Drei Spiele, drei Siege, kein einziges Gegentor. Der FC Liverpool ist fantastisch in die neue Premier League Saison gestartet. Die bisherigen Gegner West Ham United, Crystal Palace und Brighton & Hove Albion waren, bei allem Respekt, nicht die allergrößten Herausforderungen der Premier League. Ein erster kleiner Härtetest für die Titelambitionen der Reds wartet am Samstag um 13:30 Uhr mit Leicester City. Im Vorfeld kommentierte Jürgen Klopp die Verpflichtung eines neuen Teilzeit- Spezialisten für das Trainerteam des LFC sowie die öffentliche Unmutsbekundung seiner alten und neuen Nummer 2 im Tor, nicht den Verein verlassen zu dürfen.
Beide Beine fest auf den Boden, Ball in beide Hände und mit Schwung über den Kopf hinweg einwerfen. So einfach scheinen Einwürfe dann aber doch nicht zu sein. Zumindest nicht in Perfektion. Denn schließlich gibt es da noch Thomas Gronnemark. Der Däne hält den Einwurf- Rekord, gilt als wahrer Experte für die hohe Kunst des Einwurfes und hat sich als Trainer auf diesen Bereich spezialisiert. Davon, das musste der weit herumgekommene Trainer des Liverpool Football Club Jürgen Klopp bei der Pre- Match- Pressekonferenz zugeben, hatte auch er noch keine Ahnung. “Von einem Einwurf-Trainer hatte ich noch nie etwas gehört”, gestand Klopp.
“Als ich aber von Gronnemark hörte, war klar, dass ich ihn treffen will. Und nach dem Treffen war zu 100 Prozent klar, dass ich ihn auch verpflichten will.” Schließlich schreitet die Professionalisierung des Fußballs in jedem Bereich unaufhaltsam voran. Nun also auch bei der Ausführung von Einwürfen. Man könne nicht genug Spezialisten haben, verteidigte der Trainer den ungewöhnlichen Neuzugang. “Er ist ein guter Typ und hat schon einen Unterschied gemacht.” Ein weiterer Baustein also, der dazu beitragen soll, dass Liverpool endlich wieder die Premier League gewinnen kann. Und Anlass für die berühmte Klopp'sche Freude.
Klopp ermahnt Spieler, Probleme intern anzusprechen
Deutlich weniger erfreut zeigte sich Jürgen Klopp über ein Interview, dass Simon Mignolet der belgischen Zeitung ‘Het Laatste Nieuws' gegeben hatte. Darin kritisiert Mignolet die Verantwortlichen des Liverpool FC einschließlich des Trainers Jürgen Klopp dafür, seinem Konkurrenten aus dem vergangenen Jahr um die Nummer 1, Loris Karius, die Freigabe für einen Wechsel erteilt zu haben, ihm aber nicht. „Ich finde es bizarr, dass Karius ausgeliehen wird, während ich auch Möglichkeiten hatte, verliehen zu werden“, monierte der belgische Schlussmann. „Aber aus irgendeinem Grund war das nicht möglich. Ein Keeper, der mir im letzten Jahr vorgezogen wurde, kann auf Leihbasis gehen. Seltsam.“ Im Sommer verpflichteten die Reds mit Alisson Becker eine neue, klare Nummer 1, gegen die weder Karius, noch Mignolet Aussicht auf Einsatzzeit haben. Dies ist Mignolet auch bewusst. “Dieser Transfer von Karius ändert nichts für mich”, schimpfte die designierte Nummer 2 in diesem Jahr zwischen den Liverpooler Pfosten.
Dass ein ordentliches Gehalt im Fußball nicht alles ist, stellte er noch einmal deutlich heraus. “Ich bin immer deutlich gewesen: Ich will spielen. Nummer zwei oder Nummer drei macht wenig Unterschied. Spielminuten sind das Wichtigste. Nach dem Abgang von Loris wurde mir nichts gesagt. Also ich weiß nicht, wie meine Zukunft in Liverpool ist. Wir werden sehen, was in dieser Woche passiert”, meinte der 30- Jährige mit etwas Resthoffnung, doch noch wechseln zu können. Diese zerschlug sich aber schnell. Immerhin hatte Liverpool neben Karius, der für zwei Jahre an Besiktas Istanbul samt anschließender Kaufoption ausgeliehen wird, in diesem Sommer bereits schon einen weiteren Keeper, Danny Ward, für stolze 14 Mio. Euro an den morgigen Gegner Leicester City verkauft.
Abseits aller vernünftiger Überlegungen und Kaderplanungen einzelne Profis betreffend, stellte Jürgen Klopp ganz prinzipiell klar. “Seine persönlichen Probleme in der Öffentlichkeit zu diskutieren ergibt grundsätzlich nicht allzu viel Sinn. Es ist besser, miteinander zu sprechen, daran glaube ich fest.” Natürlich durfte sich Simon Mignolet direkt angesprochen fühlen. Diesen lobte der Reds- Coach dennoch als “Top-Profi und Top-Torwart”. Außerdem äußerte Klopp sein Verständnis darüber, dass Mignolet “natürlich nicht glücklich darüber [ist], Nummer zwei zu sein”. Andererseits “gibt es Schlimmeres auf der Welt, als eine Nummer zwei zu sein – eine ziemlich gut bezahlte übrigens”. Der auch in der belgischen Nationalmannschaft als Vertreter von Thibaut Courtois agierende Mignolet werde “natürlich nicht” mehr abgegeben in diesem Transferfenster. Die Konkurrenzsituation hat sich bei den Reds noch einmal verschärft im Vergleich zum Vorjahr. Dies wurde bewusst forciert, um konkurrenzfähig in der Premier League, den englischen Cup- Wettbewerben sowie der Champions League zu sein. Da müssen persönliche Befindlichkeiten hinten angestellt werden. Und ganz grundsätzlich gilt, nicht nur für Mignolet, sondern für alle Spieler im Kader des FC Liverpool in den Worten Jürgen Klopps: “Wenn man mir was sagen will, sagt man es mir besser direkt – das hilft”. Auch wenn es Simon Mignolet nicht zu einem neuen Klub verholfen hat.