Nuri Sahin unterschreibt bei Werder Bremen

Medien: Zieht es Sahin in die Türkei?
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Die Trikots vier verschiedener Vereine hat Nuri Sahin in seiner Profi- Karriere bereits übergezogen – das von Borussia Dortmund, Feyenoord Rotterdam, Real Madrid sowie des FC Liverpool. Doch wirklich überzeugen konnte Nuri Sahin nur bei seinem Heimatverein, dem BVB, wo er über die Jahre zu einer Legende aufstieg. In dieser Saison wird aber noch das Trikot eines fünften Klubs hinzukommen: das grün- weiße des SV Werder Bremen. Dort unterschrieb der 29- jährige Mittelfeldstratege einen Zwei- Jahres- Vertrag.

Danach sah es noch gestern nicht im geringsten aus. Denn da ließ Bremens Manager Frank Baumann im Bezug auf die erfolglose Suche nach einem neuen defensiven Mittelfeldspieler noch verlauten: “Es hat sich nichts Passendes ergeben. Auf der Einkaufsseite wird nichts mehr passieren. Wir fühlen uns mit dem Kader, so wie er jetzt steht, sehr, sehr wohl.” Es sei außerdem wichtig, meinte Baumann weiter, “nicht zu viele unzufriedene Spieler im Kader zu haben”. Ole Käuper etwa werde in dieser Saison “der nächste Schritt” zugetraut.

Doch der 21- jährige Käuper wird den Grün- Weißen noch einige Zeit verletzungsbedingt fehlen. Der zentrale Mittelfeldspieler laboriert an einem Teilriss im Außenband des rechten Sprunggelenks. Die genaue Ausfallzeit Käupers lässt sich noch nicht genau bestimmen. Baumann betont lediglich: “An der Diagnose hat sich bei Ole nichts geändert. Doch die jüngsten Erkenntnisse zeigen, dass der Heilungsprozess länger dauern wird als zunächst angenommen. Ole wird voraussichtlich erst im Oktober wieder in das Mannschaftstraining zurückkehren.”

Verbal ruderte Frank Baumann am heutigen Tag, mit der Aussicht auf die Verpflichtung von Nuri Sahin, schnell zurück. “Wir hatten immer betont, dass wir, wenn sich eine interessante Konstellation ergibt, uns damit beschäftigen werden”, erklärte Baumann nun. “Dies war so eine Konstellation. Wir sind froh, dass wir einen Spieler von dieser Qualität von Werder überzeugen konnten.” Verständlich, dass der Bremer Manager diese Gelegenheit am Schopf ergreift. Auch wenn Nuri Sahin nicht exakt dem eigentlichen Bremer Anforderungsprofil für einen Neuen im Mittelfeld entspricht. Denn natürlich kann der 52- malige türkische Nationalspieler, der 2017 aus seiner Länderauswahl zurück trat, auf der zu großen Teilen verwaisten Position im defensiven Mittelfeld auflaufen. Aber eine kampfstarke, körperlich robuste Alternative zum dort gesetzten Philipp Bargfrede ist Sahin dennoch nicht. Vielmehr bietet sich sein Einsatz als gestaldener, passsicherer und kreativer Spieler etwas weiter vorne an. Sollte Bargfrede tatsächlich einmal ausfallen, wäre wohl Maximialian Eggestein auf der Sechs statt auf der Acht und Nuri Sahin auf der offensiveren Position die erste Alternative.

Dass Nuri Sahin dennoch eine enorme Qualität mitbringt ist unbestritten. Und gerade, wenn man bedenkt, dass Bremen nicht einmal eine Mio. Euro für den heute 29- Jährigen bezahlt, ist der Deal eine große Chance für alle Beteiligten. Das sieht auch der Bremer Übungsleiter Kohfeldt so. “Ich denke, über die Qualitäten von Nuri muss man nicht viel sagen”, lobt Trainer Florian Kohfeldt. “Er hat in der Bundesliga fast alles erlebt, wurde mit Dortmund Meister und Pokalsieger, hat dazu bei Real Madrid und dem FC Liverpool gespielt. Er hat das Potenzial, uns noch weiter zu verbessern und ermöglicht uns weitere Optionen. Für die Partie gegen Frankfurt ist er noch keine Option, die Fans werden ihn dann voraussichtlich beim Testspiel in Leer erstmals im Werder-Trikot erleben können.” Die nächsten Tage und Wochen sind also vorgezeichnet für den prominenten Neuzugang.

