Kimmichs fieser Tritt gegen Sancho: Kein Rot wegen Bayern-Bonus?

Simon Schneider | am: 05.08.19
Kimmich Sancho Bayern-Bonus klare Rote Karte
Joshua Kimmich leistete sich im Supercup eine üble Tätlichkeit gegen Jadon Sancho vom BVB. Warum der Bayern-Verteidiger dafür nicht die Rote Karte sah, ist völlig unklar. (Foto: foto2press)

Borussia Dortmund hat den Supercup 2019 gewonnen! Der BVB besiegte am Samstag den FC Bayern München mit 2:0 und sicherte sich damit den ersten Titel der neuen Saison. Im Zentrum der Diskussionen stand nach dem Partie aber vor allem eine Szene, die mit dem sportlichen Geschehen auf dem Rasen nichts zu tun hatte. Bayerns Rechtsverteidiger Joshua Kimmich hatte sich gegen Dortmunds Jadon Sancho eine üble Tätlichkeit geleistet – und dafür nur die Gelbe Karte gesehen. BVB-Sportdirektor Michael Zorc war darüber fassungslos, auch diverse Experten zweifeln einmal mehr an der Sinnhaftigkeit des Videobeweises.

Was genau war passiert? Es lief die 76. Minute im Supercup-Duell zwischen dem BVB und dem FC Bayern, zu diesem Zeitpunkt führte Dortmund bereits mit 2:0. Jadon Sancho hatte entscheidend dazu beigetragen, die Borussia auf die Siegerstraße zu bringen. Das 1:0 durch Paco Alcacer hatte der 19-Jährige genial vorbereitet, das zweite Tor gleich selbst erzielt.

Sancho musste ausgewechselt werden

Genau das hatte offenbar zu erheblicher Frustration bei Joshua Kimmich geführt. Als Sancho den Ball außerhalb den Spielfelds wegspitzelte – die Partie war längst unterbrochen – stieg Kimmich dem Engländer mit voller Absicht auf den Fuß. Sancho ging zu Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Der Dribbelkünstler musste später ausgewechselt werden und lief nach der Partie mit dick bandagiertem Fuß über den Platz.

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Kein Hinweis vom Video-Schiedsrichter

Das Erstaunliche an dieser Szene war allerdings nicht die Tatsache, dass Kimmich sich in einem relativ unbedeutenden Spiel zu so einem fiesen Foul hinreißen ließ. Sondern eher, dass er damit ungeschoren davonkam. Schiedsrichter Daniel Siebert zeigte dem Nationalspieler lediglich die Gelbe Karte, auch Video-Assistent Robert Schröder hatte offenbar keine Tätlichkeit erkannt.

Zorc regt sich auf

Dies brachte Dortmunds Sportdirektor Michael Zorc anschließend so richtig auf die Palme: “Wenn man sich die Bilder nochmal ansieht… also da fehlt mir wirklich jegliches Verständnis, wie man da in Köln im Keller sitzen und sagen kann: das ist nur Gelb. Dann können wir auf den Video-Referee auch gleich verzichten.”

“Dunkelrot” für Experte Kinhöfer

Tatsächlich gab es kaum einen neutralen Betrachter, Journalisten oder Experten, der die Gelbe Karte nachvollziehen konnte. In der Zeitlupe ist eindeutig zu sehen, wie Kimmich dem Dortmunder ganz bewusst auf den Spann tritt. Der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer urteilte in der Bild am Sonntag ganz klar: “Das war sogar Dunkelrot! Der Ball war aus und man sieht, dass Kimmich mit Absicht draufgeht. Unverständlich, dass Daniel Siebert das vom der Video-Referee nicht signalisiert wurde.”

Kimmich bestreitet Absicht

Noch schlimmer machten es die Aussagen der Bayern. Kimmich meinte lapidar: “Das war überhaupt keine Absicht. Ich will den Ball mit der Sohle zurückziehen, in dem Moment stellt er sein Bein dazwischen. Wenn ich dafür eine Rote Karte gesehen hätte, wäre ich ausgerastet.” Und FCB-Sportdirektor Salihamidzic kommentierte allen Ernstes, für ihn sei dies “noch nicht mal Gelb” gewesen.

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Wieder mal der Bayern-Bonus?

Eine glatte Rote Karte hätte für Kimmich ernste Konsequenzen gehabt, denn der Supercup ist ein offizieller DFL-Wettbewerb. Eine Sperre für mindestens zwei Pflichtspiele wäre wohl die Folge gewesen. Hat Schiedsrichter Siebert dem FCB also mal wieder den berühmten Bayern-Bonus eingeräumt?

Siebert und die unguten Erinnerungen an das Pokalspiel in Bremen

Der Referee ist erst vor wenigen Monaten unangenehm aufgefallen, als er den Rekordmeister ebenfalls mit einer krassen Fehlentscheidung bevorteilte. Damals pfiff Siebert beim DFB-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen einen geradezu grotesken Elfmeter für die Bayern, der zum 3:2-Siegtreffer durch Lewandowski führte.

 

 

Simon Schneider Seit etwa 15 Jahren ist Simon im Sportjournalismus aktiv. Seine Karriere begann bei einem Online-Portal und setzte sie anschließend als freiberuflicher Redakteur bei einem großen Sportverlag, der Sport-Revue, fort. Neben seinem umfassenden Fachwissen im Fußballbereich ist er besonders versiert in den Disziplinen Fußball, Esports und Skisport. In seiner aktuellen Position bei der Sp24 hat er sein Themenfeld um Tennis, MMA und Politik erweitert und ist für das aktuelle Nachrichtengeschehen verantwortlich.

Auch in der Redaktion ist Simon als vielseitiger Wett-Experte bekannt, der eine der höchsten Erfolgsquoten aufweist. mehr lesen