Natürlich spielen auch der 1. FC Union Berlin, der 1. FSV Mainz 05 oder der 1. FC Köln bisher eine gute Saison, die so nicht zu erwarten war. Überstrahlt wird dieses Trio der Überraschungen aber fraglos vom SC Freiburg, der nach neun Spieltagen noch ungeschlagen mit 19 Punkten vom dritten Platz grüßt und aktuell nur den FC Bayern München und Borussia Dortmund vor sich hat. Völlig aus dem Nichts kommt das gute Abschneiden der Breisgauer indes auch nicht, sondern ist vielmehr beinahe die logische Folge einer kontinuierlich guten Arbeit, die seit Jahren allen voran, aber auch nicht nur von Trainer Christian Streich abgeliefert wird.
Während bei vielen anderen Klubs im Sommer fast traditionell hektische Betriebsamkeit in Sachen Transfers ausbricht, hat der SC Freiburg seinen ersten und einzigen Neuzugang erst am 18. August und damit nach dem Bundesliga-Start präsentiert.
Die Verpflichtung von Maximilian Eggestein war dabei die Reaktion auf den Abgang von Baptiste Santamaria, den nach nur einem Jahr im Breisgau Heimweh nach Frankreich plagte.
Frischer Wind durch Rückkehrer und Eigengewächse
Weitere Transfers waren auch deshalb nicht nötig, weil anders als in den Vorjahren keine Leistungsträger abgegeben werden mussten. Zwar verließ Florian Müller den Sport-Club, doch der Schlussmann war nur als Reaktion auf den langen Ausfall von Mark Flekken ausgeliehen worden.
Flekken ist aber wieder fit und hat sich nicht nur in Freiburg als starke Nummer eins erwiesen, sondern sogar den Sprung in den Kader der niederländischen Nationalmannschaft geschafft.
Nico Schlotterbeck wartet zwar noch auf sein Länderspieldebüt, wurde von Bundestrainer Hans-Dieter Flick aber nun schon zweimal in den DFB-Kader berufen und hat damit sämtliche Hoffnungen, die man in Freiburg in die einjährige Ausleihe zum 1. FC Union Berlin vergangene Saison gesetzt hatte, übertroffen.
Grifo ist der Lenker und Gestalter in der Offensive
Mit Eggestein, Flekken und Schlotterbeck ist somit durchaus frisches Blut in eine insgesamt aber eingespielte Mannschaft gekommen, in der auch Talente aus dem eigenen Nachwuchs wie Kevin Schade, Noah Weißhaupt oder Kiliann Sildillia erst Duftmarken hinterlassen haben.
Junge Spieler können an der Seite etablierter Kräfte von gehobenem Bundesliga-Format wie Vincenzo Grifo oder Christian Günter optimal reifen, womit in vielerlei Hinsicht die Phantasie geweckt wird, dass auch mit dem im Oktober bezogenen neuen Stadion der Klassenerhalt künftig nicht mehr das einzige Freiburger Ziel bleiben muss.
Hohe Hürden warten noch
Nicht ganz außer Acht lassen darf man mit Blick auf die fraglos hervorragende Zwischenbilanz, dass es der Spielplan durchaus auch gut mit Freiburg gemeint hat.
Mit Borussia Dortmund (2:1) und RB Leipzig (1:1) kamen zwei Top-Teams in den Breisgau, während Duelle mit dem FC Bayern München, Bayer Leverkusen oder Borussia Mönchengladbach erst im zweiten Teil der Hinrunde anstehen. Darauf, ob die Streich-Elf auch in München (6. November) oder in Mönchengladbach (4. Dezember) bestehen kann, darf man gespannt sein.
Prognose: Europa ja, Königsklasse nein
Noch sind 25 Spieltage zu absolvieren, an denen viel passieren kann. Allerdings ist das bislang gute Abschneiden des SC Freiburg sicherlich weder Glück noch Zufall. Daher gehen wir schon davon aus, dass die Streich-Elf das Niveau zumindest einigermaßen halten kann, wobei es aber schwer werden wird, Rang drei zu behaupten.
Nicht zuletzt deshalb, weil zweifelsohne besser aufgestellte Klubs wie RB Leipzig oder Bayer Leverkusen noch hinter dem Sport-Club rangieren. Wir trauen es Freiburg aber zu, nur durchwachsen gestartete, eigentlich aber höher gewettete Teams wie den VfL Wolfsburg oder Borussia Mönchengladbach auf Abstand zu halten.
Unter dem Strich sind die Europa League oder auch die Conference League definitiv im Bereich des Möglichen.