Der Krisengipfel zur Lage der deutschen Nationalmannschaft in Frankfurt am Main ist beendet. Rund drei Stunden debattierten Vertreter von DFB, DFL und einigen Bundesligaklubs am heutigen Dienstag unter anderem über das WM-Debakel, die Zusammenarbeit zwischen der Nationalelf und den Vereinen und auch über die Bewerbung für die Europameisterschaft 2024.
Ab 13 Uhr kamen nach und nach mehrere hochrangige Vertreter zum Krisengipfel in die Räumlichkeiten der DFL nach Frankfurt/Main. DFL-Präsident Reinhard Rauball erschien gar mit Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge zusammen. Auch DFL-Geschäftsführer Christian Seifert und Vizepräsident Peter Peters waren bereits früh vor Ort. Weitere Top-Vertreter der Klubs waren unter anderem Rudi Völler (Bayer 04 Leverkusen), Christian Heidel (FC Schalke 04), Hans-Joachim Watzke (Borussia Dortmund) oder Jörg Schmadtke (VfL Wolfsburg).
Aus der “DFL-Kommission Fußball” kamen Michael Preetz (Hertha BSC), Stefan Reuter (FC Augsburg) und Fredi Bobic (Eintracht Frankfurt). Aus den Reihen des DFB waren neben Präsident Reinhard Grindel auch Bundestrainer Joachim Löw, Direktor Oliver Bierhoff, Generalsekretär Friedrich Curtius, Sportdirektor Horst Hrubesch und der Sportliche Leiter Nationalmannschaften Joti Chatzialexiou anwesend. Mit Matthias Sammer (externer Berater bei Borussia Dortmund) war auch ein ehemaliger DFB-Funktionär unter den Teilnehmern. Der ehemalige DFB-Sportdirektor (2006 bis 2012) verließ um kurz vor 16.00 Uhr als Erster die DFL-Zentrale. Erst eine Stunde später folgte nach und nach der Rest.
Die Präsidenten Rauball und Grindel beschworen anschließend in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass insgesamt Konsens herrsche. “Es hat sich gelohnt, Joachim Löw und Oliver Bierhoff haben dezidiert vorgetragen”, so Rauball. “Alle Teilnehmer des Treffens haben ihnen das Vertrauen ausgesprochen.” Grindel sprach davon, dass “DFB und Bundesliga an einem Strang ziehen” müssten. Dieses Interesse hätten jedoch alle Teilnehmer gehabt. Den Austausch hatte man bereits “heute begonnen”. Rauball kündigte außerdem weitere Treffen mit ähnlichen Inhalten an: “Wir werden uns auch in dieser Form in absehbarer Zeit zusammensetzen, um dem auch weitere Tiefe zu geben.”
Die Jugend und die Trainer bereiten Sorgen
Inhaltlich ging es beim heutigen Krisengipfel neben dem WM-Debakel von Russland auch um die deutsche Bewerbung zur EURO 2024. Bereits vor neun Tagen hatte es hierzu ein Treffen zwischen DFL, DFB und auch Vertretern des FC Bayern München gegeben. Darin sei das gemeinsame Ziel formuliert worden, die EM unbedingt nach Deutschland zu holen und öffentlich Einigkeit zu demonstrieren. Die UEFA wird am 27. September in Nyon über die Vergabe des Turniers entscheiden. Die Türkei ist der einzige Konkurrent von Deutschland.
Die sportliche Leitung der Nationalmannschaft will am kommenden Freitag dem Präsidium die WM-Analyse vorlegen. Bereits am 6. September steht das nächste Pflichtspiel Deutschlands auf dem Programm: In der Münchner Allianz-Arena geht es in der neu geschaffenen UEFA Nations League gegen Weltmeister Frankreich.
Beim Krisengipfel ging es auch im die Trainerausbildung in Deutschland. Rauball sagte, dass die jüngeren Jahrgänge “Grund zur Sorge” bereiten würden. Belegt sei dies auch durch die schwachen Auftritte deutscher Jugendnationalmannschaften bei den letzten Turnieren. Der Europameistertitel der U-21 bei der EM 2017 könnte der letzte Titel für eine längere Zeit gewesen sein, mahnen immer wieder einige Experten. Die Klub- und Verbandsvertreter kommunizierten nun, dass künftig mehr Wert auf Individualität gelegt werden soll.