Der FC Bayern München hat sich im DFB-Pokal ja schon seit vielen Jahren nicht mehr blamiert, am Mittwochabend war es mal wieder so weit. Die ARD übertrug die Fußball-Sensation live und zur besten Sendezeit. Millionen von Fans rieben sich vor den TV-Bildschirmen verwundert die Augen. War das wirklich wahr, was sich da im Kieler Holstein-Stadion abspielte? Ja, der Zweitligist von Trainer Ole Werner hat tatsächlich den großen FC Bayern aus dem Wettbewerb geworfen. Holstein Kiel lieferte eine beeindruckende Leistung und bot dem haushohen Favoriten über 120 Minuten Paroli. Am Ende hatte der Zweitligist im Elfmeterschießen die besseren Nerven. Die Bayern wirkten nach dem Match komplett geschockt. Ein Titel ist in dieser Saison also schon mal futsch.
Noch in dieser Woche haben wir in der Redaktion von Sportwetten24 uns mit der Frage beschäftigt, ob die Bayern auch 2021 das Triple holen können. Die Quoten der Buchmacher waren ziemlich attraktiv. Und wir waren uns eigentlich einig: Zumindest zum nationalen Double als Meisterschaft und DFB-Pokalsieg wird es reichen. In der Champions League wird es hingegen schwer.
Kiel spielt mutig und ärgert die Bayern
Seit Mittwochabend ist klar: Das erneute Triple kann der FC Bayern sich in dieser Saison abschminken! Was kaum ein Experte für möglich gehalten hatte, ist eingetroffen. Der amtierende Champions-League-Sieger ist tatsächlich im DFB-Pokal an einem Zweitligisten gescheitert!
Und der Erfolg von Holstein Kiel war nicht einmal unverdient. Die Norddeutschen agierten über die gesamte Spielzeit extrem gut organisiert und wagten immer wieder mutige Vorstöße. “Es war ganz entscheidend, dass wir immer wieder auch Ballbesitzphasen hatten. Wenn man sich gegen die Bayern nur hinten reinstellt und die Bälle lang raus haut, dann hat man keine Chance”, verriet der überragende Fin Bartels anschließend das Erfolgsrezept.
Der überragende Bartels trifft zum 1:1
Dabei hatte der Abend für Kiel richtig unglücklich begonnnen. Schon in der 14. Minute erzielte Serge Gnabry die Führung für den FC Bayern – aus klarer Abseitsposition. Warum der Video-Schiedsrichter im Pokal erst ab dem Achtelfinale eingesetzt wird, das bleibt wohl weiterhin ein Geheimnis des DFB.
Der krasse Underdog gab aber trotz des Rückschlags nicht auf, behielt die Ordnung – und wurde für die tolle Einstellung belohnt. Nach einem langen Ball tauchte Fin Bartels plötzlich frei vor Manuel Neuer auf und versenkte den Ball eiskalt zum 1:1 im linken Eck (37.). Die Serie der “leichten” Gegentore geht also weiter beim FC Bayern.
Erneuter Ausgleich in der Nachspielzeit
Nach einer Sensation sah es aber weiterhin nicht aus. Direkt nach der Halbzeit verwandelte Leroy Sané einen Freistoß zum 1:2 – jetzt waren die Bayern wieder auf Kurs. Bei heftigem Wind und leichtem Schneetreiben entwickelte sich jetzt ein ausgeglichenes Duell. Die Bayern hatten natürlich viel mehr Ballbesitz und die besseren Chancen, aber es blieb eng.
Und als die Bayern sich gedanklich wohl schon in der warmen Kabine und auf der Heimreise wähnten, passierte es doch noch: Mit der letzten (!) Aktion in der regulären Spielzeit (die offizielle Nachspielzeit war schon abgelaufen) erzielte Hauke Wahl das 2:2 für Holstein Kiel – mit der Schulter!
Gelios wird zum Helden im Elfmeterschießen
Beim FC Bayern wirkten alle völlig perplex: Trainer Hansi Flick, die Spieler auf dem Rasen und die Bosse auf der zugigen Tribüne. Jetzt hier noch eine Verlängerung spielen? Oh Gott. Und das merkte man auch auf dem Platz. Bayern kam kaum noch zu zwingenden Chancen. Kiel rettete sich mit letzter Kraft ins Elfmeterschießen.
Dort wurde Ioannis Gelios dann zum Helden: Der Holstein-Kiel parierte den sechsten Schuss der Bayern (von Marc Roca). Das reichte, weil bei Kiel alle (!) sechs Schützen trafen. Holstein trifft im Achtelfinale jetzt auf Darmstadt 98. Bei den Bayern wird man diese historische Niederlage erstmal verarbeiten müssen.