Die Spatzen hatten es schon seit Wochen von den Dächern gepfiffen, am Donnerstag folgte dann auch offiziell die Bestätigung: David Wagner wird neuer Trainer beim FC Schalke 04! Der 47-Jährige hat bereits einen Vertrag bis zum Jahr 2022 unterschrieben und soll den Traditionsverein zurück nach Europa führen. Wagner steht – ähnlich wie sein enger Freund Jürgen Klopp – für Vollgas-Fußball und einen emotionalen Führungsstil.
Die Personalie David Wagner war bei Schalke bis zuletzt nicht unumstritten. Im Vorstand hat es dem Vernehmen nach einige Stimmen gegeben, die lieber den erfahrenen Dieter Hecking verpflichtet hätten. Wagner hat in Deutschland noch nicht höher als in der 3. Bundesliga trainiert.
Fans skeptisch: Wagner und seine Bindung zum BVB
Und auch bei Fans stößt der 47-Jährige nicht auf uneingeschränkte Zustimmung. Schließlich hat David Wagner eine sehr enge Beziehung zum verhassten Reviernachbarn Borussia Dortmund. Von 2011 bis 2015 trainierte Wagner die U-23 des BVB, er ist außerdem der beste Freund und Trauzeuge vom legendären BVB-Coach Jürgen Klopp.
Als Spieler ein Eurofighter
Das ist etwas zu viel Schwarz-Gelb für die ein oder andere Fanseele beim FC Schalke. Was im Gegenzug aber gerne unterschlagen wird: Wagner hat auch eine Schalker Vergangenheit.
Als Profi absolvierte der gebürtige Frankfurter 29 Partien für die Knappen – und war sogar Teil der legendären Eurofighter, die 1997 den UEFA-Pokal holten. Sportlich stand Wagner damals eher in der zweiten Reihe und kam nie über die Rolle als Ersatzspieler hinaus.
“Situation zum Positiven verändern”
Dass er nur die besten Erinnerungen an Schalke hat, betonte Wagner jetzt bei seiner offiziellen Vorstellung: “Ich kenne aus eigener Erfahrung die Kraft, die Schalke 04 entwickeln kann, wenn Mannschaft, Verein und Fans an einem Strang ziehen. Erneut in diese Welt einzutauchen und mitzuhelfen, die aktuelle Situation wieder zum Positiven zu verändern: Das ist eine große Motivation für mich.”
Wagner gilt als Mini-Klopp
David Wagner hat nicht nur privat eine enge Beziehung zu Jürgen Klopp, er pflegt als Trainer auch einen ähnlichen Stil. Seine Mannschaften spielen einen dynamischen Fußball, es wird großer Wert auf Gegenpressing gelegt. Laufbereitschaft, Hingabe und Emotionalität sind wichtige Faktoren.
Für Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider ist Wagner die perfekte Wahl: “Er gestaltet Fußball so, dass die Mannschaft das Heft des Handelns selbst in die Hand nimmt, laufintensiv, mit möglichst viel Tempo. Und er ist ein Trainer, der mit seiner Persönlichkeit ein Team formen und Spieler individuell verbessern kann.”
Durchbruch als Coach bei Huddersfield
Neben Jürgen Klopp hatte vor allem Ralf Rangnick großen Einfluss auf Wagner, wie dieser immer wieder betont. Von 2007 bis 2009 betreute Wagner zunächst die U-19 und später die U-17 der Kraichgauer, in dieser Zeit arbeitete er eng mit dem damaligen Hoffenheimer Proficoach Rangnick zusammen.
Nach den Jahren beim BVB folgte dann der Schritt nach England – in die zweite Liga zu Huddersfield Town. Dort schaffte Wagner 2016 sensationell den Aufstieg in die Premier League. Fast noch überraschender war der Klassenerhalt im darauffolgenden Jahr als “größter Außenseiter aller Zeiten”, wie Wagner es einmal nannte.
Schalke am Samstag in Leverkusen
In der laufenden Saison lief es allerdings nicht mehr rund bei Huddersfield. Die Transfers floppten, schon früh deutete sich der Abstieg an. Im Januar 2019 bot Wagner dann von sich aus seinen Rücktritt an. Seitdem wurde der Coach mit diversen Bundesligisten in Verbindung gebracht, am Ende entschied Wagner sich für die zweifellos reizvolle Aufgabe in Gelsenkirchen.
Bevor Wagner die Mannschaft von Interimstrainer Huub Stevens übernimmt, stehen in der laufenden Spielzeit noch zwei Partien an. Der Klassenerhalt ist seit dem vergangenen Wochenende gesichert, am Samstag in Leverkusen kann das Team erstmals seit Wochen befreit aufspielen. Bei Wetten.com liegt die Quote für einen Schalker Sieg bei 8,25.