Spielt Dynamo Dresden in der kommenden Saison doch in der 2. Bundesliga? Unvorstellbar ist dieses Szenario nach jüngsten Medienberichten zumindest nicht mehr. Rein sportlich sind die Sachsen zwar in die 3. Liga abgestiegen, aber Dynamo will sich jetzt juristisch wehren. Der Grund: Als einziger Proficlub konnte Dresden kurz vor dem Neustart nicht richtig trainieren. Wegen mehrerer Coronafälle im Team mussten sämtliche Profis für 14 Tage in häusliche Quarantäne, nicht einmal Läufe im Freien waren gestattet. Danach musste die Mannschaft von Trainer Markus Kauczinski das mörderische Programm von neun Spielen in 28 Tagen durchziehen. Die Dynamo-Bosse sehen darin einen krassen Wettbewerbsnachteil. Erste Gespräche mit der DFL (Deutsche Fußball Liga) laufen, es geht für das nächste Spieljahr um eine mögliche Aufstockung der 2. Liga auf 19 Vereine.
Das Interview von Chris Löwe dürfte vielen Fußballfans noch gut in Erinnerung sein. Am 32. Spieltag hatte Dynamo mit 0:2 bei Holstein Kiel verloren, der Abstieg war damit so gut wie besiegelt. Danach platzte es aus dem Kapitän heraus, der ganze Frust der Corona-Wochen entlud sich vor den laufenden Sky-Kameras.
Frust-Interview von Chris Löwe
“Am Ende müssen wir hier den verf… Preis bezahlen für den ganzen Scheiß. Die Herren von der DFL sitzen auf ihren weichen Sesseln, die interessiert es doch überhaupt nicht wie wir uns fühlen. Das ist denen alles egal. Alles wird über unsere Köpfe hinweg entschieden. Wir sind die Idioten, wir müssen das alles ausbaden”, so das emotionale Statement von Löwe, bis ihm sogar die Tränen kamen.
Dynamo erwägt rechtliche Schritte
Die Wut des 31-Jährigen war in diesem Moment verständlich. Wer weiß, ob Dynamo Dresden den Klassenerhalt unter normalen Umständen geschafft hätte? Dass bei den Spielern vor allem in den letzten Partien die Kraft fehlte, war in jedem Fall offensichtlich.
Schon unmittelbar nach dem Ende der Saison hatten die Verantwortlichen in Dresden angekündigt, über eine mögliche Klage zu beraten. Auch der ebenfalls extrem frustrierte Trainer Markus Kauczinski befürwortete ein juristisches Vorgehen gegen den Abstieg.
Diskussionen mit der DFL
Dies hat nun der neue Sportvorstand Ralf Becker federführend übernommen. Ein erstes Treffen mit der DFL in Frankfurt hat bereits stattgefunden, so berichtet es die Bild-Zeitung. Demnach hat Dynamo seine Anwälte bereits mit einem Gutachten beauftragt. Es geht um die Frage, ob die Abstiegsregelung für die abgelaufene Saison ausgesetzt werden muss. Und falls dies abgeschmettert wird, will Dresden wohl zumindest eine saftige Entschädigungszahlung der DFL.
Chancen stehen schlecht
“Unter diesen speziellen Voraussetzungen sollte es keine Absteiger geben. Das wäre eine solidarische Botschaft der DFL und auch ein Imagegewinn für den Verband. Es haben sich schließlich alle Vereine ohne egoistische Motive bereit erklärt, die Saison fortzusetzen”, wird Becker zitiert.
Ob Dynamo Dresden mit dem Vorstoß aber wirklich Erfolg hat, bleibt zweifelhaft. Würde die DFL einknicken, wäre ein Präzedenzfall geschaffen. Dann würden wohl weitere Absteiger aus der ersten und zweiten Liga den nachträglichen Klassenerhalt fordern. Und in der 3. Bundesliga ist Preußen Münster mit einer ähnlichen Klage bereits gescheitert.
Eine Aufstockung der 2. Bundesliga auf 19 Mannschaften hätte zudem massive Terminprobleme zur Folge. Der Spielplan wird wegen Corona ohnehin extrem eng sein, die Winterpause fällt in der kommenden Saison praktisch weg.
Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen
