Kroatien besiegt Argentinien und kann allmählich zu den Favoriten gezählt werden. Vor allem sorgt dafür das geniale Mittelfeld um Luka Modric. Die Sprüche überlässt er lieber seinen Kollegen.
Am Mikrofon war er deutlich unsicherer als auf dem Feld. Nach seiner Show beim 3:0-Spiel gegen Argentinien griff Luka Modric auf allgemeine Fußballerfloskeln zurück, anstatt sich im Rampenlicht zu sonnen.
„Unser größtes Ziel konnten wir erreichen. Wir schauen von Spiel zu Spiel und werden nicht euphorisch“, meinte der Kapitän der Kroaten. Große Worte zählen nicht zum Repertoire des Mittelfeldstrategen, dafür große Taten: Der 32 Jahre alte Spieler brillierte gegen die Argentinier und stellte sogar die Leistung Messis in den Schatten.
Nach ihrem zweiten Sieg in der Gruppe befindet sich Kroatien nun im Achtelfinale. Nächsten Dienstag wird es gegen Island um den Gruppensieg gehen. Überraschend ist die starke Leistung Kroatiens aber nicht, wenn man sich den Kader einmal genauer ansieht.
Seit die Mannschaft von 1998 WM Dritter wurde, standen alle folgenden Formationen in ihrem Schatten. Das kann sich jetzt ändern, besonders wegen Modric. Schon beim 2:0 im Spiel gegen Nigeria war er der Dreh- und Angelpunkt. Gegen die Argentinier spielte er schnelle und gute Konter. Wenn nötig, nahm er das Tempo heraus. „Modric gibt den Ton für die kroatische Nationalmannschaft an“, hieß es in einer spanischen Zeitung.
Beeindruckende Statistik von Modric
Gemeinsam mit Ivan Rakitic, der beim FC Barcelona spielt, war der Kicker von Real Madrid Hauptverantwortlicher für das Spiel der Kroaten. Gekrönt hat er seinen starken Auftritt mit dem Treffer zur vorzeitigen Entscheidung, dem 2:0. In der 80. Minute versenkte er den Ball mittels Fernschuss zielsicher im Tor der Argentinier. Er landete im rechten Eck und war für den Keeper nahezu unhaltbar. Darüber hinaus hatte Modric 62 Ballkontakte und an vier von 14 Torschüssen der Kroaten beteiligt. Er spielte auch 29 Pässe in die Hälfte des Gegners – das sind so viele wie kein anderer Mitspieler. Zudem fanden 83 Prozent seiner Zuspiele den eigenen Mann. Bei so großer Ballsicherheit im Mittelfeld ist es wenig verwunderlich, dass die Kroaten das Spiel dominieren konnten.
Überzeugen konnte Modric aber nicht nur im offensiven Spiel. Insgesamt konnte er 67 Prozent der Zweikämpfe für sich gewinnen. Das ist ein sensationeller Wert für einen Mittelfeldspieler, der eigentlich offensiv orientiert ist. Bei einer Größe von nur 1,72 Metern konnte er außerdem alle Luftzweikämpfe für sich entscheiden.
Wer am Mikro nicht so redselig ist, kann die Statistik für sich sprechen lassen. Das ist, was Modric getan hat. Auch ohne viele Worte weiß er daher zu beeindrucken. Das Getöse ließ der Kapitän für die anderen. So zum Beispiel dem Linksverteidiger Vrsaljko, welchen man nach dem Spiel auf den Trainer Argentiniens, Jorge Sampaoli, ansprach. „Sampaoli meinte, sie hätten dominiert? Dann frage ich mich, welches Spiel er sich angeschaut hat. Mir sind jedenfalls nur argentinische Spieler zu Augen gekommen, die ständig auf dem Boden lagen und weinten wie Mädchen“, äußerte sich Vrsaljko.
Am Ende ließ sogar Modric sich zu einer, zumindest für seine Verhältnisse, frechen Aussage hinreißen: „Ich denke, dass wir noch mehr schaffen können.“