Die Stars der WM sind Ronaldo, Neymar und Messi. Wirklich ins Turnier finden konnte aber nur einer der Drei. Bei Neymar ist es vor allem dessen Frisur, die im Vordergrund steht. Messi hat unter seiner Rolle im Team zu leiden.
In puncto Glamour erlebte die WM vergangenen Sonntag zweifelsohne ihren Höhepunkt. So verbrachten der Schweizer Behrami und der Brasilianer Neymar viel Zeit zusammen, weil jener eine Lehrstunde in Zweikampfführung erteilte und aufgrund seiner Anleitung der Schweizer Zugriffe ein respektables Remis zustande brachte. Neymar blieb ernüchtert zurück.
Nach dem Abpfiff dauerte es fast zwei Stunden, ehe man die Brasilianer am Stadionausgang sah, die Schweizer befanden sich schon längst auf der Heimfahrt. Neymar humpelte ein wenig, es war sein erstes Wettkampfspiel nach über drei Monaten Fußverletzung bestritten. Insgesamt hat er zehn Fouls verkraften müssen, so viel wie zuletzt ein Spieler 1998. Allerdings sagte er den Reportern, es sei „nicht besorgniserregend.“ Hätte der Schiedsrichter mehr als drei Karten zeigen müssen? „Ich möchte den Schiedsrichter nicht kommentieren. Aber wenn sie nicht aufpassen, ist das nicht gut für den Fußball.“
Trotz der Enttäuschung – es war kein komplett schlechtes Debüt der teuren Profis. Allein, dass die Aufmerksamkeit auf Neymar lag und er so viele Fouls kassierte, sprach für ihn. Ebenso war er am Führungstor Brasiliens durch den Schuss von Coutinho beteiligt, indem er eine unvergleichliche Tempoverschärfung mit dem Ball anleitete.
Messi und Ronaldo „vom anderen Planeten“
Lionel Messi und Ronaldo bezeichnete Neymar als „vom anderen Planeten.“ Diese außerirdische Herkunft konnte beim Auftaktspiel allerdings nur einer beweisen: Ronaldo aus Portugal. Sein Hattrick im Spiel gegen Spanien beeindruckte so wie sehr wie schon lange keine Einzelperformance mehr.
Gegen Messi hingegen wurden in vielen Talkshows Vorwürfe laut. Nämlich dass er das Spiel monopolisiere, dass es neben ihm keinen anderen Leader geben könne, sodass Argentiniens Spiel zum einen ausrechenbar und zum anderen niemand in der Lage sei, einen schwachen Tag des Weltfußballers aufzufangen. Diese Schieflagen und Debatten kennt man schon vom FC Barcelona. Jedoch ist es in der Nationalelf nur teilweise Messis Schuld.
Durch den Verdacht, er würde sich in der argentinischen Mannschaft nicht so bemühen wie in seinem Klub, wurde er gegen seinen Willen von Interview zum Interview und von einem Kriegsschwur in den nächsten gedrängt, nur um seine Motivation zu dokumentieren. Doch er ist nicht wie Maradona, der auf Pathos funktionierte. Viel eher verkrampft es ihn.
Ronaldo ohne Rucksack
Gegen Island meinte man schon beim Anlauf zum Elfmeter ein Scheitern zu erkennen. Natürlich ist es verlockend, einen Zusammenhang zur Ronaldo-Gala vom Vorabend zu knüpfen. Die Messlatte der großen Konkurrenten mag ihn noch mehr unter Druck setzen. Es ist wie im Hochsprungfinale der Olympischen Spiele, wo jeder seinen WM-Kampf alleine ausfechtet. Interessant ist aber folgender Unterschied: Ronaldo ist der einzige, der ohne Rucksack springt. Zwar ist von ihnen noch keiner Weltmeister geworden. Doch wo Neymar und Messi die Olympischen Spiele gewannen, scheiterten die Portugiesen bisher immer bei kontinentalen Meisterschaften. Vielleicht könnte Messi durch Ronaldo motiviert werden, denn jener galt auch als Turnierversager seit der EM 2016. Die Kritiken wurden heftiger als er den Elfmeter gegen Österreich verschoss. Danach zeigte sich Ronaldo so genervt, dass er ein Reportermikrofon in den See schmiss. Vielleicht war das die entscheidende Befreiungstat. Ob Neymar oder Messi zu ähnlichen Taten in der Lage sind?