Relegation: Nach HSV-Debakel wackelt auch der Stuhl von Tim Walter

Simon Schneider | am: 02.06.23
HSV-Trainer Tim Walter hatte den Mund vor der Relegation sehr voll genommen. Nach der klaren 0:3-Niederlage in Stuttgart stehen die Hamburger vor einem weiteren Jahr in der 2. Liga. Das liegt vor allem auch an Walter, dessen Spielidee wieder einmal die Grenzen aufgezeigt bekam. (Foto: AFP)

Der HSV steht mal wieder am Rande des Abgrunds. Alles sieht nach einem weiteren Jahr in der zweiten Bundesliga aus. Der Hamburger SV erlebte am Donnerstagabend einen desaströsen Auftritt gegen den VfB Stuttgart. Das 0:3 in einem so wichtigen Relegationsspiel offenbarte die hoffnungslose Unterlegenheit der Mannschaft von Trainer Tim Walter. Diese deutliche Niederlage ist vor allem dem Coach anzulasten.

Trainer Tim Walter hat stets betont, dass seine Mannschaft an ihre Stärken glauben und ihrer Philosophie treu bleiben soll. Doch seine Weigerung, sich auf offensivstarke Gegner einzustellen, führte immer wieder zu Problemen, wie im Relegations-Hinspiel. Dieses Mal könnte es sogar das sichere Ende aller Aufstiegsträume bedeuten und den Hamburger SV in die sechste Zweitligasaison zwingen.

Zwei Gegentore durch Standardsituationen

Walter argumentiert, dass der erste Rückschlag nicht systembedingt war, sondern aus einer schlecht verteidigten Standardsituation resultierte. Doch diese Darstellung ist verzerrt, denn die Schwaben enthüllten mit einem Dutzend Großchancen die Anfälligkeit von Walters Fußballstil.

Die bisherigen Aufeinandertreffen mit Bundesligisten in dieser Saison offenbarten bereits die Schwäche des HSV in der Defensive.

Gegen starke Gegner reicht es einfach nicht

Die individuelle Klasse der Spieler wie Moritz Heyer und Jonas David reicht nicht aus, um auf diesem Niveau erfolgreich zu sein. Der “Walterball” scheitert, wenn die Gegner aus höheren Ligen kommen und nicht mehr Sandhausen oder Braunschweig heißen. Walter führt die Niederlage vor allem auf einen gebrauchten Tag seiner Mannschaft zurück. Doch die Spieler waren nicht ausreichend auf das aggressive Spiel des VfB Stuttgart vorbereitet.

Ungewisse Zukunft für den Trainer

Vor dem Rückspiel am Montag betont Walter, dass seine Mannschaft nicht aufgeben wird und noch einmal alles mobilisieren wird. Doch der Erfolg wird auch davon abhängen, ob der Coach eine Zukunft in Hamburg hat. Zwar genießt er grundsätzlich die Rückendeckung des Sportvorstands Jonas Boldt, doch die Demütigung im Hinspiel hat das Vertrauen erschüttert.

Die Relegation ist ungerecht – aber daran lag es diesmal nicht

Die Kritik am Modus der Relegation verfehlt hier den Punkt. Wenn der Hamburger SV zukünftig in der Bundesliga spielen und realistische Überlebenschancen haben möchte, müsste er genau gegen solche Gegner wie den Drittletzten der ersten Liga punkten.

Die Relegation bietet eine ultimative Prüfung für die Mannschaft, ihre Qualität zu beweisen und die Herausforderung anzunehmen. Am Donnerstag hat der HSV wieder mal in einem wichtigen Spiel komplett versagt. Und der Trainer flüchtet sich in Durchhalteparolen.

Die Bosse in Hamburg werden sich gut überlegen, ob sie mit Tim Walter wirklich in die neue Saison 2023/2024 gehen wollen. So langsam wird die zweite Liga und das permanente Aufstiegsscheitern zu einem Trauma für den HSV.

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen