Nach WM-Blamage: Darf Mancini weiter Trainer von Italien bleiben?

Simon Schneider | am: 29.03.22
mancini gefeuert
Vom EM-Helden zum WM-Versager: Roberto Mancini wird in Italien inzwischen massiv zum Rücktritt gedrängt. (Foto: AFP)

Vor nicht einmal neun Monaten jubelte die Fußballnation Italien über den Titelgewinn bei der Fußball-Europameisterschaft 2021. Nach der 0:1-Niederlage im Quali-Play Off gegen Nordmazedonien steht nun fest, dass die Azzurri zum zweiten Mal in Folge nicht bei einer Fußball-WM vertreten sein werden. Das nächste Ziel für das italienische Nationalteam muss jetzt die Verteidigung ihres kontinentalen Titels bei der EM 2024 in Deutschland sein. Ob Italiens Teamchef Roberto Mancini die Squadra Azzurra bei den EM-Qualifikationsspielen dann noch anleiten wird, bleibt abzuwarten. Er hatte angekündigt, sich nach dem Länderspiel gegen die Türkei zu seiner weiteren Zukunft äußern zu wollen.

Italiens WM-Fluch setzt sich also fort. Nach dem Ausscheiden des viermaligen Weltmeisters in den Gruppenphasen der WM-Turniere von 2010 und 2014 und der Nicht-Teilnahme 2018 ist die italienische Nationalelf 2022 ein weiteres Mal nicht dabei.

Coach Mancini, letztes Jahr beim EM-Finale in Wembley noch als Held gefeiert, sah die folgenschwere Niederlage gegen Nordmazedonien als die größte Enttäuschung seiner beruflichen Karriere an.

Der Schock gegen Nordmazedonien

Das Quali-Spiel gegen Nordmazedonien am 24. März war symptomatisch für das Spiel italienischer Nationalmannschaften in den letzten Jahren. Der Auftritt bei der EM schien im Nachhinein betrachtet nur ein Ausrutscher nach oben gewesen zu sein.

Im mit 35.000 Zuschauern vollbesetzten Stadion von Palermo war die Mancini-Elf neunzig Minuten lang drückend überlegen, aber gleichzeitig erschreckend ineffizient.

34 Torschüsse der Azzurri trafen das Ziel nicht, die Nordmazedonen besorgten dann mit ihrem zweiten Schuss aufs italienische Tor in der zweiten Minute der Nachspielzeit das 1:0 zum Endstand.

Anhaltende Misere des italienischen Fußballs

Auch wenn Roberto Mancini vor dem Spiel angekündigt hatte, man werde nicht nur die Quali erfolgreich bestreiten, sondern dann in Katar auch den WM-Titel gewinnen, kam das ernüchternde Aus nicht ganz überraschend. Der italienische Fußball steckt seit Jahren in einer Krise.

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Die italienische Elf spielte gegen Nordmazedonien wie in früheren Spielen viel zu vorausschaubar. Vor allem der Sturm war in Palermo, wie in früheren Partien, eine einzige Problemzone. Die Gründe für die schwachen Auftritte der La Nazionale reichen jedoch tiefer.

Der italienische Fußball hält insgesamt nicht mit dem internationalen Niveau schritt. Die Serie A steht seit Jahren im Kreuzfeuer der Kritik. Sie gilt als zu langsam, kulturell rückständig. Den letzten Erfolg einer italienischen Vereinsmannschaft in der Champions League errang Inter Mailand im Jahre 2010.

Mancini war eigentlich angetreten, um Dinge zum Besseren zu wenden

Die Vereine versuchten das Problem bislang erfolglos durch die Verpflichtung von Spielern aus dem Ausland zu lösen. Mittlerweile spielen in der italienischen Liga mehr als 70 Prozent Nicht-Italiener. Selbst im Juniorenbereich werden immer mehr Ausländer eingesetzt.

Das macht es dem heimischen Nachwuchs dann schwer, sich zu entwickeln und an das internationale Niveau zu gewöhnen. Und ein Nationaltrainer kann dann auch nur auf das zurückgreifen, was er vorfindet. Der „Corriere della Sera“ fordert, der italienische Fußball müsse „vollständig neu gedacht werden.“

Tritt Mancini jetzt doch zurück?

Ein Umdenken müsse aber nicht zwangsläufig heißen, dass man den Trainer auswechselt. Mancini habe bei der EM gezeigt, wie moderner, schöner Fußball aussehen könne, so der allgemeine Tenor. Italiens ehemaliger Teamchef Arrigo Sacchi etwa urteilte, Roberto Mancini sei der letzte, den man für das Scheitern der Nationalmannschaft verantwortlich machen könne.

Mancini selbst hatte angekündigt, seine weitere Planung nach der letzten Partie gegen die Türkei bekannt zu geben. Die Tendenz geht wohl in Richtung Weitermachen.

 

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen