Ein Punkt aus den letzten fünf Pflichtspielen, vier Niederlagen in Folge: Für Florian Kohfeldt wird nach gut sechs Wochen in Wolfsburg die Luft schon wieder dünn. Nach den drei Auftaktsiegen im Anschluss an seine Benennung gelang den Wolfsburgern nicht mehr viel. In der letzten Bundesliga-Partie gegen Mainz stellte der VfL einen neuen Vereinsrekord auf: Nach nur vier Minuten mit zwei Toren in Rückstand zu liegen – das gelang den Wölfen noch nie. Am Ende verlor man mit 0:3. Wolfsburgs Sportdirektor Marcel Schäfer fand bereits nach dem Mainz-Spiel deutliche Worte. Das könne nicht der Anspruch sein, so Schäfer, man habe in Mainz in allen Belangen nicht das gesehen, was man sich vorstelle. Es gäbe Dinge, die man schnell ändern müsse, da sei man dran, erklärte der Sportdirektor.
VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer sprach nach der Partie im Mainz auch von dem anstehenden Champions League-Heimspiel gegen den OSC Lille. Man müsse nun schleunigst den Hebel umwerfen, gegen Lille habe man noch eine Riesenchance, so Schäfer.
Aus der im Vorfeld oft als Alles-oder-Nichts-Spiel apostrophierten Partie gegen Lille wurde ein Nichts. Bei einem Sieg am Mittwochabend hätte man in der Champions League überwintert. Nach der 1:3-Niederlage gegen den französischen Meister ist man aus den europäischen Wettbewerben komplett raus.
Verzweifelte Ursachenforschung für Wolfsburgs mangelnde Konstanz
Wie in Mainz kassierte man Mittwochabend gegen Lille einen frühen Gegentreffer, wodurch es sich die Wölfe selbst unnötig schwer machten. Man habe nicht am Limit gespielt, resümierte VfL-Trainer Kohfeldt, und dann reiche es gegen Lille einfach nicht.
Man habe in einem Spiel, in dem man liefern musste, nicht geliefert. Die eigene Leistung sei schlicht nicht Champions League-reif gewesen, fuhr Kohfeldt fort.
Wölfe verteidigen naiv
VfL-Kapitän Maximilian Arnold bemängelte die Unaufmerksamkeit, mit der seine Mannschaft Mittwochabend auf dem Platz agierte. Speziell beim ersten Gegentor habe man sich etwas naiv angestellt. Und dann laufe man natürlich der Musik hinterher, so Arnold.
Schon nach dem Spiel gegen Mainz sprach Arnold die Misere an, die sich durch die ganze Saison zog: die fehlende Konstanz. In der vergangenen Saison habe man mit einer ganz anderen Intensität gespielt, man habe immer Vollgas gegeben. In der neuen Spielzeit sei eine eigentümliche Sorglosigkeit eingekehrt, ergänzte VfL-Rekordspieler Arnold.
Gibt es bei den Wolfsburgern ein Mentalitätsproblem?
Führungsspieler wie Josuha Guilavogui bemängeln fehlende Leidenschaft. Man müsse reden, so ginge es nicht weiter, mahnte Guilavogui schon nach dem Mainz-Spiel. Sportdirektor Schäfer glaubt, es sei zu einfach, von fehlender Mentalität zu sprechen. Sie müsse nur wieder deutlich sichtbar werden.
Florian Kohfeldt glaubt, dass es die Hauptaufgabe sein wird, Konstanz zu erzielen. Die starke Leistung der Wolfsburger in der vergangenen Saison beruhte weniger auf individueller Qualität, sondern auf einer kompletten mannschaftlichen Geschlossenheit, die an jedem Wochenende zu sehen war, glaubt der VfL-Trainer.
Aktuell würde sie nur phasenweise sichtbar, und verschwände dann in Spielen wie gegen Mainz komplett. Warum das so sei, müsse er ergründen, so Kohfeldt weiter. Viel Zeit bekommt er dafür vermutlich nicht mehr.
Es wird unruhig: Drei Endspiele für Kohfeldt
Der VfL Wolfsburg steht nach den letzten Niederlagen mittlerweile auf dem achten Tabellenplatz. Zwei Plätze und drei Punkte von den Rängen entfernt, die zur Teilnahme an den internationalen Wettbewerben berechtigen. Dass die erneute Teilnahme an der Champions League, mindestens aber der Europa League, das klare Saisonziel der Werkself ist, versteht sich von selbst.
Um das Ziel zu erreichen, muss man aufhören, Spiele zu verlieren. Vor der Winterpause steht in der Bundesliga noch die englische Woche auf dem Spielplan. Von den drei Partien gegen Stuttgart, Köln und die Bayern sollte Florian Kohfeldt mit den Wolfsburgern die eine oder andere gewinnen. Sonst starten die Wölfe im Januar wohl mit einem neuen Trainer in die Rückrunde.