Paco Alcacer, kein gewöhnlicher Stürmer

Paco Alcacer
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Paco Alcacer wird als neues Juwel im BVB-Kader gehandelt. Seine Spielweise ist der des früheren Dortmunders Lewandowski sehr ähnlich. Jedoch ist seine Karriere bisher von viel Tragik überschattet gewesen. 

An Vorschlägen, welcher Stürmer denn geeignet wäre, hatte Michael Zorc mehr als genug. Immerhin hat man Borussia Dortmund zum Ende der Transferperiode mit mehr als 50 Spielern verbunden – zahlreiche Namen waren von den Medien gespielt worden. Immerhin, meinte der Sportdirektor, hat es drunter auch ein paar passable Tipps gegeben, scherzte Zorc. Zum Schluss hätten sich die BVBler aber lieber auf das eigene Know How verlassen.

Auch für Paco Alcacer trifft das zu. Der 24-jährige Spanier wurde zuletzt bei Dortmund verpflichtet. Und es schien notwendiger denn je, den Angreifer bis zum Ende der laufenden Saison von Barcelona auszuleihen.

“Wir sind der festen Überzeugung, dass er mit seiner Spielart sehr gut zu uns passen wird”, sagte Zorg am Mittwoch Nachmittag, nachdem die erste Trainingseinheit mit Alcacer und der Dortmunder Mannschaft absolviert worden war. Danach erklärte Zorc, warum an sich beim BVB mit dieser wichtigen Entscheidung so viel Zeit ließ. Denn obwohl allen klar war, dass im Kader ein Mittelstürmer fehlte, gab es erst einmal ernsthafte Überlegungen, ohne die klassische Nummer neun zu starten.

Effizientes Schattendasein

“Wir nahmen uns Zeit und baten den Trainer, damit er die eigenen Offensivspieler kennenlernt”, meinte der Sportdirektor, der den Vertrag, welcher auch einen anschließenden Kauf nicht ausschließt, eingefädelt hat. Wir haben Lucien Favre die Chance gegeben, herauszufinden, ob es möglich sein, mit den vorhandenen Spielern ausreichend Torgefahr auszustrahlen.

Der Coach tat, wie man ihm aufgetragen hatte, und probierte hintereinander Mario Götze, Maximilian Philipp und Marco Reus in der zentralen Offensivposition aus – jedoch mit wechselndem Erfolg sowie fraglichen Perspektiven. Götze kam am wenigsten mit der “Neuneinhalb” zurecht, Philipp und Reus konnten etwas mehr herausholen – doch so wirklich überzeugen konnte niemand. “Also haben wir gemeinsam beschlossen, dass wir noch etwas tun möchten”, so Zorc. Bei Dortmund spielte man über 10 Jahre lang mit einem klassischen Mittelstürmer. Nun befindet sich endlich wieder “eine richtige Neun” im Kader, wie Favre es nennt.

Man wählte einen Stürmer, der bei Dortmund die Chance für sich selbst sieht, sein können unter Beweis zu stellen, vor allem aber zu zeigen, dass noch viel mehr in ihm steckt. “Ich freue mich sehr darauf, in die Bundesliga zu kommen”, teilte Alcacer mit und lobte die Dortmunder Atmosphäre. Die Südtribüne würde “etwas Magisches” ausstrahlen. Noch mehr wird er sich wahrscheinlich darauf freuen, etwas regelmäßiger auf Torjagd zu gehen als in den letzten Jahren.

Denn beim FC Barcelona, wohin er drei Jahre zuvor für 30 Millionen Euro gewechselt war, fristete er eher ein Schattendasein. Gegen Luis Suarez war auf seine Position nichts zu machen. Daher wurde er entweder als Vertretung, viel öfter aber auf den Flügeln eingesetzt. Sogar als Neymar im letzten Jahr ging, kamen keine Einsätze dazu. In der vorigen Saison kam er wettbewerbsübergreifend auf nur 990 Minuten. Im Verhältnis dazu sind sieben erzielte Tore nicht übel. An seiner Effizienz konnte noch nie etwas ausgesetzt werden. So benötigte er in der vergangenen Saison der Primera Division gerade mal 3,75 Torschüsse, um einen Treffer zu erzielen, womit er bester Spieler beim FC Barcelona war. Zum Vergleich: Lionel Messi brauchte 5,79 Schüsse und Suares 4,84.

Alcacer und Raul

Privat ist er sehr zurückhaltend und schüchtern. Er kommt aus einfachen Verhältnissen, sein Vater war in der Landwirtschaft tätig. Er verstarb im August 2011 mit gerade mal 44 Jahren wegen eines Herzinfarkts – und zwar vor dem Stadion Mestalla, wo er seinen Sohn gerade bei seinem ersten Tor für Valencia gesehen hatte. Es handelte sich um ein Vorbereitungsspiel für AS Rom. “Was mir bleibt, ist die Erinnerung daran, dass mein Vater den Treffer für Mestalla noch gesehen hat”, sagte Alcacer einmal.

Was seine Spielweise angeht, könnte er gut zum BVB passen. Verglichen mit den Stürmern, welche in den letzten Jahren bei Dortmund beschäftigt gewesen sind, ähnelt er am meisten Robert Lewandowski. Er bewegt sich gekonnt, schafft Räume und bindet sich in die Pässe der Mannschaft ein. In Spanien vergleicht man Alcacer – unter Berücksichtigung aller Unterschiede in Karriere und Klasse – gerne schon mal mit Raul, dem früheren Weltstar aus Real Madrid. Er zählt zur Kategorie Instinktstürmer, die eher mit Intelligenz, Antizipation und Positionierung reüssieren als mit Tempo, Dribbelstärke oder Physis. “Am richtigen Ort im richtigen Moment zu sein”, bezeichnete er selbst einmal als seine große Stärke. Als sein Markenzeichen gelten Direktabnahmen, nach welchen er bevorzugt an Pfosten Nummer eins zieht.

Eine ebenfalls zu berücksichtigende Motivation, die Ausleihe nach Dortmund zu akzeptieren, dürfte die Nationalmannschaft sein. Denn dort ist er durch die zwei Jahre in Barcelona in Vergessenheit geraten. In der EM-Qualifikation 2016 war er mit seinen fünf Toren noch bester Schütze Spaniens, obwohl er damals schon häufig von der Bank kam. Er konnte sich besser als andere Offensivspieler in den mittelfeldlastigen Stil der Seleccion einfügen. Trotzdem nominierte man ihn nicht für die Meisterschaft 2016, sodass er seither keine große Rolle mehr spielte. Daher soll der BVB auch in diesem Hinblick ein Neuanfang sein.

Nur in Valencia war Alcacer bisher wirklich glücklich. Er kommt aus Torrent, einer Vorstand Valencias. Als er zwölf Jahre alt war, ging er zum Traditionsverein, danach durchlief er dort die gesamte Jugendakademie und wurde schnell zum Publikumsliebling in Bestalla, nachdem er 2012 seinen Anfang in der Primera Division gemacht hatte. Für Valencia hatte er in 93 Ligaspielen 30 Tore geschossen. Wirklich verziehen haben ihm seine Fans den Wechsel nach Barcelona nie