Das dürfte seit der Einführung des Video-Schiedsrichters eine Premiere sein: Ein Spieler erzielt in einer Partie gleich Treffer – und alle drei Tore werden vom VAR nachträglich aberkannt. Der Pechvogel heißt in diesem Fall Mario Gomez. Der Stürmer des VfB Stuttgart schnürte am Sonntag in Sandhausen einen Dreierpack, aber kein einziges Tor zählte. Gomez hatte jedes Mal knapp im Abseits gestanden. Am Ende verlor der VfB unglücklich mit 1:2 – und der Frust von Gomez war groß. Die Niederlage hatten sich die Stuttgarter allerdings selbst zuzuschreiben, das Projekt Wiederaufstieg gerät so langsam in Gefahr.
Die Fakten für den VfB Stuttgart waren am Ende niederschmetternd: Die Schwaben kassierten in Sandhausen bereits die dritte (!) Auswärtsniederlage in Folge. Und Gomez – der den Ball drei Mal über die Linie gebracht hatte – tauchte in der Torschützen-Statistik der Partie nicht auf.
Tolles Fallrückzieher-Tor zählt nicht
Bereits in der zehnten Minute hatte Gomez zum vermeintlichen Ausgleich getroffen, das Tor wurde aber wegen einer knappen Abseitsstellung aberkannt. Kurz vor der Pause jagte der ehemalige Nationalspieler das Leder dann sehenswert per Fallrückzieher ins Netz, minutenlanger Jubel – und dann wieder die kalte Dusche.
Der Treffer wurde vom Video-Referee in Köln überprüft. Resultat: Gomez stand zuvor mit dem Knie nur zentimeterweit im Abseits. Das Ganze wiederholte sich dann noch einmal in der 71. Minute, als Gomez erneut traf – und Schiedsrichter Harm Osmers das Tor erneut wegen Abseits annullierte.
Der VAR kann ganz knappes Abseits gar nicht auflösen
“Der Schiri hat mir gesagt, es wären jedes Mal nur drei Zentimeter gewesen. Kann man das mit der aktuellen Technik wirklich zu 100 Prozent überprüfen? Für uns Stürmer ist das alles eine Katastrophe”, machte Gomez seinem Ärger nach dem Schlusspfiff Luft.
Der Frust des VfB-Angreifers ist verständlich, denn dass die sogenannte “kalibrierte Linie” auch eine ganz knappe Abseitsstellung immer zweifelsfrei belegen kann, ist ein Märchen. Warum das technisch überhaupt nicht möglich sind, belegen wunderbar diese beiden Artikel im Fußball-Magazin 11 Freunde und im BVB-Fanzine “Schwatzgelb”.
Der Frust des Mario Gomez
Gomez gab zu, ursprünglich ein großer Freund des Video-Beweises gewesen zu sein. Das sieht der 34-Jährige aber inzwischen anders: “Ich habe wirklich gedacht, dadurch wird es gerechter. Aber jetzt bin ich froh, dass meine Karriere fast vorbei ist – und ich mich nicht noch jahrelang damit rumärgern muss.”
Stuttgart insgesamt zu schlafmützig
Dass der VfB am Ende mit einer Niederlage die (kurze) Heimreise antreten musste, hatten die Stuttgarter aber sich selbst zuzuschreiben. Schon nach 24 Minuten stand es 2:0 für den SV Sandhausen durch einen Doppelschlag von Bouhaddouz – der VfB hatte zwei Mal nach einer Ecke gepennt.
Stuttgart wachte erst in der zweiten Halbzeit auf und wurde dominanter – aber die Gastgeber brachten den Vorsprung am Ende mit viel Leidenschaft über die Ziellinie. Der Anschlusstreffer durch einen Elfmeter von Wamangituka (89.) kam zu spät.
Sechs Punkte Rückstand auf Bielefeld
Durch die Niederlage ist der Abstand auf Tabellenführer Arminia Bielefeld jetzt schon auf sechs Punkte angewachsen. Nach 15 Partien ist Stuttgart nur Dritter – und im Rückspiegel kommen Heidenheim, Aue und Kiel. Sollte der VfB nicht schnell die Kurve kriegen, droht Trainer Tim Walter ein ungemütliches Weihnachten.