Knapp zwei Monate vor Beginn der WM 2022 in Katar vereint die deutsche Nationalmannschaft eine Reihe von Baustellen auf sich. Sicherlich dazu gehört das Fehlen eines echten Mittelstürmers von internationalem Format, der in der DFB-Elf seit dem Karriereende von Miroslav Klose vermisst wird. Aktuell ist Lukas Nmecha der einzige zentrale Angreifer, den Bundestrainer Hans-Dieter Flick zuletzt regelmäßig nominierte, doch angesichts von bislang erst sieben Einwechslungen und noch keinem A-Länderspiel in der Startelf hält sich das Vertrauen in den Profi des VfL Wolfsburg augenscheinlich auch in Grenzen.
Bei der Nominierung des WM-Kaders halten Experten unterdessen eine Überraschung für nicht ausgeschlossen, zumal der Bundestrainer angedeutet hat, möglicherweise einen Spieler für spezielle Momente nach Katar mitnehmen zu wollen.
Flick schließt WM-Überraschung nicht aus
Gemeint sein dürfte damit eine klassische Nummer neun, die in der Bundesliga nicht allzu viele Akteure mit deutschem Pass auf ansprechendem Niveau verkörpern.
Simon Terodde (FC Schalke 04) hat es auch bei seinem erneuten Anlauf, im Oberhaus Fuß zu fassen, bisher nicht geschafft, seine überragende Zweitliga-Quote der letzten Jahre zu bestätigen, sodass aktuell vor allem Niclas Füllkrug als potentieller Brecher heiß gehandelt wird.
Der 29-Jährige, der schon vergangene Saison 19 Tore und acht Vorlagen zum direkten Wiederaufstieg des SV Werder Bremen beigetragen hat, befindet sich in glänzender Verfassung und belegt in der Torschützenliste der Bundesliga mit fünf Treffern in sieben Spielen Platz zwei hinter Sheraldo Becker (1. FC Union Berlin).
Füllkrug und Berisha wohl mit den besten Chancen
Zudem scheint der im Laufe seiner Karriere mehrfach von schweren Verletzungen zurückgeworfene Füllkrug aktuell körperlich sehr stabil.
Neben Füllkrug gilt aber auch Mergim Berisha als mögliche WM-Überraschung Flicks. Der 24-Jährige wurde im Sommer 2021 mit der deutschen U21-Auswahl Europameister, erlebte anschließend aber einen kleinen Karriereknick.
Für fünf Millionen Euro von Red Bull Salzburg zu Fenerbahce Istanbul gewechselt, konnte Berisha in der Türkei trotz acht Toren und drei Assists in 32 Pflichtspielen nicht richtig Fuß fassen und fand sich zu Beginn der neuen Saison auf dem Abstellgleis wieder.
An zwei Siegen entscheidend beteiligt
Das nutzte der FC Augsburg und sicherte sich die Dienste des 1,88 Meter großen Angreifers zunächst auf Leihbasis sowie zusätzlich auch eine Kaufoption. Und nach den ersten Wochen in der Bundesliga zeichnet sich ein Glücksgriff für den FCA ab.
Bei seinem Debüt gegen Hertha BSC (0:2) blieb Berisha zwar noch blass, bereitete dann aber beim 1:0-Sieg bei Werder Bremen den Siegtreffer durch Ermedin Demirovic perfekt vor und markierte vor der Länderspielpause beim 1:0-Coup gegen den FC Bayern München das goldene Tor höchstpersönlich.
Reuter empfiehlt Berisha für die deutsche Nationalmannschaft
Im jüngsten Testspiel gegen den österreichischen Erstligisten Austria Lustenau (5:2) unterstrich Berisha mit gleich vier Treffern seine aktuelle Form.
Augsburgs Manager Stefan Reuter nannte Berisha in der Folge direkt als potentiellen WM-Kandidaten. Dafür aber muss der in Berchtesgaden geborene und jahrelang in Salzburg ausgebildete Stürmer die ersten, fraglos sehr positiven Eindrücke bestätigen.
Am besten schon am Sonntag, wenn Augsburg zu einem im Abstiegskampf richtungsweisenden Duell beim FC Schalke 04 gastiert.