Ralf Becker, neuer HSV-Sportvorstand, präsentiert sich mit Selbstbewusstsein, möchte aber „fleißig und demütig“ sein. Mit dem Sportdirektor Peters, der seinerseits auch Ansprüche hat, würde er gut auskommen.
Der neue Sportvorstand beim HSV ist Ralf Becker. „Getreu der Aufsichtsratsentscheidung für Becker holte man den ehemaligen Sportchef von Kiel nun an die Elbe“, hieß es Montagnachmittag auf der HSV-Homepage.
Es habe sich um einen „intensiven Auswahlprozess“ gehandelt, der fast 100 Tage in Anspruch genommen hat, sagte Hoffmann. Hierbei habe man den Kandidatenkreis „immer mehr eingeengt“. Am vorigen Tage habe man noch „letzte Modalitäten abgearbeitet“, äußerte der 55-Jährige, und sei nun „sehr froh“, endlich einen geeigneten Kandidaten zu haben. Auch Becker meinte, es habe viele, gute Gespräche gegeben. „Ich bin froh, dass ich eine neue Herausforderung bekommen. Es gibt viel zu tun“, sagte er. Seine Devise: „Wir sollten bescheiden, fleißig und demütig sein, aber dennoch unsere Ziele optimistisch verfolgen.“ Zum ersten Mal in der Vereinshistorie ist der HSV nicht in der ersten Klasse des deutschen Fußballs vertreten. Die Mission lautet also: sofortiger Wiederaufstieg.
Schon zu Beginn favorisiert
Als der 47-Jährige Becker zwei Jahre zuvor in Kiel gearbeitet hatte, konnten die „Störche“ unter seiner Regie die Relegation erreichen, musste allerdings am VfL Wolfsburg scheitern. „Wir sind sehr froh, dass sich in unserem Vorstand nun ein exzellenter Fachmann befindet, der sich bestens in der Zweiten Bundesliga auskennt“, sagte Max-Arnold Köttgen, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Angeblich galt der Exprofi (St. Pauli, Leverkusen) schon zu Beginn als Favorit beim HSV-Aufsichtsrat. Am 8. März stellte man seinen Vorgänger, Jens Todt, der sich nur einen Tag im Aufsichtsratvorsitz befunden hatte, frei. Klar war, dass der Nachfolger große Befugnisse im operativen Bereich bekommen sollte, um einen sportlichen Neuanfang zu delegieren.
Doch die gestiegene Macht des neuen Sportchefs brachte natürlich Probleme mit sich. Bernhard Peters, der seit einigen Jahren als Sportdirektor den Nachwuchs des HSV organisiert, meldete ebenfalls Ansprüche auf diesen Posten an. Becker ließ sich ein wenig einschüchtern und trat einen Schritt zurück. Denn unter Peters und möglichen Missgünsteleien würde er wahrscheinlich nicht frei agieren können. Auf einmal kam auch Markus Krösche vom Aufsteiger der Zweiten Liga SC Paderborn ins Visier, doch gerade Hoffmann soll sich intern stark für Becker ausgesprochen haben. „Ralf kennt sich perfekt in der Zweiten Liga aus“, meinte Hoffmann. Vor allem sei ihm bei der Arbeit „Teamgeist“ wichtig, daher sei Becker sein „Wunschkandidat“.
Nach seiner Karriere als Profi arbeitete Becker als Trainer, zuletzt beim SSV Ulm in der Regionalliga. Im Jahr 2010 ging er als Chefscout zu Stuttgart, wo er aber nach internen Streitereien mit dem damaligen Scouter, Bernhard Peters, wieder ausgeschieden sein soll. „Wir hatten keinen Ärger“, ließ er nun verlauten. Auch Hoffmann war nicht dafür, das Thema noch einmal aufzuwärmen. „Im Vorstand haben wir klare Vorstellungen und Ralf Becker ist nun der sportlich Verantwortliche“, untermauerte er.
Becker möchte sogleich loslegen und den HSV-Trainer Titz treffen, um sich den aktuellen Kaderstand zu vergegenwärtigen, um über Vertragsverlängerungen oder neue Spieler zu beraten. Hoffmann beteuerte, der Sportvorstand hätte allerhöchste Priorität beim Gestalten der Zukunft des HSV gehabt. Er bezeichnete ihn als die „Herzkammer des HSV“. Zuletzt mahnte er noch. „Vor uns liegen viele Aufgaben, wir sind in einer Krise.“ Dessen ist sich Becker bewusst: „Einfach geht immer“, sagt er.