Wann geht es in der Bundesliga immer weiter? Diese Frage beschäftigt die DFL (Deutsche Fußball-Liga) und die Vereinsvertreter schon seit Wochen, aber echte Antworten brachte auch ein neues Krisentreffen am Dienstag nicht. Fest steht jetzt allerdings, dass das DFL-Bosse den 36 Profivereinen offiziell empfehlen werden, die Spielpause bis mindestens 30. April zu verlängern. Danach soll erneut geprüft werden, ob und unter welchen Bedingungen die laufende Saison noch zu Ende gespielt werden kann. Führende Experten glauben inzwischen nicht mehr daran, dass vor September überhaupt wieder Fußballspiele möglich sein werden. Dies würde zwangsläufig einen Abbruch der aktuellen Spielzeit und eine finanzielle Katastrophe für die Clubs bedeuten.
Natürlich gibt es in diesen Zeiten wichtigere Themen als den Fußball, aber oft wird erkannt: Es geht nicht nur um die hoch bezahlten Profikicker, sondern um insgesamt etwa 70.000 Arbeitsplätze in Deutschland. Und je länger der Spielbetrieb in der Bundesliga auf Eis liegt, desto mehr Existenzen – von Bratwurstverkäufer bis zur Putzfrau – werden gefährdet.
Neun Mitglieder im DFL-Präsidium
Am Dienstag hat das Präsidium der DFL nun beraten, wie es weitergehen kann im deutschen Profifußball. An der mehrstündigen Videokonferenz nahmen Geschäftsführer Christian Seifert sowie Alexander Wehrle (1. FC Köln), Jan-Christian Dreesen (FC Bayern), Peter Peters (Sckalke 04), Oliver Leki (SC Freiburg), Stefan Schneekloth (Holstein Kiel), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98), Oke Göttlich (FC St. Pauli) und DFL-Direktor Ansgar Schwenken teil.
Geisterspiele als rettende Option
Das Ergebnis: der Ligabetrieb wird bis mindestens Anfang Mai ruhen, die Vereine müssen nur noch formal zustimmen. Wie es dann weitergeht, ist völlig offen. Es sei über alle möglichen Szenarien und Optionen gesprochen worden, so die offizielle Mitteilung der DFL.
Fakt ist, dass es derzeit nur noch um mögliche “Geisterspiele” geht. Spiele mit Zuschauern in voll besetzten Stadien wird man auf absehbare Zeit nicht mehr erleben, so viel Realitätssinn ist inzwischen auch bei den Fußball-Bossen angekommen.
Ohne TV-Gelder drohen Insolvenzen
Daher arbeitet die DFL jetzt mit Hochdruck daran, einen möglichst pragmatischen Plan zu entwerfen. Denkbar sind Bundesligaspiele “ohne Fans und mit einem Minimal-Einsatz von Arbeitskräften in den Bereichen Sport, allgemeine Organisation und Medien. Dann wäre nur Personal im Stadion, das an diesem Arbeitsplatz einer Erwerbstätigkeit nachgeht.”
Alexander Wehrle betonte noch einmal ausdrücklich, dass am gemeinsamen Ziel festgehalten werde: die Saison 2019/2020 irgendwie noch zu komplettieren. Denn sonst werden die für die Clubs überlebensnotwendigen TV-Gelder wohl monatelang fehlen. Und dann drohen Insolvenzen, vor allem in der zweiten und dritten Bundesliga.
Apropos Fernsehen: die DFL hat am Dienstag ebenfalls beschlossen, die neue Ausschreibung der TV-Rechte von Mai auf Juni zu verschieben. Im Moment scheint einfach nichts wirklich planbar.
Experten sind skeptisch
Allerdings ist kaum zu überhören, dass viele Experten immer skeptischer auf mögliche Fußballspiele schauen. Der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hatte in der vergangenen Woche im TV erklärt, in diesem Kalenderjahr sei nicht mehr mit Profifußball zu rechnen – auch nicht mit Geisterspielen.
Bundesliga-Abbruch immer wahrscheinlicher
Alexander Kekulé – Direktor am Instituts für Medizinische Mikrobiologie in Halle – nimmt als das Termin den Herbst ins Auge: “Im September könnte es sich irgendwann bessern, aber höchstwahrscheinlich nicht.” Und so deutet viele darauf hin, dass sich die Bundesliga-Bosse wohl intensiver mit dem schlimmsten Szenario befassen müssen: dem finalen Abbruch der gesamten Saison.