Die Dortmunder Fans dürften sich am Dienstagabend vorgekommen sein wie Bill Murray in der bekannten Komödie “Und täglich grüßt das Murmeltier”: Wie vor exakt einem Jahr ist der BVB im Achtelfinale des DFB-Pokals ausgeschieden, wieder hieß der Gegner Werder Bremen. Diesmal triumphierten die Norddeutschen zu Hause mit 3:2 – was am Ende für großen Frust bei der Borussia sorgte. Insgesamt war es für den BVB jetzt schon das vierte Duell in Folge mit Bremen, das mit einer handfesten Enttäuschung endete. Die Grün-Weißen werden damit mehr und mehr zum Angstgegner für Dortmund. Vor dem wichtigen Liga-Spiel in Leverkusen ist die Stimmung beim BVB jetzt im Keller. Werder hingegen dürfte viel Selbstvertrauen für den Abstiegskampf gewonnen haben.
Beim FC Bayern dürfte die Laune am Dienstag bestens gewesen sein: Nach RB Leipzig (1:3 bei Eintracht Frankfurt) verabschiedete sich auch Borussia Dortmund aus dem DFB-Pokal. Damit sind die zwei vermeintlich größten Konkurrenten raus, der Weg zum Pokalsieg scheint für die Bayern bereits jetzt wie gemalt.
Pure Lethargie beim BVB
Der BVB hatte sich seine Niederlage in Bremen mal wieder selbst zuzuschreiben. Nach sechs Niederlagen aus den letzten sieben Partien war Werder logischerweise verunsichert, was in den ersten Minuten auch deutlich zu spüren war.
Aber statt dies auszunutzen und konsequent auf einen frühen Führungstreffer zu spielen, lud der BVB die Gastgeber immer wieder zu eigenen Angriffen sein. Dortmund war unglaublich passiv, leidenschaftslos und behäbig. Werder dagegen kämpfte sich nach und nach in das Spiel und hatte – ganz im Gegensatz zu Dortmund – Feuer und Biss.
Wieso saß Haaland auf der Bank?
Das reichte, um die wieder einmal erschreckend anfällige BVB-Defensive in Verlegenheit zu bringen und in der ersten Hälfte zwei Tore zu erzielen. Nach einem bösen Fehler von Hakimi traf zunächst Selke zum 1:0 (16.), dann gelang ein Bittencourt ein Traumtor zum 2:0 (30.).
BVB-Trainer Lucien Favre schaute am Spielfeldrand wie ein eingeschüchtertes Reh – und reagierte erst in der Halbzeit. Der desolate Hazard musste vom Feld und es kam Erling Haaland. Warum Favre den norwegischen Topstürmer nicht in die Startelf beordert hatte, blieb ein Rätsel.
Hoffnung währt nur kurz
Dortmund machte jetzt Druck, vor allem Julian Brandt initiierte immer wieder starke Kombinationen. Als Haaland dann tatsächlich zum 1:2-Anschluss traf (67.) schien der BVB ins Spiel zurück zu kommen. Werder reichte aber ein simpler Konter, um den alten Abstand wieder herzustellen. Rashica traf nur drei Minuten später zum 3:1.
Reyna mit Traumtor
Die Borussia gab aber nicht auf und kam durch den eingewechselten Giovanni Reyna wieder ran. Der 17-Jährige erzielte ein herrliches Tor per Schlenzer in den Winkel. Und es war bezeichnend, dass der Youngster gleich einer der besten Dortmunder auf dem Platz war. Ganz im Gegenteil zu Kapitän Marco Reus, dessen Leistung gestern – wieder einmal – eine Frechheit war. Anders kann man das leider nicht sagen.
Winkmann klaut dem BVB einen Elfmeter
Der BVB drückte in der Schlussphase und hatte mehrfach Pech bei aussichtsreichen Chancen. Bremen zitterte den Vorsprung letztlich mit Glück, einem guten Torwart Pavlenka und dank einer krassen Fehlentscheidung von Schiedsrichter Winkmann (kein Elfmeter und kein Rot für Moisander nach glasklarer Tätlichkeit) über die Zeit.
In Dortmund ist die kleine Euphorie nach dem eigentlich guten Start in die Rückrunde nun wie weggewischt. Es wird neue Fragen geben. Über die Zukunft von Trainer Lucien Favre und über die Mentalität dieser Mannschaft.