Noch bis zum Sommer stand Julian Nagelsmann als Cheftrainer bei RB Leipzig unter Vertrag. Aber schon wenige Monate nach seinem Wechsel zum FC Bayern ist Nagelsmann in Leipzig zur unerwünschten Person geworden. In den sozialen Netzwerken schlägt dem Coach sogar blanker Hass von Seiten der Leipziger Fans entgegen. Der Grund: Nagelsmann hatte öffentlich versprochen, weder Spieler noch Mitglieder des Trainerstabs mit nach München zu nehmen. Inzwischen ist genau das aber passiert. Mit Dayot Upamecano und Marcel Sabitzer folgten Nagelsmann nicht nur zwei der wichtigten Spieler zu den Bayern, auch eine ganze Reihe von Co-Trainern, Psychologen und Betreuern haben RB den Rücken gekehrt und bei Bayern angeheuert. Beim Topspiel am Samstag droht Nagelsmann ein ungemütlicher Empfang.
Wenn Julian Nagelsmann am Samstag kurz vor dem Anstoß um 18:30 Uhr das Red Bull Stadion betritt, dann muss er sich auf gellendes Pfeifkonzert der rund 34.000 zugelassenen Fans gefasst mchen. Große Sorgen bereitet das dem Bayern-Trainer aber nicht: “Es gibt Schlimmeres, als wenn ein paar Leute einen auspfeifen. Das stört mich ehrlich gesagt nicht so sehr.”
Nagelsmann hat sein Wort gebrochen
Viel mehr stört Nagelsmann aber die Tatsache, dass sein Ruf in Leipzig schweren Schaden genommen hat. Mehr oder weniger offen wird er von Fans und Verantwortlichen der Leipziger als Lügner bezeichnet.
Im Kern geht es um eine Aussage, die Nagelsmann bei der Bekanntgabe seines Wechsels zu Bayern München getätigt hatte. In besagter Pressekonferenz hatte ein Journalist gefragt, ob man bei RB denn nun Angst haben müsse, dass auch wichtige Spieler und weitere Mitglieder des Trainerstabs zu den Bayern wechseln würden. Das hatte Nagelsmann mit einem sehr entschiedenen “Nein” beantwortet.
Abgänge von Upamecano und Sabitzer waren schmerzhaft für Leipzig
Allerdings kam es anders. Fast ein halbes Dutzend Angestellte aus dem Staff sind Nagelsmann nach München gefolgt, darunter der renommierte Sportpsychologe Max Pelka. Und dann sind da naürlich noch die Wechsel von Abwehrchef Dayot Upamecano und Kapitän Marcel Sabitzer, die sportlich ein riesiges Loch bei RB Leipzig gerissen haben.
Vor dem Topspiel gegen seinen Ex-Club versuchte sich Nagelsmann nun zu rechtfertigen: “Zum Zeitpunkt der damaligen Pressekonferenz war das die Wahrheit. Ich bin kein Lügner.”
Sein Wechsel zu den Bayer sei unglaublich schnell gegangen. Er habe in diesem Moment noch gar nicht abschätzen können, ob bestimmte Mitarbeiter ebenfalls nach München kommen wollten.
“Fast alle Mitarbeiter sind ohnehin erst vor zwei Jahren mit mir nach Leipzig gekommen. Die habe ich ja quasi mitgebracht. Wir haben dort einen erfolgreichen Job gemacht und einen guten Geist in den Verein gebracht”, so Nagelsmann.
“Ist doch für Leipzig nicht schlecht gelaufen”
Und auch zu den Transfers von Upamecano und Sabitzer äußerste sich der 34-Jährige: “Dass Upamecano zum FC Bayern geht, stand ja schon vor meinem Wechsel fest. Damit habe ich überhaupt nichts zu tun. Bei Sabitzer hat es RB einfach nicht geschafft, den Vertrag zu verlängern. Jetzt haben sie noch eine ordentliche Ablöse bekommen. So schlecht ist diese Sache nicht gelaufen für Leipzig.”
Bayern fährt als leichter Favorit nach Leipzig
So oder so wird das Auswärtsspiel am Samstag (18:30 Uhr / live bei Sky) ein heißer Tanz für den FC Bayern. 34.000 Fans sind diesmal live in der Red Bull Arena – so viele Zuschauer gab es schon lange nicht mehr bei einem Fußballspiel in Deutschland.
Aus sportlicher Perspektive liegt der Druck ein bisschen mehr bei RB Leipzig. Die Mannschaft von Trainer Jesse Marsch hat den Saisonstart mit nur drei Punkten aus den ersten drei Spielen verpatzt. Bei den Buchmachern sind die Bayern der leichte Favorit. Wer bei Bet-at-Home auf einen Sieg des Rekordmeisters wettet, kann sich eine Quote von 2,16.