Nach einer sehr komplizierten Saison, in der nach vielen Verletzungen und wenig Spielzeit für Nacer Chadli mit seinem Klub West Bromwich Albion auch noch der Abstieg aus der Premier League folgte, feiert der Allrounder mit der erfolgreich verlaufenden WM mit Belgien gerade auch ein ganz persönliches Comeback. Denn so eine schnelle Rückkehr auf die Sonnenseite des Fußballs hätte der 28-Jährige selbst nicht für möglich gehalten. Gegenüber FIFA.com zog er Bilanz über ein schweres Jahr und ordnete die belgischen Chancen gegen Frankreich im WM-Halbfinale ein.
Für seine Klub West Bromwich Albion stand am Ende der vergangenen Saison der ernüchternde Abstieg. Viel vorzuwerfen hat sich Nacer Chadli dafür jedoch nicht. Denn der Leistungsträger aus dem Vorjahr stand verletzungsbedingt lediglich 214 Minuten für West Brom auf dem Platz in der gesamten Premier League Saison. “Jedes Mal, wenn ich eine Verletzung gerade überstanden hatte, fing ich mir schon die nächste ein. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, warum mein Körper der Belastung nicht mehr standhielt. Das ging so weit, dass ich mich schon in mein Schicksal fügen wollte”, gibt der Profi Gedanken ans Aufgeben zu.
“Ich habe ein chaotisches Jahr hinter mir. Das war wirklich hart. Ich hatte schon Zweifel, ob ich überhaupt wieder Fussball spielen könnte. Das, was ich im Moment erlebe, empfinde ich irgendwie als unwirklich.” Denn schon die Berufung in den erweiterten Kader der Nationalmannschaft schien für den Dauerverletzten einem Wunder gleichzukommen. “Tatsächlich kam ich mir vor wie in einem endlos langen Tunnel. Eine Berufung schien mir in weiter Ferne. Wenn mir jemand vorausgesagt hätte, was ich derzeit hier erlebe, hätte ich ihm nicht geglaubt.” Denn mittlerweile ist Chadli nicht nur als Kaderalternative bei der WM, sondern richtig wichtig. Gegen Südkorea wurde er eingewechselt und erzielte den vielumjubelten Siegtreffer zum 3:2 nach 0:2-Rückstand in der Nachspielzeit. Gegen Brasilien stand er dann sogar in der Startelf. Auch im Viertelfinale hatte er nicht nur durch seinen scharf getretenen Eckball, den Kompany verlängerte und Fernandinho als Eigentor zum belgischen 1:0 ins Tor bugsierte, großen Anteil am Sieg.
Chadli: Belgien braucht “vor niemandem Angst haben”
Und dieser Viertelfinal-Sieg gegen den Turnierfavoriten Brasilien gibt der belgischen Mannschaft in Chadlis Augen weiter Auftrieb. “Da wir die Brasilianer geschlagen haben, brauchen wir vor niemandem Angst haben, auch wenn Frankreich eine sehr komplette Mannschaft hat”, so Chadli. “Wir dürfen uns nicht darauf beschränken, nur einen ihrer wichtigsten Spieler zu neutralisieren. Denn davon haben die Franzosen eine ganze Menge – genau wie wir.” Frankreich als großer Favorit? Das sieht der vielseitige Chadli, der den gesperrten Meunier auf der rechten Seite vertreten könnte, nicht so. Vielmehr verspricht er: “Die Zuschauer werden ein äußerst unterhaltsames Spiel zu sehen bekommen.”
Nicht nur wegen der starken Akteure auf dem Feld, sondern auch dem an der Seitenlinie. “Wir Spieler sind alle der Meinung, dass unser Trainer einen taktischen Schachzug aus dem Ärmel zaubern kann. Außerdem denke ich, dass unser Siegeshunger größer ist als der der Franzosen.” Und Trainer Martinez betont, dass diese taktische Umstellung auch jederzeit während der 90 Minuten erfolgen kann: “Das ist eine Qualität meiner Mannschaft”, so Martinez. “Sie hat die Kapazitäten, Dinge schnell zu verändern.”