Als Uli Hoeneß vor wenigen Wochen angekündigt hatte, sich demnächst von seinen Spitzenämtern beim FC Bayern München zurückzuziehen, war ihm ein Nachsatz noch wichtig: “Es muss sich keiner Sorgen machen, dass ich nur noch Golf am Tegernsee spiele. Ich werde auch weiterhin meine Meinung sagen.” Und ganz offenbar wollte der 67-Jährige diesen Satz untermauern, als er am Mittwoch nach dem Match gegen Roter Stern Belgrad (3:0) vor die wartenden Journalisten trat. Eine kleine Nachfrage zum Streit um die Nummer eins im Tor der deutschen Nationalmannschaft reichte aus, um Hoeneß mal wieder in Rage zu bringen. Es folgte ein ebenso denkwürdiges wie peinliches Statement.
Das Führungstrio des FC Bayern hatte sich offenbar abgesprochen. Das Ziel: Manuel Neuer öffentlich zur Seite springen – auch wenn diesem das im Nachgang eher unangenehm war. Zunächst forderte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge bei Sky “Dankbarkeit” dem Torhüter gegenüber, denn dieser habe schließlich über 90 Länderspiele gemacht und “alles” gewonnen.
Salihamidzic mit bizarrer Ankündigung
Dann ließ auch Sportdirektor Hasan Salihamidzic ungefragt verlauten, er habe mit Oliver Bierhoff über das Thema gesprochen. “Es muss vom DFB mal eine Ansage kommen, dass Manuel ganz klar die Nummer eins ist”, so Salihamidzic. Bierhoff habe ihn auch verstanden und werde nun “in den nächsten Tagen reagieren” – was auch immer das heißen sollte.
Der Gipfel war dann allerdings im Anschluss an die Partie gegen Belgrad der Auftritt von Uli Hoeneß. Der bayerische Patron betonte, die gesamte Diskussion sei für ihn ein “Witz”, denn ter Stege habe “überhaupt keinen Anspruch” auf den Platz im deutschen Tor.
Hoeneß: “Neuer ist viel besser”
“Manuel Neuer war über Jahre der beste Torwart der Welt. Er war verletzt, aber jetzt hat er wieder seine Top-Form. Da ist es doch wohl klar, dass er die Nummer eins ist. Manuel ist doch viel besser und viel erfahrener. Da gibt es doch gar keine Diskussion. Wie kann man daran zweifeln, dass er für Deutschland im Tor steht? Er wird immer der Beste sein”, so Hoeneß.
Appell an die Presse
Grandios auch, dass der 67-Jährige sich dann doch bitte eine Parteinahme der lokalen Medien wünschte: “Die westdeutsche Presse unterstützt ja den ter Stegen massiv. Als wenn der schon 17 Weltmeisterschaften gewonnen hätte. Aber von der süddeutschen Presse höre ich nichts, da sehe ich gar keine Unterstützung für Manuel Neuer.”
“Werden uns das nicht mehr gefallen lassen”
Einmal in Fahrt, bekam auch der DFB sein Fett weg von Uli Hoeneß: “Wir kriegen vom DFB ständig Theater. Erst wurden Müller, Boateng und Hummels schlecht behandelt. Diese Art und Weise der Ausbootung. Jetzt lässt man es zu, dass so mit Manuel Neuer umgegangen wird. Da werden unsere Spieler beschädigt.”
Als Abrundung gab es dann noch eine offene Drohung: “Wir werden uns das nicht mehr gefallen lassen vom DFB. Dann bekommen diese Leute ein bisschen Feuer von uns. Das können wir.”
Erinnerungen an die peinliche Pressekonferenz
Nach der fast schon grenzdebilen Pressekonferenz vom Herbst 2018 (Stichwort: Die Würde des Menschen) also ein weiteres Stück aus dem Kuriositäten-Kabinett des Uli Hoeneß. Man darf gespannt sein, ob der DFB auf diese Aussagen reagiert. Manuel Neuer wollte sich im Übrigen nicht mehr zu der ganzen Causa äußern.