Das ist eine fast schon eine Sensation: Obwohl das Tischtuch zwischen Jerome Boateng und dem FC Bayern München noch vor wenigen Wochen komplett zerrissen schien, wird der Innenverteidiger wohl beim Rekordmeister in die neue Saison gehen. Der 30-Jährige präsentierte sich in der Vorbereitung in exzellenter Form und glänzte zuletzt beim Audi-Cup. Vor allem aus der Mannschaft werden die Stimmen lauter, die einen Verbleib von Boateng fordern. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sieht das ähnlich.
Es ist noch nicht allzu lange her, da schien es nahezu undenkbar, dass Jerome Boateng auch in der Saison 2019/2020 das Bayern-Trikot tragen würde. Der Weltmeister von 2014 war in der heißen Endphase der abgelaufenen Saison zum Ersatzspieler degradiert worden und fläzte sich während der Spiele fast schon teilnahmslos auf der Bank herum.
Boateng wollte zu PSG
Vor einem Jahr war Boateng mit dem nachdrücklichen Wunsch an die Bayern-Bosse herangetreten, zu Paris Saint Germain wechseln zu dürfen. Die Bayern verwehrten ihm allerdings die Freigabe. Boateng war kurz beleidigt, fügte sich dann aber und spielte eine ordentliche Hinrunde.
In der Rückrunde nur auf der Bank
Als Trainer Niko Kovac in der zweiten Saisonhälfte dann aber fast ausnahmslos auf das Duo Mats Hummels und Niklas Süle in der Innenverteidigung setzte, trug Boateng seine Frustration demonstrativ zur Schau.
Dies wiederum brachte Bayern-Präsident Uli Hoeneß auf die Palme: “Ich empfehle Jerome Boateng dringend, sich einen neuen Verein zu suchen.” Dieser Satz fiel auf der Meisterfeier des FC Bayern Ende Mai.
Hummels weg, Hernandez verletzt
Gut zwei Monate später scheint sich die Situation grundlegend geändert zu haben. Das liegt zum einen an Mats Hummels: Weil der Stamm-Innenverteidiger der abgelaufenen Rückrunde zu Borussia Dortmund gewechselt ist, sind die Einsatzchancen für Boateng schlagartig gestiegen.
Zumal der 80-Millionen-Einkauf Lucas Hernandez noch verletzt ist und möglicherweise sogar den Auftakt in der Bundesliga verpassen wird.
Lob von Rummenigge
Dazu kommt die extrem professionelle Art, mit der Jerome Boateng sich nach seinem Urlaub präsentiert hat. Der 30-Jährige erschien topfit und äußerst motiviert zur USA-Reise der Bayern und zeigte dort im Training und in den Testspielen blitzsaubere Leistungen. Das fiel dann auch Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge auf, der Boateng ausdrücklich lobte und anfügte: “In dieser Personalie ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.”
Müller und Süle sprechen sich für Verbleib aus
Auffällig war außerdem, wie deutlich sich Boatengs Mitspieler zuletzt öffentlich für ihn aussprachen. “Ein Jerome Boateng, der in dieser Form Fußball spielt, der tut uns ganz sicher gut”, meinte etwa Thomas Müller. Und Niklas Süle legte sogar noch einen drauf: “Ich bin ein echter Fan von ihm. Ich liebe es, mit Jerome zusammenzuspielen.”
Was will Boateng?
Beim FC Bayern hätte inzwischen wohl niemand – außer Uli Hoeneß – etwas dagegen, mit Boateng in die neue Saison zu gehen. Der Weltmeister wäre ein echter Luxus-Backup für die gesetzten Innenverteidiger Süle und Hernandez. Die große Frage ist: Würde Boateng sich wirklich mit dieser Rolle zufrieden geben?
Sollte bis zum Ende der Transferperiode am 31. August noch ein lukratives Angebot für Boateng auf den Tisch kommen, werden die Karten daher wohl wieder neu gemischt.