Reaktionen auf Özil-Rücktritt: Rückendeckung und Kritik

Mesut Özil
AGIF / Shutterstock.com

Tag 1 nach dem Rücktritt und dem Rundumschlag: Die drei Statements von (Ex-)Nationalspieler Mesut Özil (29) haben hohe Wellen geschlagen. Verschiedene Persönlichkeiten aus der Welt des Sports haben sich nun bereits zu Wort gemeldet.

Mesut Özil veröffentlichte in den sozialen Netzwerken drei Statements – bzw. ließ sie veröffentlichen. Am gestrigen Sonntag um 12.52 Uhr begann die Abrechnungstrilogie. Im dritten Teil ließ Özil gar seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft verkünden. Die verschiedenen Postings sind offenbar in Absprache mit Özil-Berater Dr. Erkut Sögüt erfolgt. Besonders kritisiert wurde dabei DFB-Präsident Reinhard Grindel: “Für Grindel war ich Deutscher, wenn wir gewonnen haben und ein Migrant, wenn wir verloren haben”, heißt es in Özils Statement.

Nun haben sich zahlreiche Persönlichkeiten aus Özils Umfeld, aus der Welt des Sports und auch von Sponsoren zu Wort gemeldet, die Özil in seinen Statements ebenso angriff.

Hoeneß lässt kein gutes Haar an Mesut Özil

Jerome Boateng, Nationalmannschaftskollege (Twitter):
“Es war mir eine Freude, Abi” (Abi ist Türkisch und bedeutet “Bruder”)

Dietmar Hamann, ehemaliger Nationalspieler (Sky):
“Wir müssen uns schon hinterfragen, wie wir mit unseren Nationalspielern umgehen. Auf einen Spieler, der über 90 Mal unser Land vertreten hat, so einzuprügeln, halte ich für falsch und das hat er nicht verdient. (…) Er hatte für die Mannschaft großen Wert. Auch dieses Jahr war er immer der Spieler, der gesucht wurde. Özil wurde die Verantwortung immer zugeschoben.” (…) “Man war führungsschwach und führungslos. Man hat das so hinplätschern lassen, und das ist ein Grund, warum sich jetzt jeder das Recht herausnimmt, Mesut Özil unter der Gürtellinie anzugreifen.”

Berkay Özcan, Spieler beim VfB Stuttgart:
“Was für eine Nationalmannschaftskarriere! Du bist immer noch für viele von uns ein großes Vorbild, wie man es mit ausländischen Wurzeln von ganz unten nach ganz oben schaffen kann. Ganz egal, ob man nun für Deutschland oder das Land seiner Eltern oder Großeltern spielt – Fußball muss wieder verbinden und nicht teilen – dafür steht unser Sport! Lasst uns das niemals vergessen.”

Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern München, drückt sich besonders drastisch aus:
“Ich bin froh, dass der Spuk vorbei ist. Der hat seit Jahren einen Dreck gespielt. Den letzten Zweikampf hat er vor der WM 2014 gewonnen. Und jetzt versteckt er sich und seine Mist-Leistung hinter diesem Foto (…) Seine 35 Millionen Follower-Boys, die es natürlich in der wirklichen Welt nicht gibt, kümmern sich darum, dass er überragend gespielt hat, wenn er einen Querpass an den Mann bringt. (…) Die Entwicklung in unserem Land ist eine Katastrophe. Man muss es mal wieder auf das reduzieren, was es ist: Sport. Und sportlich hat Özil seit Jahren nichts in der Nationalmannschaft verloren.”

Bodo Illgner, ehemaliger Nationaltorhüter und Spieler von Real Madrid (Twitter):
“Danke Mesut Özil für tolle Leistungen beim DFB-Team und Real Madrid! Aber die Erklärung von Dir geht weit über das Ziel hinaus!”

Dr. Theo Zwanziger, ehemaliger DFB-Präsident:
“Ich bin tief traurig über die von Mesut Özil getroffene Entscheidung. Wenn es zu Konflikten kommt, muss man unglaublich schnell versuchen, diese Konflikte durch Gespräche zu erledigen. Das hat der DFB vor der WM aus welchen Gründen auch immer nicht geschafft und jetzt kommt der Vorgang wieder hoch. Durch Fehler in der Kommunikation ist etwas passiert, das bei Migranten nie passieren darf: Sie dürfen sich nie als Deutsche zweiter Klasse fühlen.”

Jörg Howe, Head of Global Communications der Daimler AG (Twitter):
“Wir werden uns die Vorwürfe von Mesut Özil gegenüber den Medien, dem DFB und den Sponsoren in Ruhe ansehen, bewerten und anschließend entscheiden.”

Oliver Brüggen, Senior Director PR Adidas:
“Wir bedauern, dass Mesut Özil nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen wird. Als Markenbotschafter bleibt er selbstverständlich ein Mitglied der Adidas-Familie.”
Özil hatte die gute Zusammenarbeit mit Adidas ausdrücklich herausgehoben.

Mesut Özil ungewohnt wortreich – aber ohne Selbstkritik

Der Weltmeister von 2014 beendet nun nach 92 Länderspielen (23 Tore, 40 Vorlage) seine Karriere in der Nationalmannschaft, die im Jahr 2009 begonnen hatte.

Eigene Fehler räumte Özil bislang nicht ein. Er ging allerdings auch auf die Affäre um die Fotos mit Türkeis Präsidenten Erdogan ein: “Ich bin mir bewusst, dass das gemeinsame Bild eine große Resonanz in den deutschen Medien hervorgerufen hat. Für mich hatte es nichts mit Politik oder Wahlen zu tun – es bedeutete für mich eine Frage des Respekts vor dem höchsten Amt im Land meiner Familie.” Am Ende des Postings heißt es: “Wie auch immer das Ergebnis der letzten Wahl oder der Wahl davor gewesen wäre – ich hätte immer noch das Foto gemacht.”