Es hatte sich über Monate angebahnt, jetzt ist es zum lauten Knall gekommen: Manchester United hat seinen Star-Trainer Jose Mourinho mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzt. Der Portugiese hatte schon seit Saisonbeginn massiv in der Kritik gestanden und zuletzt auch bei den eigenen Fans jeglichen Kredit verspielt. Sportlich spielt ManU bis jetzt eine extrem enttäuschende Saison, auch wenn der englische Rekordmeister das Achtelfinale in der Champions League erreicht hat.
Die Pressemitteilung des Clubs am Dienstagmittag beinhaltete nur wenige Zeilen: “Manchester United gibt bekannt, dass Trainer Jose Mourinho den Verein mit sofortiger Wirkung verlassen hat. Der Verein dankt Jose für seine Arbeit während seiner Zeit bei ManU und wünscht ihm viel Erfolg für die Zukunft. Bis zum Ende der Saison wird ein Interimstrainer die Mannschaft übernehmen. Bis dahin wird der Club einen neuen Cheftrainer suchen.”
Niederlage in Liverpool war der Tiefpunkt
Dieses dürre Statement ist der Schlusspunkt der gescheiterten Beziehung zwischen dem selbsternannten Star-Coach und dem weltweit populärsten Premier-League-Club. Die blamable 1:3-Niederlage beim FC Liverpool am vergangenen Sonntag hat das Fass offenbar zum Überlaufen gebracht. Mourinho hatte seiner Mannschaft mal wieder eine sture Defensivtaktik verpasst, die aber überhaupt nicht funktionierte. Das stolze Manchester United wirkte an der Anfield Road hilflos, hatte kaum Ballbesitz und wurde von Jürgen Klopps Team teilweise vorgeführt.
Zu viele Gegentore
In der Premier League hat ManU nur sieben von 17 Saisonspielen gewonnen und bereits elf Punkte Rückstand auf einen Champions-League-Platz. Mourinho, der sich einst in England selbst den Spitznamen “The Special One” gab, galt über Jahre als Meister des Defensivspiels. Nun scheint es so, als habe Mourinho mit seiner Philosophie im modernen Fußball keinen Platz mehr. Noch vor dem Ende der Hinrunde bereits 29 Gegentore in der Liga sind für eine Mourinho-Mannschaft ein Armutszeugnis.
Mourinho hat den ganzen Club gegen sich aufgebracht
Dazu kommt der schwierige Charakter des Portugiesen, der nicht nur Journalisten, Schiedsrichter und gegnerische Fans gerne mal provoziert, sondern es sich zuletzt auch mit den eigenen Spielern, Anhängern und Club-Bossen verscherzte. Der Vereinsführung warf Mourinho mehrfach öffentlich eine falsche Transferpolitik vor, dabei hatte er als Cheftrainer entscheidenden Einfluss auf die Kaderplanung. Fast schon grotesk war sein Streit mit Paul Pogba, dem wohl besten Spieler bei Manchester United. Das Verhältnis war am Ende so zerrüttet, dass Mourinho den französischen Weltmeister nur noch auf die Bank setzte.
Geht Mourinho jetzt in die Bundesliga?
Jetzt ist Jose Mourinho wieder einmal im dritten Jahr bei einem Verein gescheitert. Zuletzt passierte ihm dies vor wenigen Jahren beim FC Chelsea. Auch dort ging er – wie bei fast allen seinen vorherigen Stationen – am Ende im Streit. Ob der 55-Jährige so schnell nochmal den Boss eines echten europäischen Spitzenclubs überzeugen kann, dass er wirklich “The Special One” ist, muss bezweifelt werden. Mourinho hat jetzt in fast allen großen Ligen Europas trainiert und überall verbrannte Erde hinterlassen. Nur die Bundesliga fehlt im noch – vielleicht kann der FC Bayern im kommenden Sommer ja einen neuen Trainer gebrauchen.
ManU am Samstag in Cardiff
Wer Manchester United nun bis zum Ende der Saison – also auch beim Achtelfinale in der Königsklasse gegen Paris Saint Germain – trainieren wird, ist noch unklar. Am kommenden Samstag (18:30 Uhr) tritt der englische Rekordmeister jedenfalls in der Premier League bei Cardiff City an. Trotz der prekären Situation auf der Trainerbank ist ManU dort eindeutig in der Favoritenrolle. Wer auf einen Auswärtssieg von Manchester setzt, kann bei Wetten.com die stabile Quote von 1,60 absahnen.