Saison den Klassenerhalt mit Ach und Krach, und der Unterstützung von Feuerwehrmann Felix Magath, erst in der Relegation sichern konnten, findet man sich nach drei Spieltagen der neuen Saison schon wieder auf dem Relegationsplatz 16 wieder. Mit Sandro Schwarz hoffte man einen Trainer gefunden zu haben, mit dem man an erfolgreichere Zeiten der Vereinsgeschichte anknüpfen könnte. Die Hoffnung ist einstweilen verflogen. Steht Sandro Schwarz bereits vor der Entlassung?
Erst das Pokal-Aus gegen den Zweitligisten Eintracht Braunschweig, dann die 1:3-Niederlage gegen Union im Berlin-Derby zum Liga-Auftakt. Danach das 1:1-Unentschieden gegen Eintracht Frankfurt, schließlich am vergangenen Freitag das 0:1 gegen Gladbach. Die Stimmung bei Hertha ist nach dem vierten Pflichtspiel schon wieder auf dem Nullpunkt.
Und es wird vorerst nicht leichter: Kommenden Samstag hat die Alte Dame Borussia Dortmund zu Gast! Wie viele Niederlagen darf sich Sandro Schwarz noch leisten?
Sandro Schwarz schien der richtige Mann zu sein
Im Fußballjahr 2021/22 musste Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic an vielen Fronten kämpfen. Gegen die schwächelnde Mannschaft, diverse ratlose Trainer, ein wenig hilfreiches Präsidium und einen erratischen Investor.
Hertha kam tief in der Abstiegszone nicht aus den Negativschlagzeilen raus.
Dann glückte Bobic mit der Verpflichtung von Interimscoach Magath der Coup, ohne den die Herthaner möglicherweise abgestiegen wären. Sandro Schwarz, der dann für die neue Saison verpflichtet wurde, war anders als viele seiner Vorgänger keine Notlösung.
Dem 43-Jährigen traute man zu, die Hertha-Mannschaft dauerhaft aus der Abstiegszone zu bringen.
Aus dem erhofften Neustart wurde nichts
Seine Trainerlaufbahn führte den gebürtigen Mainzer Sandro Schwarz über Wehen Wiesbaden, Eschborn und den FSV Mainz 05 zu Dynamo Moskau, wo er ab Oktober 2020 mehrmals zum Trainer des Monats gekürt worden war.
Bei seiner Vorstellung in Berlin Anfang Juni gab Schwarz an, er wolle einen Neustart mitgestalten, Hertha mit Arbeit, Freude und Energie aus den schwierigen Zeiten heraushelfen. Der Neustart ist definitiv misslungen.
Man kann dem neuen Trainer sicher nicht allein die Schuld für die Misere anlasten – die verfehlte Kaderpolitik der letzten Jahre und Monate hat Schwarz nicht zu verantworten. Aber man hätte schon erwartet, dass der 43-Jährige der Mannschaft etwas mehr Struktur und Vorwärtsdrang vermitteln könnte.
Ist schon nach dem Dortmund-Spiel für Schwarz Schluss?
Am kommenden Samstag empfängt Hertha nun den BVB. Auch wenn, wie man zuletzt sah, die Borussen nicht unschlagbar sind, stehen die Chancen ausgerechnet am Samstag zu punkten, für die Berliner nicht bestens. Muss Sandro Schwarz um seinen Job bangen, wenn Hertha Samstag sein Heimspiel verliert?
Klar, dass es irgendwann eng wird für Schwarz. Zum jetzigen Zeitpunkt wäre aber eine Entlassung kaum sinnvoll. Zum einen gäbe es die Frage, durch wen man Schwarz denn ersetzen wollte? Wie viele hochklassige Trainer, die dann auch nach Berlin kommen wollen, sind derzeit denn verfügbar?
Zum anderen gibt es aktuell andere Baustellen. Das Transferfenster schließt sich in gut einer Woche. Hertha sollte noch nach ein paar Verstärkungen Ausschau halten und im Gegenzug ein paar Spieler loswerden, wie etwa den Flop-Stürmer Piatek.
Zu erwarten ist, dass Schwarz mit der endgültigen Mannschaft noch mal eine Chance erhält. Sollten sich dann keine Erfolge einstellen, wäre die Entlassung von Schwarz freilich nur eine Frage der Zeit.