Nuri Sahin: Mit Wehmut weg vom BVB, mit Vorfreude zu Werder

Auf die kommenden Aufgaben freut sich der Mittelfeldregisseur schon. “Die Gespräche mit den Verantwortlichen und dem Trainer waren sehr gut”, begründet Sahin seine Entscheidung. “Werder ist immer noch ein großer Verein, bei dem man aktuell auch das Gefühl hat, dass hier etwas heranwachsen wird. Ich freue mich darauf, dabei mitwirken zu können.” Die Bremer, die das ambitionierte Ziel Europa- Cup- Teilnahme vor der Saison ausgegeben haben, gewinnen also einen ehrgeizigen Führungsspieler hinzu, der hochmotiviert ist, seiner Karriere noch einmal einen frischen Impuls zu geben.

Doch etwas Wehmut war auch dabei, als sich Nuri Sahin schon zum dritten Mal von den Fans und Verantwortlichen bei Borussia Dortmund verabschieden musste. 2007 wurde der damals noch blutjunge Profi, der immer noch der jüngste eingesetzte Spieler der Bundesliga, sowie der jüngste Torschütze der Bundesliga- Geschichte ist, an Feyenoord Rotterdam verliehen. Nach der Meisterschaft 2011 mit Jürgen Klopp verließ Sahin das junge und erfolgshungrige schwarz- gelbe Team als Gehirn der Mannschaft und bester Bundesliga- Spieler Richtung Real Madrid.

Diesmal sind die Vorzeichen andere. Denn unter Lucien Favre, dem neuen Dortmunder Übungsleiter, spielte Sahin zu keinem Zeitpunkt der Vorbereitung eine ernsthafte Rolle in den Überlegungen für das erste Team. Mo Dahoud sowie die Neuzugänge Thomas Delaney und Axel Witsel verbauten ihm in der Zentrale zu deutlich den Weg. Dennoch verabschiedet sich Sahin mit einer gewissen Wehmut und ganz viel Herz von seinem Jugendverein. “Ich möchte mich von ganzem Herzen bei dem Verein und den Fans für die zurückliegenden gemeinsamen Jahre bedanken. Ich gehe nicht ganz, denn Borussia wird immer in meinem Herzen sein. Aus tiefstem Herzen bedanke ich mich bei Aki Watzke und Michael Zorc sowie all meinen Trainern, insbesondere aber Jürgen Klopp, die mich immer unterstützt und gefördert haben.” Gemeinsam mit dem heutigen Trainer des FC Liverpool gewann Sahin 2011 die deutsche Meisterschaft und reifte zu einem Weltklasse- Spieler.

Bemüht um Harmonie waren auch die Dortmunder Verantwortlichen, die auf keinen Fall den Eindruck erwecken wollen, als wäre die langjährige Identifikationsfigur vom Hof gejagt worden. “Ich habe gestern Abend noch mit Nuri gesprochen. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, zum SV Werder zu wechseln. Ich gehe aber fest davon aus, dass Nuris Lebensmittelpunkt weiterhin Dortmund sein wird und wünsche mir, dass er nach seiner Karriere – in welcher Funktion auch immer – zum BVB zurückkehrt“, sagte BVB-Chef Hans-Joachim Watzke. „Wir wünschen Nuri von Herzen das Beste beim SV Werder. Die Türen beim BVB stehen ihm immer offen“, betonten Watzke und Sportchef Michael Zorc. Dieser verabschiedet einen “großen Borussen, der immer Borusse und Teil unseres Klubs und seiner Geschichte bleiben wird”. Nuri Sahin, betont Zorc, “ist ein Spieler, der sich um den BVB seit Jugendzeiten und bis zum heutigen Tag enorm verdient gemacht hat”. Ein Transfer, wie es ihn ganz selten gibt – mit viel Harmonie auf allen Seiten.